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Bei ihm laufen seit mehr als 20 Jahren die Fäden zusammen: Bruce Wadsworth ist künstlerischer Leiter des „Marler Debüt“ und hat wesentlich zum Erfolg der Konzertreihe beigetragen. Foto: Frank Czarnetski
Bei ihm laufen seit mehr als 20 Jahren die Fäden zusammen: Bruce Wadsworth ist künstlerischer Leiter des „Marler Debüt“ und hat wesentlich zum Erfolg der Konzertreihe beigetragen. Foto: Frank Czarnetski
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Ein einzigartiges Musikerlebnis

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50 Jahre „Marler Debüt“
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Die Marler Konzertreihe ist seit 50 Jahren für zahlreiche Musikerinnen und Musiker, die den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ erfolgreich absolviert haben, eine wichtige Station auf dem Weg in die internationale Spitzenklasse. Stars der Klassikszene, die heute internationales Renommee genießen, haben als junge Musiker ihr Debüt in Marl gegeben.

Seit 1967 öffnet das Theater der Stadt Marl zwei Mal im Jahr Bundespreisträgerinnen und -preisträgern „Jugend musiziert“ seine Türen: Im Frühjahr debütieren hier junge Solisten gemeinsam mit den Bergischen Symphonikern und präsentieren große Orchesterwerke. Im Herbst gehört die Bühne den Kammermusik-Ensembles. Jeweils drei Solisten oder Kammermusik-Ensembles werden eingeladen und gestalten einen Konzert­abend.

Der Beginn der Erfolgsgeschichte des „Marler Debüt“ ist eng mit dem Namen Johann Andreas Lang verbunden. Der gebürtige Münchner studierte zunächst Trompete und Klavier in München, anschließend in Berlin und wurde 1946 Assistent und Solorepetitor von Generalmusikdirektor Fritz Lehmann an den Städtischen Bühnen Wuppertal.

Die nächste berufliche Station war dann bereits Marl, wo er 1964 zum Musikdirektor ernannt wurde. Er gründete die städtische Musikschule und gehörte zu den Gründervätern des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. 1967 rief er das „Marler Debüt“ ins Leben. Damit legte er den Grundstein für eine enge und dauerhafte Partnerschaft zwischen „Jugend musiziert“ und einem kommunalen Veranstalter. Sie ist heute eine der renommiertesten Konzertreihen für junge Musikerinnen und Musiker.

In Marl beheimatet war zu dieser Zeit auch die „Philharmonia Hungarica“, ein Orchester, das 1956 von ungarischen Exil-Musikern in Österreich gegründet worden war. 34 Jahre lang gestaltete die „Philharmonia Hungarica“ das „Marler Debüt“ und sorgte dafür, dass das Renommee dieser besonderen Veranstaltung weit über das Ruhrgebiet hinaus reichte. Im Jahr 2001 löste sich das Orchester auf, an seine Stelle traten für einige Jahre die Bochumer Symphoniker. Seit 2008 sind die Bergischen Symphoniker das Hausorchester des „Marler Debüt“. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass es inzwischen „Konzertableger“ in Remscheid und Solingen gibt, so dass die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker die Gelegenheit haben, ihr Marler Konzertprogramm noch zwei Mal zu wiederholen.

Eine weitere Kooperation trägt ebenfalls prächtige Früchte: Das Deutsche Dirigentenforum, ein Projekt unter dem Dach des Deutschen Musikrates, wird bei der Auswahl eines jungen Dirigenten für das jeweilige „Marler Debüt“ zu Rate gezogen. So profitieren nicht nur die „Jugend musiziert“-Amateure von der Arbeit mit einem Profi-Orchester, auch die jungen Profis am Dirigentenpult machen wertvolle Erfahrungen in ihrem Beruf.

Rettung vor der Bedeutungs­losigkeit

Nach dem jähen Tod von Johann Andreas Lang im Jahr 1990 und einer immer angespannter werdenden Haushaltslage in Marl, verdunkelte sich das Licht auf der Bühne des „Marler Debüt“ und drohte, ganz zu erlöschen. Auftritt: Bruce Wadsworth, gebürtiger Amerikaner, Gitarrist, Musikpädagoge und seit mehr als drei Jahrzehnten im Leitungsteam der Marler Musikschule. Er meldete Interesse an, das „Marler Debüt“ wieder zu beleben, mit einem derartig schlüssigen Konzept, dass die Marler Zeitung am 12. März des Jahres 1996 melden konnte: „Kulturdezernent Joachim Hasselmann geht davon aus, dass es künftig ein Kammerkonzert und ein Orchesterkonzert pro Jahr geben wird. Anlass für diesen Optimismus ist eine enge Kooperation, die der WDR und die Stadt Marl vereinbart haben. Der WDR will sich in Zukunft über die Aufzeichnung der Konzerte hinaus auch finanziell am Marler Debüt beteiligen.“

Bruce Wadsworth machte die Konzertreihe zu einer der ersten Adressen für die musikalische Nachwuchsförderung. Er ist der künstlerische Leiter, auf seinem Schreibtisch laufen die Fäden des Projektes zusammen: Er ist für die Auswahl der jungen Musikerinnen und Musiker ebenso verantwortlich, wie für die Abstimmung des Programms. Selbstredend nimmt er die jungen Musikerinnen und Musiker im Vorfeld in Augenschein, bevor er sie für das „Debüt“ engagiert. Das heißt faktisch, dass er bei jedem Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ unzählige Wertungsspiele besucht.

Inzwischen ist das ein Familienausflug, denn seine Frau und beide Söhne begleiten ihn. In Wadsworths Ressort fällt die Öffentlichkeitsarbeit, er pflegt die politischen Kontakte, den umfangreichen Verteiler der Ehrengäs­te und die Partner, ohne deren Engagement das „Marler Debüt“ nicht denkbar wäre.

Strahlende Schirmherrin

Einen Coup landete Bruce Wadsworth auch, als es darum ging, eine Künstlerpersönlichkeit mit internationaler Strahlkraft als Schirmherrn des „Marler Debüt“ zu gewinnen: 1998 erklärte sich Sabine Meyer, mehrfache Bundespreisträgerin „Jugend musiziert“, weltbekannte Klarinettistin und selbst eine ehemalige Debütantin dazu bereit. Ihr Name ist seitdem fest mit dem „Marler Debüt“ verbunden. Im aktuellen Programmheft schreibt sie:

„Fünfzig Jahre sind für ein Konzert mit Nachwuchsmusikern ein stolzes Alter, und ich gratuliere der Stadt Marl von ganzem Herzen zum außergewöhnlichen Jubiläum ihres Marler Debüts. Die Konzertreihe stellt jungen Musiktalenten ein ebenso seltenes wie bedeutendes Podium bereit: eine Bühne, auf der unsere besten jungen Musikerinnen und Musiker wichtige Konzerterfahrungen machen können, und ein Publikum, das die Leistungen unserer Klassik-Talente zu schätzen weiß. Die Stadt Marl bietet mit diesem besonderen Umfeld begabten jungen Menschen wichtige Starthilfen und leistet damit seit fünfzig Jahren einen beachtlichen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsförderung.“

Das „Marler Debüt“ hat im Laufe von 50 Jahren eine ungeheure Anziehungskraft bei Interpreten und auch beim Publikum entwickelt, die Liste der „Ehemaligen“ ist eindrucksvoll: Anne-Sophie Mutter, Tabea Zimmermann, Frank-Peter Zimmermann, Lars Vogt, Martin Helmchen, Carsten Duffin oder Aljoscha Gerassimez, um nur einige Debütanten zu nennen.

Ein Galakonzert wird die angemessene Form sein, um den 50. Geburtstag des „Marler Debüts“ zu feiern. Am 17. Juni um 19 Uhr öffnet sich im Theater der Stadt Marl der Vorhang. Die drei Solisten des Abends sind allesamt ehemalige „Debütanten“: Der Pianist Alexej Gorlatsch, Bundespreisträger „Jugend musiziert“ zuletzt im Jahr 2005, wartet mit dem 2. Klavierkonzert von Frédéric Chopin auf, der Fagottist Matthias Rácz wird das Konzert für Fagott und Orchester, op 69 von Andreas Aigmüller präsentieren und Sabine Meyer, die 1973 in Marl debütierte, ist mit Mozarts Klarinettenkonzert zu hören. Karten sind im Vorverkauf erhältlich unter: www.imvorverkauf.de/veranstaltung/50-jahre-marler-debuet-galakonzert/ Es spielen die Bergischen Symphoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Peter Kuhn.

„Jugend musiziert“ wünscht dem „Marler Debüt“ viele weitere erfolgreiche Jahre! Es sind, wie in so vielen Fällen, oft die finanziellen Aspekte, die solche traditionsreichen Einrichtungen in die Knie zwingen können. Es ist nicht die Brillanz des musikalischen Nachwuchses, Bruce Wadsworth ist optimistisch: „Ich empfinde immer wieder tiefe Freude zu sehen, was junge Menschen alles erreichen können, welches unglaubliche Potenzial, wie viel Willen, Mut und Engagement in ihnen steckt. In mir bleibt die Zuversicht lebendig, dass die Zukunft der Musik in guten Händen liegt.“ 

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