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Am Ende eines jeden Bundeswettbewerbs lädt Irene Schulte-Hillen, Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben (3. v.l.), zur Vergabe-Sitzung der Sonderpreise ein. Die Jürgen Ponto Stiftung ist mit ihrem Vorstandsmitglied Ralf Suermann vertreten (7. v.l.).
Am Ende eines jeden Bundeswettbewerbs lädt Irene Schulte-Hillen, Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben (3. v.l.), zur Vergabe-Sitzung der Sonderpreise ein. Die Jürgen Ponto Stiftung ist mit ihrem Vorstandsmitglied Ralf Suermann vertreten (7. v.l.).
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Eine unverbrüchliche Verbindung

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Die Deutsche Stiftung Musikleben wird 55 Jahre, die Ponto-Stiftung feiert 40. Jubiläum
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In „Lass’ hören“, dem Buch, das anlässlich des 50. Geburtstages von „Jugend musiziert“ bei ConBrio erschien*, kann man detailliert nachlesen, wie die Verbindung zwischen den beiden Jubilaren und „Jugend musiziert“ zustande kam und wie vital sie bis heute ist. Sie ist mehr als ein halbes Jahrhundert alt und geprägt durch eine schier unübersehbare Zahl von Projekten, Initiativen und Konzertereignissen. Die Passion für die Sache ist es, die die Organisatoren der Institutionen füreinander einnimmt. Dies, und das gemeinsame erklärte Ziel, die Förderung des musikalischen Nachwuchses in Deutschland.

Die berühmte „Henne-und-Ei-Frage“ lässt sich an dieser Stelle rasch klären: Begonnen hat alles in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts mit tatkräftigen, kreativen, finanzstarken Kulturschaffenden, die in Hamburg die Sorge um die musikalische Nachwuchsarbeit umtrieb. Binnen kurzem entdeckte der engagierte Hamburger Eduard Söring einen anderen klugen Kopf im Süden der Republik, Eckart Rohlfs, der zu diesem Zeitpunkt intensiv am Konzept für einen bundesweiten Wettbewerb für den musikalischen Nachwuchs feilte, „Jugend musiziert“.

1963 gründeten der Musikverleger Hans Sikorski und der Bankier Wolfgang Essen zusammen mit weiteren Hamburger Kaufleuten und Vertretern großer deutscher Unternehmen und Verbände die Deutsche Stiftung Musikleben und baten Eduard Söring, im Kuratorium mitzuarbeiten. Bald galten die Spendenaufrufe der Stiftung dem neuen Wettbewerb „Jugend musiziert“. Und blieben es dann über 30 Jahre, denn der wichtigste Stiftungszweck der Hamburger Stiftung bestand in der Unterstützung dieses Projekts, einer „stillen“ Förderung in Form von Spenden, die für „Jugend musiziert“ zur Grundsicherung beitrug.

Söring, der 1972 den Vorstandsvorsitz der Deutschen Stiftung Musikleben übernommen hatte, war, auch aufgrund seiner beruflichen Position, bestens mit der Hamburger Musikszene vernetzt: Leidenschaftlich musizierte er mit seinen Stipendiaten, dazu gehörten die Schüler der berühmten Hamburger Klavierpädagogin Eliza Hansen: Christoph Eschenbach, Justus Frantz, Matthias von Hülsen und seine Schwester Ignes. Sie sollte viele Jahre später, als Ehefrau des Bankiers Jürgen Ponto, für „Jugend musiziert“ eine besondere Bedeutung haben. 1992 war Irene Schulte-Hillen, eine studierte Musikerin, zur Vorstandsvorsitzenden der Stiftung ernannt worden und wurde kurze Zeit später in den so genannten Hauptausschuss von „Jugend musiziert“ berufen.

Von der Sammelleidenschaft zum Deutschen Musikinstrumentenfonds

Schon in den 80er-Jahren war die „stille“ Förderung, das zurückhaltende Mäzenatentum, zunehmend aus der Mode geraten und war als einziges Mittel nicht länger geeignet, die Exis-tenz der Deutschen Stiftung Musikleben dauerhaft zu sichern. So leisteten die Bratschen und Kontrabässe, die Eduard Söring in den 60er-Jahren angeschafft hatte, erste hilfreiche Dienste auf dem Weg zum Deutschen Musikinstrumentenfonds, der im Jahr 1993 gemeinsam mit der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde. Zu den Unterzeichnern der Gründungsdokumente gehörten Hans W. Sikorski, Franz Müller-Heuser, der damalige Präsident des Deutschen Musikrates, Irene Schulte-Hillen und Innenminis-ter Rudolf Seiters. Heute gehören rund 180 Instrumente zum Fonds, etwa 60 Prozent der Instrumente privaten Treuhändern. Auch der Deutsche Instrumentenfonds ist bis heute eng mit „Jugend musiziert“ verbunden, denn die Hälfte aller Fonds-Instrumente ist von vorneherein für Bundespreisträgerinnen und -preisträger reserviert. Die andere Hälfte wird im Rahmen eines ausgesprochen anspruchsvollen Wettbewerbs vergeben, an dem man sich dann beteiligen kann, wenn man einen ersten Preis im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, oder in einem renommierten internationalen Wettbewerb nachweisen kann.

Der hoch dotierte „Eduard Söring-Preis“, der jährlich im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ vergeben wird, erinnert an den Gründervater der Stiftung. Dazu kommen zwei weitere attraktive Sonderpreise und die zahlreichen Sonderpreise für höchstpunktierte Bundespreisträger in ausgewählten Kategorien.

Die Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben, Irene Schulte-Hillen, resümiert: „Einst gegründet aus Sorge um den Nachwuchs in der klassischen Musik in Deutschland, kann die Stiftung auf 55 Jahre Spitzenförderung made in Hamburg zurückblicken und auf eine Stipendiaten- und Alumnischar, die auch international überzeugt und ihren Traum von einer erfolgreichen Musikerkarriere lebt. Das Potential unserer Preisträger und Stipendiaten ist immer wieder überwältigend. Dass sich die Stiftung seit so vielen Jahren erfolgreich für den Spitzennachwuchs in Deutschland einsetzen kann, haben wir unseren großzügigen Förderern, den vielen ehrenamtlichen Mitstreitern und einem wirklich engagierten Freundeskreis zu verdanken.“

Das Jubiläumskonzert findet am 23. Oktober im Großen Saal der Elbphilharmonie statt.

Als Banker noch Bankiers waren: Jürgen Ponto

Zu den Protagonisten, die sich um den bundesdeutschen musikalischen Nachwuchs sorgten, gehörte auch der Bankier Jürgen Ponto. Die junge Pianistin Ignes von Hülsen hatte ihn noch während ihres Studiums kennengelernt und so gehörte auch er, ein Mann mit umfassender kultureller Bildung, zum Umfeld des umtriebigen Eduard Söring. Der wiederum fand im Ehepaar Ponto zwei Menschen, die, fasziniert von seiner Leidenschaft für Kunst und Kultur, bereitwillig auch ihre Kontakte nutzten, um im Namen der Deutschen Stiftung Musikleben Spendengelder einzutreiben. Ponto war 1969 zum Sprecher des Vorstands der Dresdner Bank AG berufen worden, unterstützte die Aktivitäten seiner Frau nach Kräften und gestaltete auch mit juristischer Fachkenntnis die Strukturen der Deutschen Stiftung Musikleben mit. Es war Jürgen Ponto, der den Vorschlag machte, den letzten Wettbewerbstag des Bundeswettbewerbs von „Jugend musiziert“ zu einer Sitzung zu nutzen, in der die Repräsentanten aller bei „Jugend musiziert“ engagierten Stiftungen gemeinsam über die Verteilung der Sonderpreise berieten. Diese Idee ist zur festen Einrichtung geworden: Heute beraten etwa 30 Organisationen und Institutionen über die Vergabe von Preisgeldern in einer Gesamthöhe von 150.000 Euro. Am 30. Juli 1977 wurde Jürgen Ponto in seinem Haus von der RAF ermordet. Als Erinnerung an den Menschen und um sein Engagement als Förderer von jungen Künstlerinnen und Künstlern dauerhaft weiterzuführen, errichteten Ignes Ponto und die Dresdner Bank noch im selben Jahr die Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler. Sie unterstützt und begleitet seither auf vielfache Weise begabte Musiker, bildende Künstler, Schriftsteller und darstellende Künstler in einem frühen Stadium ihrer künstlerischen Entwicklung. Die Jürgen Ponto-Stiftung wird bis heute innerhalb der Commerzbank verwaltet. 2011 trat Ignes Ponto von ihrem Posten als stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums zurück.

Das Gremium ernannte sie zum Ehrenmitglied. Nachfolgerin im Amt ist seitdem die Tochter und Musikerin Corinna Ponto, unter dem langjährigen Vorsitzenden Wolfgang Röller. Insgesamt hat sich die Stiftung bislang mit rund acht Millionen Euro in den Bereichen Musik, Literatur, bildende Kunst, darstellende Künste und Architektur engagiert. Im Bereich der Musik hat sie rund 3,8 Millionen Euro ausgegeben.

Gezielte Elitenförderung

In Andreas Eckhardt gewann die Jürgen Ponto-Stiftung 2008 einen ausgewiesenen Fachmann für den Bereich Musik. Der vormalige Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Direktor des Beethovenhauses Bonn, Präsident der Hindemith-Stiftung und langjährige Hochschulprofessor ist als Fachkurator daran beteiligt, Auswahlverfahren für eine gezielte Förderung zu entwickeln. „Jugend musiziert“ erfüllt die Förderkriterien der Ponto-Stiftung in vielfacher Weise, denn die frühzeitige Teilnahme an Wettbewerben diene der Entwicklung des eigenen musikalischen Profils. Dazu gehören der direkte Vergleich mit anderen Interpreten, die Auseinandersetzung mit dem Werk, dem Publikum und nicht zuletzt mit den eigenen Nerven. An ausgewählte erstplatzierte Bundespreisträger „Jugend musiziert“ vergibt die Stiftung Stipendien und vermittelt sie in Konzertengagements. Diese Förderung, die sich in der Regel über drei Jahre erstreckt, erhalten sowohl Solisten als auch Kammermusik-Ensembles.

Im Laufe ihrer 40-jährigen Geschichte war die Jürgen Ponto-Stiftung aber auch in der Breitenförderung aktiv. Die Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ war eines der ersten Projekte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat und dem Verband Deutscher Schulmusiker. Im Jahr 2012 konnte die Stiftung ein weiteres großes Förderprojekt realisieren: den „Musikpreis der Jürgen Ponto-Stiftung“. Sie konzentriert sich dabei auf die Königsdisziplin der Kammermusik, das Streichquartett. Mit dem mit 60.000 Euro dotierten Preis werden junge professionelle Streichquartette ermutigt, ein Fundament für eine gemeinsame künstlerische Existenz aufzubauen. Das Auswahlgremium für den im zweijährigen Turnus vergebenen Preis besteht aus Vertretern der Stiftung sowie aus Repräsentanten von vier renommierten deutschen Musikfestivals. Bislang sind das Amaryllis Quartett, das Schumann Quartett sowie das Aris Quartett mit dem Preis ausgezeichnet worden.

Engagement, das sich nicht in „Scheckheft-Förderung“ erschöpft, wie es Vorstandsmitglied Ralf Suermann für die Ponto-Stiftung formuliert, und das Herzblut der beteiligten Protagonisten sind es, die die Zusammenarbeit mit „Jugend musiziert“ immer wieder neu beleben.

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Jürgen Ponto Stiftung gibt ihr ehemaliger Stipendiat Igor Levit am 6. Oktober 2017 ein Konzert in Berlin.

* Deutscher Musikrat (Hg.): Lass‘ hören – 50 Jahre Jugend musiziert, 180 Seiten, 4-farbig, Paperback, CB 1238, ISBN: 978-3-940768-38-4, € 22,80

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