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Großer Bahnhof, Nachdenklichkeit, Erfolge

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Auf der Generalversammlung der EMCY ging es um Politik und die Vorstandwahl
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Die Europäische Union der Musikwettbewerbe für die Jugend e.V. (EMCY), mit Sitz in München ist ein Zusammenschluss von rund 50 nationalen und internationalen Jugendmusikwettbewerben in Europa. Die Union wurde 1970 als Vereinigung nationaler Musikwettbewerbe gegründet und öffnete sich 1992 auch für internationale Wettbewerbe. Viele Neugründungen von Wettbewerben hat es in den vier Jahrzehnten gegeben, oft dienten die Regularien und Qualitätsstandards des ältesten Wettbewerbs – „Jugend musiziert“ – als Vorbild. Umgekehrt profitiert der bundesdeutsche Wettbewerb von zahlreichen Förderungen für Preisträger. Sie werden zu Konzerten in ganz Europa eingeladen. Mit besonderem Interesse verfolgten daher die Verantwortlichen von „Jugend musiziert“ die Generalversammlung der EMCY vom 30. März bis 2. April in Ohrid/Mazedonien.

Gastgeber vor Ort war der nationale Wettbewerb der Musik- und Tanzlehrer der Republik Mazedonien. Die Teilnehmer der Generalversammlung wurden vom stellvertretenden Kultusminister Mazedoniens willkommen geheißen, darüber hinaus war ein attraktives Begleitprogramm mit Konzerten und Sight seeing organisiert worden. Für „Jugend musiziert“ war Prof. Ulrich Rademacher angereist, Mitglied des Projektbeirates und seit 2008 so genannter „Stand-in“ für den Bereich „Nationale Wettbewerbe“.

Nachdem das amtierende Präsidium auch den Gründer von EMCY, Dr. Eckart Rohlfs, begrüßen konnte, stand zunächst eine intensive Diskussion über den Entwurf des neuen EU Rahmenprogramms „Creative Europe“ auf der Tagesordnung. Die EU-Kommission hatte den Entwurf im November 2011 vorgelegt. Das Programm soll nach Ablauf des bestehenden Kulturförderprogramms Kultur 2007 ab 2014 in Kraft treten. Präsentiert wurde es in Ohrid von Claire Goddard, Generalsekretärin der EMCY. Von allen nationalen Kulturverbänden hatte der Deutsche Kulturrat die kritischste Haltung den neuen Plänen gegenüber eingenommen und bereits im Januar dazu ein Statement veröffentlicht. Ulrich Rademacher, Mitglied des Fachausschusses „Europa/Internationales“ im Deutschen Kulturrat, fasste als Delegierter die zwei größten Befürchtungen seines Verbandes zusammen: Die Absicht, europäische Netzwerke künftig projektbezogen statt strukturell zu fördern, gefährde deren kontinuierliche und nachhaltige Arbeit. Dazu komme, dass im neuen Entwurf der Begriff Kultur nur noch im Zusammenhang mit Kulturwirtschaft verstanden werde, Kultur damit ihren Eigenwert verliere. 

Am Ende der regen Diskussion war die Resonanz auf die Inhalte des EU-Entwurfs überwiegend positiv, insbesondere, was die im Entwurf skizzierten Elemente Vereinfachung, Verlässlichkeit und Volumen von Förderungen betraf. Nicht alle Sorgen seien unbegründet, so die Bilanz, man blicke aber durchaus hoffnungsvoll in die Zukunft. 

EMCY hat gewählt

Zweiter wichtiger Programmpunkt des dreitägigen Treffens war die Wahl des neuen Präsidiums, das bis 2016 amtieren wird. Der bisherige Präsident Frank Reich stellte sich nicht mehr zur Wahl, da er seinen Wohnsitz inzwischen nach Fernost verlegt hat. 

Zum Präsidenten ernannt wurde Paul Scholer aus Luxemburg, der sich für den „Concours Luxembourgeois pour Jeunes Solistes“ und den Europäischen Jungsolistenwettbewerb verantwortlich zeichnet. Vizepräsident mit dem Schwerpunkt „nationale Wettbewerbe” wurde Tomáš Mann aus der Tschechischen Republik, der die National Radio Competition of the Czech Republic „Concertino Praga“ vertritt. An die Seite gestellt wurde ihm als weiterer Vize Präsident Justas Dvarionas aus Litauen, der den International Balys Dvarionas Competition for Young Pianists and Violinists organisiert. Sein Schwerpunkt: Internationale Wettbewerbe.

Zum Präsidiums-Mitglied für nationale Wettbewerbe wurde Valérie Loher Probst aus der Schweiz gewählt. Dort findet der Schweizerische Jugendmusikwettbewerb statt. Mitglied für internationale Wettbewerbe wurde Boris Svetiev aus Mazedonien, Repräsentant des International Competition for Young Musicians ‚Ohrid Pearls.

Als „Stand-In” wurde für den Bereich nationale Wettbewerbe Ulrich Rademacher bestätigt sowie Alexey Sadykhbekov aus Russland, Vetreter des International Competition for Young Pianists ‚A Step Towards Mastery‘. Zum Ehrenmitglied von EMCY wurde der künstlerische Leiter des traditionsreichen „Charles Hennen Concours“ in Herleen, Peter Weinstock, ernannt. Mehr als 20 Jahre hatte er dem EMCY-Board angehört. Herleen war der erste internationale Wettbewerb gewesen, der der EMCY beitrat.

Kurze Wege

Die offensichtlich gelungene Zusammensetzung des neuen EMCY-Boards fasste Ulrich Rademacher aus dem Blickwinkel von „Jugend musiziert“ zusammen: „Die Mischung aus Ost-West und national-international ist das, was den Reiz von EMCY ausmacht: Mitglieder sind einerseits nationale Jugendwettbewerbe mit einem breit gefächerten Kategorienspektrum. Sie haben künstlerische, aber ebenso pädagogische Ziele. Dazu gehört „Jugend musiziert“. Andererseits sind hier internationale Wettbewerbe vertreten, die oft nur für ein oder zwei Instrumente ausgeschrieben sind und eher die Begabtenauslese als pädagogische Konzepte verfolgen.“

Rademacher ist auch in der neuen Legislaturperiode die Verbindungsstelle zwischen dem EMCY-Präsidium und „Jugend musiziert“. Nicht zuletzt in dieser Funktion ist ihm die wirtschaftliche Absicherung der Geschäftsstelle der EMCY in München ein Anliegen. Denn so bleibt der Austausch mit dem ebenfalls in München beheimateten Wettbewerb „Jugend musiziert“ über kurze Wege erhalten. Auch dem soeben gewählten Präsidium liegt am Verbleib der EMCY-Geschäftsstelle in München.

Zusammen mit der Generalsekretärin Claire Goddard wird das Präsidium ein in Ohrid verabschiedetes Aktionsprogramm ausarbeiten. Geplant sind außerdem Konzertreihen in Europa, ein Treffen der Wettbewerbe im Oktober 2012 in Österreich zum Thema „Nichtklassische Kategorien“ und eine Konferenz der nationalen Wettbewerbe im November 2013 in der Slowakei.

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