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Happy Birthday EMCY

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Tagung und Konzert anlässlich des 50. Geburtstags der Jugendmusikwettbewerbe-Vereinigung
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Ihren 50. Geburtstag konnte die EMCY (European Union of Music Competitions for Youth) nicht feiern – jedenfalls nicht im Jahr 2020, in dem das runde Jubiläum eigentlich anstand. Die Feier wurde jetzt nachgeholt, denn endlich konnten sich die Vertreter*innen der nationalen und internationalen Jugendmusikwettbewerbe, die sich unter dem Dach der EMCY zusammengeschlossen haben, wieder in Präsenz treffen. Eingeladen hatte der Bundeswettbewerb Jugend musiziert unter der Trägerschaft der Deutscher Musik­rat gGmbH. Die Delegierten reisten also nach Bonn, um zunächst in einer inhaltlich orientierten Konferenz, dann in der vereinsrechtlich dominierten Generalversammlung wichtige Themen abzuhandeln.

In seiner Begrüßung erklärte Ulrich Rademacher, Projektbeiratsvorsitzender von Jugend musiziert: „Wir von Jugend musiziert sind stolz darauf, einer von drei Gründungswettbewerben der EMCY zu sein und Sie alle zum Jubiläum in unserer alten Hauptstadt zu Gast zu haben.“ Er verwies auf die Stärken der Vereinigung, die immer ihren künstlerischen und pädagogischen Zielen gefolgt sei, „der Idee des Voneinander-Lernens, der Idee gegenseitiger Wertschätzung, der Idee einer Europäischen Verständigung und der Idee, die Vielfalt in der Einheit Europas genießen zu lernen.“

Rademacher ging auch auf das ein, was die Teilnehmenden aktuell besonders bewegte: „Die europäischen Wettbewerbe haben in den Jahren der Pandemie erstaunliche Resilienz bewiesen. Sie haben digitale Chancen sehr kreativ genutzt und dennoch gezeigt und erlebbar gemacht, dass ein Erleben von Live-Musik von physisch anwesenden Menschen für ein physisch anwesendes Publikum durch nichts zu ersetzen ist. Und die europäischen Wettbewerbe haben in Zeiten von Krieg und Not Zeichen für Solidarität und Freiheit gesetzt. Sie haben unterschieden – und werden hoffentlich weiter unterscheiden – zwischen der Verurteilung jeglicher Aggression und der fortbestehenden Wertschätzung für Menschen und Kulturen.“

Damit hatte Rademacher das zentrale Thema des zweitägigen Treffens angesprochen. Die Diskussion über ein von der Versammlung gemeinsam zu verabschiedendes Statement, die als einer von verschiedenen Punkten auf der Tagesordnung stand: Welche Position bezieht die EMCY, die sich als unpolitische Vereinigung versteht, in einer Zeit, in der es in Europa wieder Krieg gibt? Immerhin sind sowohl Wettbewerbe aus der Ukraine als auch aus Russland EMCY-Mitglieder. Die beiden ukrainischen Vertreterinnen berichteten emotional und bewegend über die Situation in ihrem Land und erfuhren von den Anwesenden deutliche Zeichen der Unterstützung und der Sympathie. Wie aber geht man mit den Mitgliedern aus Russland um? Die Diskussion war intensiv, geprägt von der Verantwortung, die die Teilnehmenden in dieser schwierigen Situation verspürten, getragen von Respekt gegenüber unterschiedlichen Meinungen und von dem Willen, eine gemeinsame Linie zu finden. Das Ergebnis ist eine mit großer Mehrheit verabschiedete Erklärung, in der die EMCY ihre Unterstützung der Ukraine deutlich macht. Sie beginnt mit einem Statement: „The European Union of Music Competitions for Youth strongly condemns Russia‘s unprovoked and unjustified military aggression against Ukraine. Furthermore, it condemns Belarus’ involvement in Russia‘s military aggression.“

Im Anschluss wird auf die zentralen Werte der Vereinigung eingegangen. Geleitet wird die Arbeit der EMCY von fundamentalen Werten der Menschlichkeit, definiert in Artikel 2 des EU Vertrags von Lissabon, in der Charta der Vereinten Nationen und der Verfassung der UNECSO. Dazu gehören unter anderem Gerechtigkeit, Verantwortung für die Umwelt und der Kampf für Frieden. Die komplette Erklärung wird demnächst auf der Webseite der EMCY zu finden sein.

Im vereinsrechtlichen Teil standen Neuwahlen des Vorstands an. Paul Scholer, erfahrener und verdienter Präsident der EMCY, trat zur Wiederwahl an und wurde mit großer Mehrheit gewählt. Gleiches gilt für Justas Dvarionas als Vizepräsident und Veronika Lemishenko (Vertreter der internationalen Wettbewerbe) sowie Valerie Probst als Vizepräsidentin und Boris Svetlev (Vertreter der nationalen Wettbewerbe).

Der runde Geburtstag wurde nachträglich gefeiert durch ein Konzert im Kammermusiksaal des Bonner Beet­hoven-Hauses. In diesem wunderschönen Konzertambiente spielte das Zeisig Trio, Bundespreisträger*innen von Jugend musiziert, mit Leila Fathali (Violine), Aaron Woyniewicz-Böer (Vio­loncello) und Yuanzhen Sun (Klavier) Werke von Ludwig van Beethoven und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Der junge Pianist Giorgio Lazzari, Preisträger des Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs für junge Pianisten Düsseldorf, gab Werke von Robert Schumann und ebenfalls von Ludwig van Beethoven zum Besten. Hier konnten die Zuhörer einmal mehr erleben, zu welchen Leistungen junge Musiker*innen im Stande sind. Sie überzeugten nicht nur durch absolute technische Sicherheit, sondern auch durch eine große Musikalität, die das Publikum fast schwebend den Saal verlassen ließ: ein großer „europäischer“ Hoffnungsschimmer zwischen den Gesprächen über Pandemie und Krieg.

 

 

 

 

 

 

 

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