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Harmonisch, rhythmisch, bunt

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20 Jahre „Jugend musiziert“-Edition
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Zugegeben, die oben stehende Aussage ist ein bisschen geschummelt, genau genommen sind es nun schon 21 Jahre, seit „Jugend musiziert“ auch im Nachbarterrain der Bildenden Kunst Zeichen zu setzen begonnen hat.

Nichts weniger als ein Ganzheitsanspruch an die musische Bildung wird durch „Jugend musiziert“ formuliert und Schützenhilfe leistet Wikipedia: „Musisch sein“, so steht dort, bedeutet die Aufgeschlossenheit gegenüber Kunst sowie die künstlerische Begabung. Wo immer sich „Jugend musiziert“ in den letzten Jahren kritisch zur Verdichtung der Lebenszeit von Schülerinnen und Schülern geäußert hat, spielten neben der Musik auch andere künstlerische Betätigungsfelder ein Rolle: Theater, Fotografie, Tanz oder Malerei. Hinsichtlich der Tatsache nämlich, als eine vertiefte Beschäftigung in diesen Feldern aufgrund der zeitlichen Beanspruchung ganzer Schülergenerationen durch ganztägige Schule und die verkürzte Gymnasialzeit kaum noch möglich scheint.

Natürlich bleibt die Musik das Kerngeschäft des größten deutschen Nachwuchswettbewerbs. Deshalb verabschiedeten die Verantwortlichen im November 2013 im Rahmen einer bundesweit einberufenen Versammlung eine Resolution, in der sie unter anderem fordern: „(…) im Rahmen des regulären Stundenplans ebenso wie in der Ganztagsbetreuung Freiräume zu schaffen, die den individuellen Instrumental- und Vokalunterricht, das Üben und das Ensemblespiel während des Schultags ermöglichen.“

Allein schon um technische Fertigkeiten auf dem Instrument zu vervollkommnen, braucht es Zeit, gar nicht zu reden von der Zeit, um sich mit dem Stück interpretatorisch auseinander zu setzen, es zu begreifen und zu durchdringen. Die gelungene Auseinandersetzung mit komplexen Werken auf der Basis herausragender technischer Beherrschung des Instruments – oder der Stimme – wird bei „Jugend musiziert“ auf allen drei Wettbewerbsebenen mit einer hohen Punktzahl und einem Preis belohnt. Die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker erhalten darüber eine Urkunde, die auf Regional- und Landesebene vom jeweiligen Juryvorsitzenden unterschrieben ist.

Die Urkunde für Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ ist von der Bundesjugendministerin unterschrieben. Über 30 Jahre erhielten die 1., 2. und 3. Bundespreisträger darüber hinaus Geldpreise des Ministeriums. Als Anfang der 90er-Jahre ihre Zahl die 1.000er-Marke knackte und immer weiter stieg, konnten die Geldpreise mit dem rasanten Anstieg der Teilnehmerzahlen nicht mehr mithalten. So entschloss sich der Beirat von „Jugend musiziert“ 1994 zu einem hochkarätigen ideellen Preis, der die Verantwortlichen im Bundesjugendministerium augenblicklich überzeugte: Eigens für die Preisträgerinnen und Preisträger „Jugend musiziert“ wurden Kunstwerke in einer limitierten Auflage geschaffen und bei der Ergebnisbekanntgabe überreicht.

Kunst und Musik: ein Wechselverhältnis

Dahinter stand eine kluge Idee, die musische Bildung bereits praktizierte, als der Begriff von der Kulturpolitik noch gar nicht entdeckt worden war: Bildende Kunst und Musik stehen in vielerlei Hinsicht im Wechselverhältnis zueinander. So liegen beispielsweise der Schöpfung eines Bildes ebenfalls harmonische oder rhythmische Überlegungen zugrunde und oft ist die Notation von Musik auch ein visueller Akt.

Als besondere Anerkennung sollten hier aber nicht Nachwuchskünstler zum Zuge kommen, sondern arrivierte Künstler, deren Kunstwerke den besonderen Ausdruck von Wertschätzung und Auszeichnung für eine über drei Wettbewerbsebenen erbrachte musikalische Leistung repräsentierten. In der aussagekräftigen Arbeit des Künstlers kann die Beziehung zur Musik zum Ausdruck kommen, sie ist aber nicht zwingend. Im 21. Jahr dieser „Jugend musiziert“-Edition blicken die Verantwortlichen auf eine eindrucksvolle Sammlung, die manchem Museum zur Ehre gereichen könnte: Aus vielen Quellen, über Umwege, Geheimtipps, Schreibtische speisen sich die Vorschläge für Künstlerinnen und Künstler, die sich – im Grunde zum Selbstkostenpreis – bereit erklärt haben, die „Jugend musiziert“-Edition mit ihren Ideen fortzuschreiben. In den ersten Jahren wurde „Jugend musiziert“ von der Redaktion der Kunstzeitschrift „art“ beraten. Eine Initiative der Deutschen Stiftung Musikleben: Ihr ist es zu verdanken, dass Künstler wie Ulrich Langenbach, Günther Uecker, Werner Götzinger, Jerry Zeniuk, Heinrich Modersohn, Murshida Arzu Alpana, Karl Bohrmann, Birgit Jensen, Ina Barfuss, Gisela Bullacher oder Pidder Auberger für „Jugend musiziert“ arbeiteten.

Eine Reihe von Künstlern ließ sich über persönliche Kontakte zu „Jugend musiziert“ anwerben. Die in Österreich lebenden Künstler Ernst Friedrich und Renald Deppe gehören dazu, Norbert Fritsch aus Berlin, Pia Fries, Hartmut Neumann und Friedhelm Falke und Martin Assig ebenso wie der weltweit renommierte und hochdotierte Fotograf Wolfgang Tillmans und der international bekannte Schauspieler und Grafiker Armin Müller-Stahl.

Kunst-Wettbewerb der Erwachsenen

Seit einigen Jahren hat die Bundesgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ einen eigenen Wettbewerb gestartet, dem sich auch gestandene Künstlerinnen und Künstler bereitwillig unterziehen: Gemeinsam mit einer Kunstakademie, dem Kultusministerium eines Bundeslandes oder, wie zuletzt, mit Hilfe der Kunstsektion der Niedersächsischen Sparkassenstiftung wird eine Ausschreibung veröffentlicht, auf die hin sich speziell die Künstler des Bundeslandes, in dem der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ zu Gast ist, bewerben können. Damit intensiviert sich zwischen dem Wettbewerb und dem gastgebenden Bundesland die Bindung noch einmal.

In Thüringen 2003 waren das Jürgen Postel, Walter Sachs und Adelheid Eichhorn, in Mecklenburg-Vorpommern 2011 die Künstler TO Helbig, Lucia Schoop und Iris Vitzthum, im Jubiläumsjahr 2013, das „Jugend musiziert“ in Erlangen, Fürth und Nürnberg beging, arbeitete Ottmar Hörl, immerhin Präsident der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, und seine Professorenkollegen Peter Kogler und Olaf Nicolai für „Jugend musiziert“ und in diesem Jahr kann „Jugend musiziert“ stolz die Arbeiten von Silke Schatz, Benjamin Badock und Olav Raschke überreichen.

Wer in der Bundesgeschäftsstelle den langen Gang abschreitet, an dem die Edition beinahe vollständig hängt, ist begeistert von der Originalität, der Vielfalt, der Kraft der Farben und Aussagen. Das gilt aktuell auch für die Edition 2014. Die Galerie der Editionen kann unter www.jugend-musiziert.org besichtigt werden.

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