Der diesjährige Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ ist bereits der zweite Bundeswettbewerb, den das Viersener Percussion-Ensemble erfolgreich absolvierte, jeweils mit einem ersten Preis. Gunnar Sornek, Fabian Amrath, Dennis Maaßen, Benedikt Mengen und Alexander Ehlers bilden seit acht Jahren ein eingespieltes Ensemble.
Seit ihrem neunten Lebensjahr musizieren die fünf Schüler der Kreismusikschule Viersen gemeinsam, geleitet von ihrem Lehrer Ralf Holtschneider. So ist es kein Wunder, dass alle bereits mehrfach bei „Jugend musiziert“ in der Einzel- wie auch in der Ensemblewertung auf Bundesebene erfolgreich waren. Im Rahmen des Landespreisträgerkonzerts „Jugend musiziert“ in der Düsseldorfer Tonhalle erhielt das Ensemble zudem den Förderpreis der nordrhein-westfälischen Sparkassen – wie auch der Hornist Carsten Carey Duffin aus Lage.
Es gibt nicht viele Ensembles, die über einen so langen Zeitraum zusammenspielen, viele entstehen nur für bestimmte Projekte. „Doch diese Musiker schauen sich an und verstehen sich blind,“ so Holtschneider. „Jeder weiß, was der andere von ihm will. Für einen Ensembleleiter ist das etwas ganz Besonderes“. Alexander Ehlers, 15 Jahre alt, und Dennis Maaßen, 16, ergänzen: „Ensemblespiel macht wesentlich mehr Spaß als Einzelspiel. Es ist toll, zusammen zu spielen und auch miteinander reden zu können.“
Bereits Monate vor dem Bundeswettbewerb begann das Ensemble, an drei bis vier Tagen in der Woche intensiv an seinem Programm zu arbeiten. Der Kölner Komponist Thomas Witzmann schrieb dem Ensemble eigens zum Wettbewerb die Komposition „Reiberei“, die ungewöhnliche spieltechnische und schauspielerische Anforderungen stellt. „Die Arbeit an diesem Stück begann damit, dass wir Instrumente nach Anweisungen des Komponisten bauen mussten,“ erinnert sich Ralf Holtschneider. Die Spielanweisungen fordern das Zupfen von Trommeln, die mit Nylonfäden präpariert wurden, ebenso wie den Einsatz verschiedener Streicherbögen. „Reiberei“ beginnt scheinbar traditionell mit verschiedenen Trommeln, fordert aber bald ungewöhnliche Aktionen mit den Sticks.
Aufwändige „Reiberei“
Für ein Percussion-Ensemble bedeutet ein Wettbewerb eine logistische Herausforderung. Viele, nicht sonderlich handliche Instrumente müssen organisiert und transportiert, teilweise auch vor Ort geliehen werden: „Wir brauchten fünf Marimbaphone und konnten diese doch problemlos untereinander ausleihen,“ rühmt Holtschneider das Miteinander in Freiburg. „Wir halfen einander ohne Konkurrenzgefühl. Ein Miteinander und ein guter Austausch untereinander sind Charakteristika der Schlagzeuger.“
Am Pfingstfreitag reisten die jungen Männer an, um ihr Instrumentarium aufzubauen, denn am Pfingstsamstag stand die Wertung an. Fabian Amrath sieht die Aufbausituation als wesentlich an: „Am Freitag war uns für 18.00 Uhr eine Stunde Aufbauzeit gegeben worden, was jedoch mit der bei Schlagzeugern bekannten Materialschlacht recht knapp war, worauf wir unsere Instrumente schon vorher aufbauen konnten. Dadurch hatten wir den Vorteil, die ganze Stunde zur Anpassung unseres Aufbaus an die Bühne und zum Einstellen auf die Akustik des Raumes nutzen zu können. Der recht dunkle Saal im ‚E-Werk‘ der Stadt Freiburg hat eine große Bühne und einen großzügigen Zuschauerraum. Die Akustik war zwar durch riesige Vorhänge verbessert worden, aber nicht perfekt für unsere Stücke. Vier Ensembles sollten gleichzeitig auf der Bühne stehen, und jedes musste die Instrumente vor der Wertung parat haben. Unser Quintett war recht umfangreich an Instrumenten ausgestattet, so dass wir nahezu die ganze Bühne brauchten. Die Folge war, dass am Samstagmorgen unser Aufbau wieder verschoben werden musste, da die Einspielzeiten der anderen Gruppen noch vor unserem Wertungsspiel lagen. Glücklicherweise konnten wir jedoch unseren kompliziertesten Aufbau, den des Setup-Stückes ‚Tarré von Ronald Ford stehen lassen.“
Zu ihrem tadellosen Spiel bilanziert Gunnar Sornek: „Insgesamt waren wir sehr zufrieden mit unserer Leistung, und unser Lehrer hat uns sogar gelobt. Die restliche Zeit haben wir entweder im E-Werk mit dem Anhören von Wertungen oder in der Jugendherberge verbracht und konnten so auch viele andere Musiker kennen lernen.“ Benedikt, 15, und Alexander, 16, bekennen offen: „Wir haben zwar einen ersten Preis erhalten, aber über einen Punkt mehr hätten wir uns noch mehr gefreut.“
Die jungen Schlagzeuger bestreiten viele Auftritte bei Konzerten und Festivals im In- und Ausland und sind so zu Botschaftern der Region Niederrhein und des Landes Nordrhein-Westfalen geworden. Die Kreismusikschule Viersen entwickelte sich damit zu einer Talentschmiede für Perkussionisten, und es ist ein Glück, dass der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ dies weithin ausweist.