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Neue Kategorie bei Jumu

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Kammermusik für gemischte Ensembles
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Die Ausschreibung für den Wettbewerb Jugend musiziert 2023 enthält eine neue Kategorie „Kammermusik für gemischte Ensembles“. Der Vorsitzende des Projektbeirats Jugend musiziert Prof. Ulrich Rademacher erläutert, wie es zu dieser neuen Kategorie kam, was diese Kategorie ausmacht und wer sich dafür anmelden kann.

Fairer Wettbewerb braucht Vergleichbarkeit. Ein Wettbewerb, der wie Jugend musiziert das Spektrum für musikalische Vielfalt erweitern und Standards für die Qualität in der Musikausbildung setzen will, braucht ein klares Regelwerk. Andererseits braucht ein Wettbewerb, der motivieren will, auch ein hohes Mass an einladender Offenheit.

Jugend musiziert will dazu anregen, die lange Vorbereitungszeit auf den nächsten Wettbewerb mit guter Musik zu verbringen. Musik, die für ein halbes Jahr und mehr an konzentrierter Vorbereitung genügend Anregung, Begeisterung und Entdeckungsfreude bereithält und die große Gemeinschaftsanstrengung von Lernenden, Lehrenden, Eltern sowie die beträchtliche private und öffentliche Förderung rechtfertigt.

neue musikzeitung: Die „beste“ Musik bieten meist Originalwerke, darum hat Jugend musiziert auch lange darauf bestanden, ausschließlich Originalwerke zu präsentieren …
Ulrich Rademacher: Jumu weiß: Originalwerke bieten meist die besten Voraussetzungen, um die spezifischen Stärken und das besondere „Spaßpotential“ der Instrumente oder Stimmgattungen auszuschöpfen, denen ein Komponist oder eine Komponistin ein Werk „anvertraut“ hat. Daher gibt es bei Jumu Kategorien, die – auch um der Vergleichbarkeit willen – ausschließlich Originalwerken vorbehalten sind. Dazu gehört neben den Duo-Wertungen die Kategorie „Besondere Besetzungen: Werke der Klassik, Romantik, Spätromantik und des Impressionismus“.

Besondere Besetzungen

nmz: Was verbirgt sich hinter der Kategorie „Besondere Besetzungen: Werke der Klassik, Romantik, Spätromantik und des Impressionismus“?
Rademacher: Diese Kategorie wendet sich an Besetzungen mit 3 bis 13 Spielenden. Bei Werken mit 10 bis 13 Spielenden ist zusätzlich sogar der Einsatz eines*einer jugendlichen Dirigent*in erlaubt. Allerdings sind nur Besetzungen zugelassen, die in keiner anderen Kategorie des Wettbewerbsturnus teilnehmen können. Die Ensembles sind hier aufgefordert, das Programm und die Besetzung so zu wählen, dass möglichst alle Ensemblemitglieder am ganzen Programm beteiligt sind. Um einer „Häppchen-Kultur“ vorzubeugen, müssen die gewählten Werke ganz einstudiert sein, auch wenn die Spieldauer die vorgesehene Auftrittszeit überschreitet. In diesem Falle bleibt der Jury die Auswahl vorbehalten, welche Teile dann im Wettbewerb konkret gespielt werden. Bearbeitungen jedweder Art, auch Klavierfassungen von Orchesterwerken, sind nicht zulässig. Und zwar ohne wenn und aber.
nmz: Gibt es Beispiele für Kompositionen, die der Projektbeirat bei dieser Kategorie im Sinn hatte?

Beispiele

Rademacher: Beispiele sind etwa Felix Mendelssohn-Bartholdys Oktett für vier Violinen, zwei Bratschen und zwei Violoncelli, Paul Hindemiths Kammermusik Nr. 1 für zwölf Instrumente, die Nr. 5 aus den Bachianas Brasileiras von Heitor Villa-Lobos für vier oder acht Celli und Sopran und andere Kostbarkeiten, die immer wieder für Höhepunkte in Abschlusskonzerten auf Landes- und Bundesebene sorgten.

Dass sich diese Kategorie erst für Ensembles ab drei Mitwirkenden öffnet, hat den Grund, dass Originalwerke für zwei Mitwirkende in den Duo-Kategorien gespielt oder gesungen werden können: für Duos mit Beteiligung eines Klaviers in den Kategorien Duo Klavier und ein Streichinstrument, Duo Klavier und ein Blasinstrument oder Lied-Duo (Stimme und Klavier). Für Duos aus zwei Streich- oder Blasinstrumenten, zwei Klavieren oder zwei Stimmen gibt es Teilnahmemöglichkeiten in den Kategorien Kammermusik für Streichinstrumente, Kammermusik für Blasinstrumente, Klavier vier- bis achthändig sowie Vokalensemble.
nmz: Was fehlte bei dieser Fülle an Kategorien denn dann noch? Warum wurde nun eine weitere Ensemble-Kategorie ins Leben gerufen?
Rademacher: Immer wieder wandten sich engagierte Lehrkräfte oder Eltern an uns, die nach attraktiven Stücken für eine an einer Musikschule, in einem privaten Freundeskreis oder im Umfeld eines Jugendorchesters zufällig vorhandenen Konstellation von begeisterten Jugendlichen suchten, die die Jugendlichen gemeinsam erarbeiten können. Dies besonders für Instrumente oder Instrumenten-konstellationen, für die es viel zu wenig oder überhaupt keine guten und motivierenden Original-kompositionen gibt. Zum Beispiel Bearbeitungen für 8 Saxophone oder 12 Celli, oder etwa die „Pocket“-Fassung einer Beethoven Sinfonie – schon zur Entstehungszeit üblich und aktuell angesichts von Corona-Einschränkungen wieder eine Möglichkeit, die faszinierende Welt der Sinfonik ins heimische Wohnzimmer zu holen. Im Konzertleben, auf Festivals, auf CDs und in Rundfunkprogrammen setzen sich solche Bearbeitungen, wenn sie denn gut und instrumentengerecht gemacht sind, immer mehr durch. Faszinierende Beispiele hierfür bieten die Programme mit den 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, des Linos-Ensembles oder etwa der MikroPhilharmonie Einklang. Mit diesen Besetzungen und Werken konnte man bisher nicht bei Jumu teilnehmen, da aufgrund zu geringer Anmeldezahlen bisher keine eigene Kategorie eingerichtet werden konnte.

Da sich die Nachfragen aber häuften, setzte sich der Projektbeirat zusammen, führte viele Gespräche über eine Öffnung und eine Prüfung der Vereinbarkeit mit dem übrigen Wettbewerbsreglement. Das Ergebnis dieser Beratungen ist nun eine neue Kategorie für Kammermusik, die jetzt erstmals Teil der Ausschreibung für 2023 ist. Jumu will mit dieser Kategorie erneut für die Beschäftigung und Begeisterung für Kammermusik werben und freut sich auf eine rege Beteiligung.

Genaue Regelungen

nmz: Wie ist die neue Kategorie „Kammermusik für gemischte Ensembles“ genau beschrieben und geregelt?
Rademacher: Die neue Kategorie heißt „Kammermusik für gemischte Ensembles“. Sie ist offen für Besetzungen mit 6 bis 13 Musizierenden. Bei Werken mit 10 bis 13 Musizierenden ist, wie auch bei der Kategorie „Besondere Besetzungen: Werke der Klassik, Romantik, Spätromantik und des Impressionismus“, der Einsatz eines*einer Dirigent*in erlaubt, wenn er*sie den Teilnahmebedingungen entspricht. Grundsätzlich werden auch hier – soweit vorhanden – Originalkompositionen empfohlen. Bearbeitungen sind jedoch erlaubt und ausdrücklich willkommen, wenn sie die Literaturauswahl und das Klangspektrum erweitern, dazu dienen können, die Motivation der Teilnehmenden zu erhöhen und wenn sie stil- und instrumentengerecht sind.

Im Sinne einer für Jumu unverzichtbareren Vergleichbarkeit der Wettbewerbsbeiträge sind hier Werke, die den Ausschreibungskriterien der Kategorie Besondere Besetzungen („Alte Musik“, „Neue Musik“, Werke der „Klassik, Romantik, Spätromantik und des Impressionismus“) entsprechen – also vollständige Originalwerke – ausgeschlossen, ebenso Ensembles aus den Bereichen Jazz-, Rock- und Pop-Musik. Letztere können stattdessen in den Kategorien „Jumu open“ oder „Besondere Besetzungen: Neue Musik“ mitwirken, wenn sie die Anforderungen dieser Kategorien erfüllen.

Auch bei „Kammermusik für gemischte Ensembles“ gilt die Herausforderung, Programm und Besetzung so zu wählen, dass möglichst alle Ensemblemitglieder am ganzen Programm beteiligt sind. Schließlich gehört es zur zentralen Charakteristik des Musizierens in Kammermusik-Ensembles, dass es keine „Feigenblatt“- oder „Alibi“- Mitglieder gibt und alle die gleiche Verantwortung für das musikalische Gelingen tragen. Mitmachen können Ensembles ab Altersgruppe III – entweder mit zwei Beiträgen unterschiedlicher Epochen und Stile oder einem vollständigen Werk und mit einer Gesamtdauer von 15–30 Minuten.
nmz: Warum gilt für diese Kategorie eine Mindestzahl von sechs Teilnehmenden?
Rademacher: Der Grund dafür ist, dass Werke für bis zu 5 Mitwirkenden meist in den Kammermusik-Kategorien der einzelnen Instrumentengattungen (Klavier, Streich- und Blasinstrumente, Akkordeon, Stimme, Schlagzeug, Harfen) vorgetragen werden können und um der Vergleichbarkeit willen auch sollen. Die Verantwortlichen hoffen, dass dieses Signal der Öffnung Wirkung zeigt und zur Teilnahme motiviert. Regional-, Landes- und Bundesebene von Jugend musiziert bieten im Rahmen ihrer Möglichkeiten Hilfe und Beratung an, um sich erfolgreich anzumelden.

So soll schon die Vorbereitungszeit auf den nächsten Wettbewerb ein prägendes und motivierendes Erlebnis werden. 

 

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