Banner Full-Size

Schiffe versenken in großer Besetzung

Untertitel
Der 38. Deutsche Kammermusikkurs “Jugend musiziert” in Rheinsberg
Publikationsdatum
Body

Vom 19. August bis zum 1. September 2002 trafen sich 60 junge Musikerinnen und Musiker, allesamt Bundespreisträger des Wettbewerbes “Jugend musiziert”, aus ganz Deutschland und der Schweiz zum 38. Deutschen Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ in der Musikakademie Rheinsberg. Hier ist der Bericht einer Teilnehmerin, der Klarinettistin Lea Hamm aus Achern in Baden-Württemberg:

Vielleicht ermunterte uns die Lage der Akademie, dass wir bereits am ersten Abend intensiv Kontakte knüpften? Sie liegt sehr idyllisch direkt am Grienericksee neben dem Schloss Rheinsberg in Brandenburg. Die Ensembles fanden sich nach und nach zusammen und gleich am nächsten Morgen begann die intensive Probenarbeit unter Anleitung der Dozenten. Geplant war, dass jeder von uns in mindestens zwei Ensembles mitspielte. Jedes Ensemble wurde alle ein bis zwei Tage von den Dozenten in den reichlich vorhandenen Räumlichkeiten der Musikakademie unterrichtet.

Vom 19. August bis zum 1. September 2002 trafen sich 60 junge Musikerinnen und Musiker, allesamt Bundespreisträger des Wettbewerbes “Jugend musiziert”, aus ganz Deutschland und der Schweiz zum 38. Deutschen Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ in der Musikakademie Rheinsberg. Hier ist der Bericht einer Teilnehmerin, der Klarinettistin Lea Hamm aus Achern in Baden-Württemberg: Vielleicht ermunterte uns die Lage der Akademie, dass wir bereits am ersten Abend intensiv Kontakte knüpften? Sie liegt sehr idyllisch direkt am Grienericksee neben dem Schloss Rheinsberg in Brandenburg. Die Ensembles fanden sich nach und nach zusammen und gleich am nächsten Morgen begann die intensive Probenarbeit unter Anleitung der Dozenten. Geplant war, dass jeder von uns in mindestens zwei Ensembles mitspielte. Jedes Ensemble wurde alle ein bis zwei Tage von den Dozenten in den reichlich vorhandenen Räumlichkeiten der Musikakademie unterrichtet. Der Schwerpunkt dieses Kurses lag auf größeren Besetzungen. So wurden Werke wie das Schubert-Oktett, das Ravel-Septett und die Kammersinfonie von Ermanno Wolf-Ferrari einstudiert. Auch die zeitgenössischen Werke kamen nicht zu kurz: von Alfred Schnittke wurde die Serenade gespielt, die für die exotische Besetzung Klarinette, Violine, Kontrabass, Klavier und Schlagzeug geschrieben war. Eine große Besonderheit dieses Kurses war die Anwesenheit des Komponisten und Oboisten Albrecht Gürsching, der als Dozent mit einem Bläserquintett sein eigens für diesen Kurs komponiertes Werk einstudierte.

Ein weiteres Highlight war die Chorarbeit mit Steen Lindholm aus Dänemark. Er genießt international großes Ansehen als Chorleiter und studierte mit uns Ausschnitte aus Carl Orffs „Carmina Burana“ ein, da ein Ensemble, bestehend aus zwei Pianistinnen und fünf Schlagzeuger/-innen, dieses Werk im Programm hatte. Dieses Projekt war auch für uns Instrumentalisten eine willkommene Abwechslung, denn wir alle hatten sehr viel Spaß am Singen. Besonders das allabendliche „Offene Singen“ wurde von uns Kursteilnehmern sehr gerne besucht. Diese Stunde war als Entspannung, Erholung und „zum Abschalten“ nach einem intensiven Probentag gedacht. Steen Lindholm sang mit uns Kanons, russische Melodien und mehrere englische Lieder. Ein wichtiger Bestandteil seiner Singstunden war die Bewegung und er motivierte uns erfolgreich zum Springen, Tanzen und Klatschen, was großen Spaß machte. Aus diesem Bereich stammte auch eine Konzert-Zugabe, in die das Publikum begeistert mit einbezogen wurde.

Außerdem hörten wir zwei Vorträge: einen von Albrecht Gürsching über Kammermusik im 18. Jahrhundert, den anderen von Stephan Picard über unterschiedliche Intonationsarten bei Streichinstrumenten, was auch für Bläser durchaus interessant war. Und um unsere probenfreie Zeit zu „bekämpfen“, übten wir oder trafen uns als Ensemble zum Proben.

Die Lage Rheinsbergs am Grienericksee ließ uns noch ganz andere Freizeitmöglichkeiten entdecken: Der See wurde täglich (auch nachts!), Dank des traumhaften Wetters, zum Baden genutzt. Wir kamen auf den Geschmack von Wassertretern, Ruderbooten und Kajaks, die wir des öfteren mieteten und spielten ausgiebig und mit wachsender Begeisterung „Schiffe versenken“! Gleich in der ersten Woche unternahmen wir zusammen mit den Dozenten einen Ausflug auf einem Dampfer, und lernten während einer zweistündigen Fahrt die Umgebung Rheinsbergs kennen.

Leider besitzt die Musikakademie Rheinsberg keinen Aufenthaltsraum, in dem man abends zusammen sitzen kann. Aber Dank des herrlichen Wetters konnten wir die Abende im Innenhof des Kavaliergebäudes verbringen. Für gute Stimmung und Musik sorgten wir natürlich selbst. Entweder wurden Lieder aus dem „Offenen Singen“ aufgefrischt oder wir lauschten den Salsa-Klängen, die die Schlagzeuger ihren Instrumenten entlockten.

Die Höhepunkte der gesamten Probenarbeit waren drei öffentliche Abschlusskonzerte, die sehr abwechslungsreich gestaltet waren: von Klaviertrios über Streichquartette, Bläsertrios und Quintetten bis hin zu größeren Ensembles mit bis zu elf Spielern. Das erste Konzert, ein sogenanntes „Wandelkonzert“, fand teils im Hof, teils im Theater der Musikakademie statt.


Am darauffolgenden Samstagvormittag gestalteten wir eine Matinee und abends folgte das dritte Abschlusskonzert. Alle Veranstaltungen waren gut besucht und sogar viele Eltern wählten Rheinsberg als Urlaubsziel, um die Musik zu genießen. Diese Konzerte boten uns die Möglichkeit, einen Teil des erarbeiteten Programms in der Endfassung vorzuspielen.
Nach dem letzten dieser drei Konzerte gab es eine Abschlussfeier. Wir saßen ein letztes Mal im Innenhof des Kavaliergebäudes zusammen und ließen die vergangenen beiden Wochen Revue passieren. Die Akademie hatte für uns gegrillt und anschließend wurden verschiedene Beiträge von Teilnehmerseite zum Besten gegeben. Weder der Beitrag der Schlagzeuggruppe, die Vogelstimmen, Dampfer und andere Rheinsberger Geräusche imitierte, noch die Dudelsackmelodie der Doppelrohrbläser durften fehlen.

Nach diesem gelungenen Abschluss, der bis in die frühen Morgenstunden dauerte, hieß es: Abschied nehmen. Natürlich tauschten wir noch die Adressen, und dann ging es ab in die Heimat.

Jetzt bleibt nur noch Dank zu sagen: dem Kursleiter Jörg-Wolfgang Jahn, den anderen Dozenten und dem Organisationsbüro der Bundesgeschäftsstelle “Jugend musiziert” für diesen sehr gut organisierten Kurs, bei dem wir viel Neues lernen und neue Erfahrungen mit nach Hause nehmen konnten.

Es wäre schön, wenn das eine oder andere Ensemble weiterhin bestehen bliebe.

Print-Rubriken
Unterrubrik