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Tatsächlich schon fünfzig?

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„Jugend musiziert“ begeht ein besonderes Jubiläumsjahr
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„Jugend musiziert ist ein einzigartiges Erfolgsmodell der außerschulischen, musikalischen und kulturellen Bildung. In diesem Jahr wird „Jugend musiziert“ zum 50. Mal ausgetragen, und stolz blicken all die jungen und reiferen Väter und Mütter auf zu ihrem Nachwuchs, der sich prächtig entwickelt hat. Im Jubiläumsjahr sind regionale, landes- und bundesweite Events geplant. Darüber wird in den nmz-Ausgaben des Jahres 2013 in jeder Ausgabe zu lesen sein. Wovon ist aber die Rede, wenn alle Welt „Jugend musiziert“ im Munde führt? Der Projektleiter von „Jugend musiziert“, Edgar Auer fasst die ersten 50 Jahre zusammen.

„Mein persönlicher Gewinn ist das Gefühl, dass ich etwas für mich erreicht habe. Ich durfte vorspielen und zeigen, was ich kann. Das macht mich sehr stolz. Außerdem konnte ich vergleichen, wie weit ich im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern bin und was ich an mir verbessern kann. Mein schönstes Erlebnis war, dass ich aus dem Vorspielraum raus gehen und mit mir zufrieden sein konnte.“
Dies sind die Worte einer jungen Gitarristin, die es erstmals zum Bundeswettbewerb geschafft hatte, und sie beschreiben sehr eindrucksvoll, was „Jugend musiziert“ nun seit einem halben Jahrhundert bietet: Motivation, Herausforderung, Orientierung, Erfolgserlebnis, Wertschätzung. Und ihre Bilanz ist noch beeindruckender, wenn man weiß, dass sie keinen Preis erhalten hatte.

Der Erfolg von „Jugend musiziert“ lässt sich zunächst an den Teilnehmerzahlen ablesen: Zum ersten Wettbewerb hatten sich 2.500 Jugendliche angemeldet, heutzutage sind es jährlich bis zu 25.000 und das bedeutet, dass „Jugend musiziert“ seit 1964 weit über eine halbe Million junge Musikerinnen- und Musiker zu besonderen künstlerischen Leistungen motivieren konnte.

Hinter den nüchternen Zahlen verbirgt sich jedoch eine viel umfassendere Erfolgsbilanz: „Jugend musiziert“ hat im Laufe der Jahrzehnte Standards gesetzt und ganz wesentlich die musikalische Landschaft in Deutschland geprägt. Das Kategorienspektrum wurde immer wieder evaluiert und erweitert, es orientierte sich dabei an pädagogischen und musikpflegerischen Erfordernissen und Lebenswelten.

Den Streich- und Blasinstrumenten folgte das Klavier, in den 70er Jahren kamen Zupfinstrumente, Saxophon und Akkordeon hinzu, in den 80ern Schlagwerk und Harfe, und mit der Aufnahme von Gesang (1993) und Musical (2003) wurde schließlich der anfangs instrumentale Kanon um vokale Kategorien bereichert.

Seit 2009 haben auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Pop-affinen Instrumenten die Möglichkeit sich den Qualifizierungsmechanismen von „Jugend musiziert“ zu unterziehen.

Indem sich die Nachwuchsmusiker dem Wettbewerb stellen, suchten und suchen sie die künstlerische Standortbestimmung. Im Anschluss an die Wettbewerbsphase initiierte „Jugend musiziert“ um das Wettbewerbsgeschehen herum Fördermöglichkeiten im Bereich der Kammermusik und der Orchestermusik: 1964 wurde der Deutsche Kammermusikkurs eingerichtet. 1969 folgte die Gründung eines nationalen Jugendorchesters, das Bundesjugendorchester.

Diese Förderstruktur auf Bundesebene wurde zum Maßstab und zur Formel für weitere Fördermodelle in allen Bundesländern; in Landkreisen und Kommunen. Heutzutage präsentiert sich das Musikleben der Bundesrepublik Deutschland in einer Vielfalt an Jugendorchestern, Bigbands, Förder- und Fortbildungskursen. Die Angebotsfülle erreicht eine große Anzahl von Musikern auf ihrem jeweiligen musikalisch-künstlerischen Niveau: den leidenschaftlichen Hobbymusiker ebenso wie das Ausnahmetalent und den angehenden Profi. All dies ist nur möglich, weil „Jugend musiziert“ über eine außergewöhnliche Wertschätzung und Verankerung in breiten Schichten der Gesellschaft verfügt: Eltern und Pädagogen, die mit unermüdlichem Einsatz das Talent ihrer Kinder hegen und pflegen; weit über 30.000 Menschen, die auf Regional-, Landes- und Bundesebene mit ehrenamtlichem Einsatz an der Basis den Fortbestand und das Gedeihen garantieren. Es setzt sich sichtbar in der Anerkennung durch die Kultusministerkonferenz und die Verankerung im Kinder und Jugendplan der Bundesregierung fort.

Der Wettbewerb „Jugend musiziert“ mit seinen Regional- und Landeswettbewerben und dem Bundeswettbewerb genießt die Wertschätzung der öffentlichen Hand. Dieser schlossen sich private Förderer an, allen voran die Sparkassen-Finanzgruppe.

Aus dem pfiffigen Projekt, das ursprünglich ins Leben gerufen worden war, um Orchesternachwuchs zu finden und zu fördern, ist inzwischen eine einzigartige kulturelle Bildungsmaßnahme mit breitgefächerten Aufgaben und Zielsetzungen für die Teilnehmenden geworden; und ganz selbstverständlich sichert „Jugend musiziert“ den Stellenwert von Musik in unserer Gesellschaft. 

Die Highlights im Januar/Februar

Hof, 27. Januar, 17 Uhr, Neue Freiheitshalle Hof
Konzert mit ehemaligen „Jugend musiziert“-Bundespreisträgern
Im Rahmen des Regionalwettbewerbs in Hof konzertieren im Abschlusskonzert ehemalige „Jugend musiziert“-Bundespreisträger:
Klaviertrio mit Sornitza Baharova (Violine), Daniel Hoffmann (Violoncello) und Tamara Geissner (Klavier). Im Konzert erhalten die Regionalpreisträger 2013 Urkunden und Sonderpreise.

Bochum, Sonntag, 3. Februar, 11 Uhr, Kunstmuseum Bochum
Jubiläums-Preisträgerkonzert und Künstlergespräch mit Dr. Norbert Lammert und dem Pianisten Martin Stadtfeld über Fragen des Musizierens und der kulturellen Bildung.

Hannover, 17. Februar, 16 Uhr, Aula des Kaiser-Wilhelm- und Rats-Gymnasiums Hannover
Jubiläumskonzert mit ehemaligen „Jugend musiziert“ Bundespreisträgern und dem Regionalen Jugendsinfonieorchester Hannover. Mit Irina Yudaeva (Saxofon), Dorothea Stepp (Violine) und Elisabeth Brauss (Klavier), das Regionale Jugendsinfonieorchester Hannover unter der Leitung von Thomas Aßmus, Bernhard von der Chevallerie. Auf dem Programm stehen Werke von Mozart, Glasunow und Mendelssohn Bartholdy.

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