Der Opernkurs der Jungen Oper Schloss Weikersheim geht in die dritte Runde. Seit dem 18. Juni wird intensiv geprobt, gelernt, geübt und musiziert. Die dreifache Besetzung der Rossini-Oper „La Cenerentola“ ist vollständig versammelt und wird durch das Bundesjugendorchester begleitet und unterstützt.
Auf einmal herrscht Festivalatmosphäre in der kleinen Stadt südlich von Würzburg und internationales Flair weht über den Marktplatz: Es werden viele Sprachen gesprochen, man probt englisch und französisch, gesungen wird italienisch und abends im Schlosskeller hört man auch russisch oder serbisch. Die jungen Sänger sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die meisten von ihnen werden zum ersten Mal open air singen, für viele ist es aber auch die erste richtige Bühnenerfahrung außerhalb der Hochschule. Der Jüngste im Team ist der Prinz selbst, Don Ramiro alias Milos Bulajic. Inzwischen ist er 18 Jahre alt geworden, doch sein Vertrag für die Teilnahme am Opernkurs musste noch von seinen Eltern unterschrieben werden. Milos spricht sechs Sprachen fließend und hat diverse Preise als Pianist und Sänger gewonnen. Bei der Frage, was das Besondere für ihn an Weikersheim ist, bekommt er leuchtende Augen: „Einfach alles! Die Möglichkeit, die ich erhalten habe und die Rolle, die ich singe! Die Menschen in Weikersheim und der Ort, an dem wir proben und aufführen … die Musik natürlich – und vor allem die wertvollen Erfahrungen, die für immer mir gehören!“
Die Schirmherrin der Jungen Oper, die berühmte Sopranistin Helen Donath, unterstützt den größten Kurs der Jeunesses Musicales in ihrem Vorhaben: „Weikersheim stellt eine Zwischenstation zwischen Hochschule und Festengagement dar, man gewinnt Erfahrungen, steht auf der Bühne und lernt auf den individuellen Rhythmus seines Körpers zu hören. Man erfährt, was einem nützlich ist: wie viel Schlaf man benötigt, wie man sich ernährt ... In Weikersheim haben junge Menschen die Möglichkeit, mit Korrepetitoren, Dirigenten und Regisseuren zu arbeiten. Sie lernen, Darstellung und Musik in Einklang zu bringen.“
Die Erfahrungen und die Möglichkeiten, die der Opernkurs den jungen Leuten bietet, umfassen unterschiedlichste Bereiche der Bühnenkunst: Körpertraining, Sprachunterricht, Bühnenpräsenz, Gesangsunterricht und vieles mehr. Man lernt sich selbst kennen und die Arbeit mit unterschiedlichen Kollegen: „Die Probenphase im Frühling war etwas Neues und Bereicherndes für mich, weil ich viele neue Menschen kennen gelernt und dazu die Hoffnung geschöpft habe, dass es im Leben eines Sängers durchaus nette und hilfsbereite Kollegen gibt“, sagt Milos und lächelt dabei. Die Vorstellungen über das Sängerleben oder sogar schlechte Erfahrungen werden hier schnell revidiert. Es ist ein großer Lernprozess im doppelten Sinne: Die Sänger lernen viel Praktisches, das ihnen in ihrem späteren Berufsleben nützlich sein wird, darüber hinaus aber werden sie durch die Inszenierung von Dominik Wilgenbus und das Bühnenbild von Udo Vollmer in eine Welt zwischen Realität und Traum geführt, die sie als Mensch und als Künstlerpersönlichkeit fordert: Wann träumen wir unser Leben nur, wann aber leben wir wirklich unsere Träume? Der Prinz tritt aus dem Schloss seiner Eltern – dem echten Weikersheimer Renaissancebau – heraus und betritt die Treppe des Lebens, die ihn zu seinem eigenen Schloss – und natürlich zu Cenerentola – führen wird.
Mit der kompetenten Unterstützung seitens der Dozenten fühlen sich die Darsteller sicher. „Einige von uns wurden als junge Sänger auch unterstützt, wir wurden liebevoll geleitet und nicht ins kalte Wasser geworfen“, betont Helen Donath.
Zwischen der zweiten Probenphase im April und der jetzigen Endphase haben sich die Sänger intensiv auf ihre Partien vorbereitet. Alessandro de Marchi, der musikalische Leiter, erwartet, dass sie nun von Beginn an auswendig singen und der Regisseur hat ihnen im April eine Art Hausaufgaben aufgegeben. Alle Sänger sollten sich mit den Charakteren ihrer Partien auseinander setzen. Wer ist eigentlich dieser Don Ramiro? Wie fühlt sich Angelina: Aschenputtel oder Prinzessin? Denn schließlich legt jeder Sänger ein Stück seines eigenen Herzens in die Figur hinein, die er auf der Bühne verkörpert. Einige sollten lernen zu jonglieren, die anderen Cocktails zu mixen und jetzt wird das Gelernte auf der Bühne umgesetzt.
„ La Cenerentola“ ist eine komische Oper, eine Märchenoper, die zum Lachen und zum Weinen gleichzeitig animiert. „Märchen sind Teil unseres Menschwerdens, sie geben wichtige Lebensimpulse – Märchen erteilen immer eine Lektion“, sagt Helen Donath und stimmt dabei mit Rossini überein, der es als seine Aufgabe angesehen hat, Glücksgefühle auf der Bühne zu zeigen, die Illusionen des Zuschauers zu wecken und insgesamt Optimismus zu verbreiten. Auf dieser positiven Grundstimmung basiert auch der Opernkurs der Jungen Oper Schloss Weikersheim und nicht nur der junge Prinz blickt hoffnungsvoll der Premiere am 25. Juli 2007 entgegen. (Weitere Termine: 27./28./29./31. Juli und 1./3./4./5. August. Beginn jeweils um 20:00 Uhr).