Wenn das Hackbrett auf die Oud trifft und das Barockorchester auf Neue Musik, dann sind das spannende Begegnungen und inspirierende Erfahrungen – so geschehen beim Jugendorchester-Festival AUFTAKT! im Münchner Werksviertel, das Jeunesses Musicales Bayern vom 14.–16. Juli in Kooperation mit der whiteBOX veranstaltet hat.
Beim Eröffnungskonzert am Freitag, den 14. Juli begeisterte die Uraufführung von MORPHOLOGY für Theremin, Loopstation und Streichorchester das Publikum. Die junge Komponistin Verena Marisa hatte das Stück eigens für das Festival und ein Jugendorchester geschrieben und als Solistin mit Streichern des Münchner Pestalozzi-Gymnasiums einstudiert. Diese ganz ungewohnten, fast sphärischen Klänge bildeten einen reizvollen Kontrast zu den anderen Ensembles des Abends: zum lateinamerikanischen Sound der Brass Band del Ecuador und den mitreißenden Rhythmen der Fanfare Masolo aus dem Kongo. Beim anschließenden AUFTAKT!-Fest in der whiteBOX kamen alle zusammen: Musiker und Besucher, Münchner und Weitgereiste, Junge wie Alte.
Am darauffolgenden Samstag trafen sich junge Musikerinnen und Musiker in verschiedenen Workshops: Bei dem Komponisten und Gitarristen Marc Sinan entwickelten sie gemeinsam eine Komposition. Eine Gruppe Hackbrett-Spieler ließ sich vom Jisr-Ensemble in die arabische Musik einführen. Andere lernten bei der tschechischen Sängerin und Violinistin Iva Bittová zu improvisieren. Und Rhythmusbegeisterte – darunter junge Flüchtlinge – machten TaKeTiNa mit Sabine Bundschu. Am Nachmittag fand dann das Jisr-Ensemble mit dem Hackbrett-Jugendorchester Bayern und Iva-Bittová im Projektorchester AUFTAKT! zusammen. Sie probten das arabische Stück „Lamone“, zu dem Iva Bittová improvisierte und das sie dann am späten Abend, zum Abschluss der Konzerte, dem begeisterten Publikum präsentierten. Sie beendeten damit einen spannungsreichen Abend, der von der Improvisationskunst von Marc Sinan und Iva Bittová bis zum präzisen und gekonnten Spiel des Bayerischen Jugend-Barockorchesters reichte, von den gefühlvollen arabischen Klängen des Jisr-Ensembles bis hin zum fröhlichen und lebhaften Auftritt des Hackbrett-Jugendorchesters Bayern. In der Pause zeigten die Musikerinnen und Musiker auf Instrumenten-Inseln den Besuchern ihre besonderen Musikinstrumente. Die Einladung des Jisr-Ensembles zum Workshop und den Auftritten ist ein Beitrag der Jeunesses Musicales Bayern zu dem Projekt „Musik schafft Heimat“ im Rahmen der Initiative „Integration und Toleranz“ des Wertebündnis Bayern. Hierbei wird die Integration geflüchteter Menschen durch Musik angestrebt. Das Thema „Heimat“ griffen auch Schülerinnen und Schüler der Münchner Adalbert-Stifter-Realschule in einem Film auf, den sie in den Wochen vor dem AUFTAKT!-Festival drehten und beim Festival präsentierten.
Ein besonderes Angebot gab es am Sonntag, den 16. Juli mit der Denkfabrik „Wo wächst was – Jugend komponiert“: In zwei öffentlichen Proben konnten die Teilnehmer zwei Stücke junger Komponierender entdecken und ihre Entstehung miterleben. Und natürlich war an diesem Tag noch mehr Musik zu hören: neben drei Klavierstücken der anwesenden Komponisten die gelungene Darbietung von JUMBLE – dem Jugendensemble für Neue Musik Bayern. Das besondere Augenmerk auf die Neue Musik freute auch den Schirmherrn des Festivals, Mariss Jansons. Die Denkfabrik war ein schöner Abschluss des AUFTAKT!-Festivals und gleichzeitig der Brückenschlag zu dem Wettbewerb „Jugend komponiert Bayern“, den Jeunesses Musicales Bayern unter der künstlerischen Leitung von Minas Borboudakis ab Herbst 2017 durchführt.