WESPE, der exklusive Wettbewerb, an dem sich ausschließlich ausgewählte Bundespreisträger*innen „Jugend musiziert“ beteiligen können, stand in ebenfalls ganz im Zeichen von Corona. Noch wenige Wochen vor dem Start war nicht sicher, ob WESPE überhaupt stattfinden konnte. Die Planer*innen hatten sich jedoch nach den positiven Erfahrungen mit dem Bundeswettbewerb Teil 2 bereits darauf verständigt, dass es entweder ein „Wochenende der Sonderpreise“ in Präsenz geben werde oder der Wettbewerb, falls die Rahmenbedingungen dies nicht zulassen würden, ersatzlos abgesagt werde. Zum Glück für alle Beteiligten fand WESPE dann am 17. und 18. September in Regensburg statt.
Publikum war bei den Wertungsspielen nicht zugelassen, aber die Freude der jungen Leute, auf einer Bühne zu stehen und zu konzertieren, schmälerte dies kaum.
100 Musikerinnen und Musiker aus dem ganzen Bundesgebiet und den Deutschen Schulen in Porto und Valencia, allesamt Bundespreisträgerinnen und -preisträger „Jugend musiziert“, waren der Einladung gefolgt, sich mit eigenen oder eigens für „Jugend musiziert“ komponierten Werken, mit selten gespielten Stücken, verfemten Werken, Werken von Komponistinnen oder mit Musik, die im „großen“ Bundeswettbewerb aufgrund ihres Genres- und Stilmixes keinen Platz findet, zu präsentieren.
Insbesondere die noch junge Kategorie „Jumu open“ mit elf Wettbewerbsbeiträgen und 25 Teilnehmer*innen, zog die Aufmerksamkeit der „Jugend musiziert“-Verantwortlichen auf sich: Hier zeigte sich wie sinnvoll und reizvoll es ist, jugendlichen Musikerinnen und Musiker eine Plattform zu eröffnen, ihre ganz persönliche Musik der Zukunft zu erfinden und aufzuführen – offen für alle Stile und Genres, offen für die Begegnung mit anderen Künsten wie Tanz, Sound-Design, Schauspiel oder Video-Installationen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich in diesem Jahr zum ersten Mal nicht nur als bereits ausgezeichnete Bundespreisträgerinnen und -preisträger, sondern voraussetzungslos direkt auf Landesebene bewerben. Die für WESPE nominierten Beiträge faszinierten die Jury mit ihrer Frische, ihrer Teamleistung, ihrer Tiefe und der instrumentalen und stimmlichen Qualität ihrer Darbietung.
Da im Rahmen des live gestreamten Abschlusskonzertes einige Beiträge, die für eine entsprechende Wirkung einer besonders aufwändigen Installation bedurft hätten, nicht präsentiert werden konnten, wünschte sich die Jury eine Perspektive für ein eigenes Jumu open Fest. Sie stieß bei Mitgliedern von Projektleitung und Beirat auf offene Ohren.
Überaus erfreulich war auch die bisher größte Beteiligung von Organisten an WESPE. Fünf Beiträge allein entfielen auf die Kategorie „Orgel-Improvisation“, zwei Beiträge waren in der Kategorie „Werk einer Komponistin“ zu hören und zwei Organisten beteiligten sich in der Kategorie „Werk der Verfemten Musik“. Die Begeisterung der Jurymitglieder darüber war so groß, dass gemeinsame Bemühungen im Gange sind, sich um weitere Auftrittsmöglichkeiten für die Ausgezeichneten zu bemühen, denn die herausragenden Leistungen konnten beim Abschlusskonzert im historischen Reichssaal nicht präsentiert werden. „Jugend musiziert“ freute sich über das Engagement der beiden großen christlichen Kirchen, die erstmals gemeinsam als Preisstifterinnen auftraten und der noch jungen Kategorie damit zu noch mehr Attraktivität verhalfen.
Im WESPE-Abschlusskonzert am Samstag, 18. September um 20.00 Uhr im Historischen Reichssaal des Alten Rathauses in Regensburg, in dem traditionell die Sonderpreisträger*innen bekannt gegeben werden und ausgewählte Musikbeiträge zu hören sind, hatten einige preisstiftende Institutionen Repräsentant*innen entsandt, um „ihren“ auserwählten Nachwuchs-Künstler*innen die Urkunden persönlich zu übergeben. Sie alle konnten sich in dem hochspannenden, kurzweiligen Abschlusskonzert davon überzeugen, mit ihrem Engagement ganz besondere, reife, eigenartige junge Menschen zu fördern, die die Musikwelt mit ihrer Kunst, ihrer existenziellen Suche nach neuen Wegen, ihrem Einsatz für „Unerhörtes“ begeistern, bereichern und in die Zukunft führen. Die Preissumme von insgesamt 28.500 Euro für die WESPE-Kategorien wurden gestiftet vom Allgemeinen Cäcilienverband für Deutschland, der Bertold Hummel Stiftung, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Evangelische Kirche Deutschland (EKD), der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL), der Harald-Genzmer-Stiftung, der Hindemith Stiftung, der Irino-Foundation Tokyo, der Neuen Musik Zeitung, den Stadtwerke Schwerin und dem Verband deutscher Musikschulen (VdM).
Da auch hier kein Publikum zugelassen war, wurde das Konzert auf Youtube im „Jugend musiziert“-Kanal live gestreamt. Der Vorsitzende von „Jugend musiziert“, Prof. Ulrich Rademacher resümiert: „In den Wettbewerbsbeiträgen gab es auffällig viele Kompositionen, die sich mit den Themen Einsamkeit und Verlust auseinandersetzten. Vielleicht für viele junge Menschen eine Möglichkeit, Corona-Depression künstlerisch zu verarbeiten und vielleicht zu überwinden? Aber die Freude über die Möglichkeit, Musik live als Spielende, Singende und Hörende erleben zu dürfen, war allen Beteiligten deutlich anzumerken und lag greifbar in der spätsommerlichen Luft der gastfreundlichen Donaustadt Regensburg.“
WESPE 2021 endete mit dem Wettbewerb um den mit 6.000 Euro dotierten „WDR 3 Klassikpreis der Stadt Münster“ am 25. und 26. September in Münster. Auch dort live, vital und voller Spielfreude.