„Warum nicht einfach in einem Wettbewerb sein Lieblingsstück spielen und sich damit dem Vergleich stellen?“ – mit diesen aufmunternden Grußworten des Vorsitzenden von „Jugend musiziert“, Prof. Ulrich Rademacher, lud „Jugend musiziert“ zur elften Ausgabe von WESPE. An zwei Wochenenden, Ende September und Anfang Oktober, folgten insgesamt rund 130 Nachwuchsmusikerinnen und –musiker der Aufforderung und musizierten in Lübeck und Münster um hoch dotierte Sonderpreise.
Seit der Premiere im Jahr 2008 sind die Voraussetzungen für eine Teilnahme an WESPE unverändert: Ein Preis im aktuellen Bundeswettbewerb ist die Eintrittskarte. Eine weitere Weiche muss dann anschließend jeder Interpret selbstständig stellen. Denn an vier der neun WESPE-Kategorien kann man sich nur beteiligen, wenn man ein passendes Werk in sein Wettbewerbsprogramm aufgenommen hat, das von der Bundesjury mit einer hohen Punktzahl bewertet worden ist. Wer es weniger strategisch angehen will, kann sich für eine der fünf anderen Kategorien bewerben.
Auf diese Weise hatten sich für WESPE 2018 in Lübeck rund 100 Musikerinnen und Musiker aus dem gesamten Bundesgebiet qualifiziert. Sie wetteiferten am 21. und 22. September in der Musikhochschule Lübeck in den Kategorien „Eigenes Werk, Jumu open, Zeitgenössisches Werk, Für ‚Jugend musiziert‘ komponiertes Werk, Werk einer Komponistin, Werk der ‚verfemten Musik‘, Werk der Klassischen Moderne und Orgel-Improvisation“ und um Preisgelder in einer Gesamthöhe von 21.500 Euro.
Ohne Geld keine Musik
31 von insgesamt 69 Musikbeiträgen wurden schließlich im Rahmen des Preisträgerkonzerts ausgezeichnet, 12 davon waren im Abschlusskonzert im Großen Saal der Musikhochschule Lübeck zu hören. Zur Freude aller Mitwirkenden und Konzertbesucher ist der Saal mit einer Kirchenorgel ausgestattet, so dass die Preisträger der noch jungen Kategorie „Orgel-Improvisation“ nicht nur beglückwünscht wurden, sondern sich auch von ihrer musikalisch-künstlerischen Seite zeigen konnten.
Im vergangenen Jahr hatte die Evangelische Kirche Deutschland einen Sonderpreis in dieser Kategorie gestiftet und da bereits avisiert, dass sie ihr Engagement nur gemeinsam mit den Orgel-Enthusiasten auf katholischer Seite fortsetzen wolle. Kurz vor dem Wettbewerb in Lübeck signalisierten beide Kirchen, dass die Kooperation sich erst 2019 realisieren lassen würde, und so drohte ein Orgelwettbewerb ohne Preisstifter. In buchstäblich letzter Minute sprang das Kloster Klang Festival Loccum ein und bescherte den Organisten nicht nur die Aussicht auf insgesamt 1.500 Euro Preisgeld, sondern auch auf ein Konzertengagement im Rahmen des Festivals 2019. Ähnlich flexibel zeigte sich ein anderer Preisstifter: Die Preise für die Kategorie „Jumu open“ wurden in diesem Jahr nicht vergeben. So dass der neuen musikzeitung herzlich gedankt werden muss. Sie stellte nämlich das Preisgeld von 1.500 Euro spontan den Preisträgerinnen und Preisträgern der Kategorie „Für ‚Jugend musiziert‘ komponiertes Werk“ bereit. Denn auch hier hatte es zuvor eine Absage des langjährigen Preisstifters gegeben.
Zu den Besonderheiten dieses besonderen Wettbewerbs gehörte ferner, dass Stefan David Hummel den Preis der Hummel-Stiftung persönlich überreichte und damit einmal mehr für die Erinnerung an die Werke seines Vaters sorgte.
Der Dank von „Jugend musiziert“ gilt selbstverständlich auch allen preisstiftenden Institutionen. Denn die Sonderpreise erhöhen die Attraktivität von WESPE spürbar.
Klassik-Virus freigesetzt
Zwei Wochen später trafen sich dann die Fans der Wiener Klassik in Münster zum traditionsreichen und hochdotierten „WDR 3 Klassikpreis der Stadt Münster“. Sieben Kammermusikformationen stellten sich dem Vergleich. Prof. Ulrich Rademacher, Vorsitzender der fünfköpfigen Jury, resümierte: „Die Jury war begeistert von der Unterschiedlichkeit der nominierten Ensembles: Wie von Bundespreisträgern erwartet, spielten alle Teilnehmenden auf einem beeindruckenden Niveau. So dass schließlich das Maß der Faszination über die Preisvergabe entschied. Wir wünschen uns, dass von der Leidenschaft des Preisträgerkonzerts ein Klassik-Virus auf möglichst viele junge Musiker überspringt.“
Drei Duos, aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, und die Mitglieder eines Streich-Oktetts, ebenfalls aus Baden-Württemberg, wurden schließlich mit dem „WDR 3 Klassikpreis der Stadt Münster“ 2018 ausgezeichnet, der mit 6.000 Euro dotiert ist. Mit dem Preis verbunden ist ein öffentliches Konzert, das von WDR 3 mitgeschnitten und zeitversetzt gesendet wird. In diesem Jahr fand das Ereignis bereits am Tag darauf, am 8. Oktober statt. Vor gut besuchten Besucherreihen konzertierten die aktuellen „Klassikpreisträger“ in der Musikhochschule Münster, Bravo-Rufe beendeten das Konzert. Der Klassik-Infekt ist bereits virulent.