Vom 25. bis 26. September hatte zum zweiten Mal WESPE – Wochenenden der Sonderpreise – stattgefunden, und vieles war ein bisschen anders als im Jahr ihrer Premiere 2008. Beginnend mit der Teilnehmerzahl, die 2009 um weitere 30 gewachsen war. 157 Nachwuchsmusikerinnen und -musiker fühlten sich für die Teilnahme an WESPE motiviert. Ein erfreulicher Zuwachs, denn die Teilnahme an WESPE benötigt einen langen Atem. Selbst wenn man bei Anmeldeschluss für „Jugend musiziert“ am 15. November um die zusätzliche Möglichkeit „WESPE“ weiß, ist zunächst der Wettbewerb selbst mit seinen drei Ebenen Regional-, Landes- und Bundeswettbewerb zu meistern. Erst dann, wenn man im Besitz eines Bundespreises ist, hat man sich für die Teilnahme an WESPE qualifiziert. Dazwischen liegt ein halbes Jahr, das angefüllt ist mit vielen Unterrichtsstunden, musikalischen Fortbildungsmaßnahmen wie Kammermusikkursen, größeren und kleineren Konzertprojekten, von der Schule einmal ganz zu schweigen, die Hausaufgaben, Klausuren, Referate fordert.
Ein junger Musiker, der sich durch seinen Bundespreis in die Liga der WESPE-Teilnehmer katapultiert hat, steht dann vor der schwierigen Frage der Programmwahl für den kleinen, aber besonderen Zusatzwettbewerb. Denn gerade bei der Wahl des Wertungsprogramms unterscheidet sich WESPE ganz erheblich von dem der großen Schwester „Jugend musiziert“. Sieben Musik-Sparten gehören zu WESPE, eine davon ist der traditionsreiche „Klassikpreis“, ausgespielt in Münster. Von ihm ist an anderer Stelle die Rede. Die anderen sechs Sparten thematisieren musikalische Strömungen des 19., 20. und 21. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt auf Neuer Musik, die ja bis vor zwei Jahren zum Pflichtprogramm im Bundeswettbewerb gehörte, was dann zugunsten der „Wochenenden der Sonderpreise“ abgeschafft worden war. „Förderung statt Forderung“ lautete damals die Devise, 13 Stiftungen und Institutionen haben sich zwischenzeitlich bei WESPE zusammengetan, um mit gut ausgestatteten Sonderpreisen zusätzliche Anreize zu schaffen.
Forschergeist ist gefragt
„Jugend musiziert“ fordert von den Teilnehmern an WESPE Fokussierung statt Epochenvielfalt. Im Bundeswettbewerb hatten sie bereits ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Bei WESPE nun sollen sie sich mit nur einem Werk präsentieren. Nicht für alle sechs Kategorien muss es zwingend aus dem Repertoire des Bundeswettbewerbs entnommen sein. In drei von ihnen kann man frei wählen: Werk einer Komponistin, ein selbst komponiertes Werk, ein Werk der verfemten Musik.
Diese Tatsache hat auch Musiker der zweiten WESPE-Generation ein wenig beunruhigt, denn zwischen dem Ende des Bundeswettbewerbs und WESPE liegen die Sommerferien, und das bedeutet bei Neueinstudierungen, dass man sie möglicherweise ohne den Lehrer bewerkstelligen und auch frühzeitig für die Anwesenheit der Kammermusikpartner sorgen muss.
WESPE 2009 beweist, dass dieser Mut belohnt wird. Mehr als 60 Prozent aller Teilnehmer haben diesen Schritt getan, haben vollkommen neue Werke einstudiert – und viele von ihnen wurden für ihre herausragende Interpretation überdies mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Neuland zu betreten, nicht auf die garantierte Wirkung beliebter Stücke zu setzen, die bekannten Pfade zu verlassen, all das sind Wagnisse, die sich die Organisatoren von WESPE noch viel intensiver praktiziert wünschen. Und wieso eigentlich nicht die eigenen Forschungen mit dem Werk Bertold Hummels beginnen oder dem von Paul Hindemith, wenn schon beide Stiftungen bei WESPE Preise verleihen?
Gespräch statt „Teilnehmerberatung“
Wer sich auf das Abenteuer einer Forschungsreise eingelassen hat, sucht das Gespräch, möchte letzte Unsicherheiten klären, die eigene Entdeckungsfahrt schildern, den Prozess des Komponierens mit dem anderer Teilnehmer vergleichen, sich austauschen. Bereits im vergangenen Jahr war deshalb mehrfach der Wunsch nach einem Beratungsgespräch an die Wettbewerbsleitung herangetragen worden.
Die einladende Atmosphäre der Musikhochschule Freiburg, dazu die überschaubare Menge von nur knapp 160 Teilnehmern bot zum informellen Austausch ideale Möglichkeiten. Ohnehin und ganz ohne moderierende Unterstützung diskutierten im Laufe der zweieinhalb Tage Juroren und Jugendliche, routinierte Meister ihres Fachs und solche, die es werden wollten, miteinander.
Am Sonntagmorgen, eineinhalb Stunden vor Begin des Abschlusskonzerts, folgten alle Mitwirkenden, Juroren und Jugendliche, der Einladung zum WESPE-Frühstück in der Musikhochschule. An runden Tischen bei Brötchen und Kaffee entspannen sich innerhalb weniger Minuten intensive Gespräche und allein das lebhafte Summen, das sich im Foyer der Hochschule ausbreitete, machte einer Wespe alle Ehre.
Das Gespräch wird fortgesetzt im Herbst 2010 bei WESPE in der Musikhochschule Freiburg!