Das miz, eine Einrichtung des Deutschen Musikrates, hat Ende letzten Jahres in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) eine groß angelegte repräsentative Studie unter dem Titel „Amateurmusizieren in Deutschland“ durchgeführt.
Geführt wurden 1.208 Interviews, unter den Befragten „331 Eltern von Kindern im Alter zwischen 6 und 15 Jahren. Über die Befragung der Eltern wurde das Musizierverhalten von insgesamt 476 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 15 Jahren ermittelt.“ (miz). Durchgeführt wurden die der Auswertung zu Grunde liegenden Interviews im November und Dezember 2019. Explizit wurde nach dem Stand vor Corona gefragt. Das miz konnte durch diese Arbeit nicht nur einen guten Eindruck darüber gewinnen sondern auch verlässlich öffentlich machen, wie viele Menschen in unserem Land in ihrer Freizeit musizieren. Offenbar wurde unter anderem, in welchen Alterststufen und auf welchem Gebiet – zum Beispiel Unterricht, Chor oder Orchestermusik - dies bevorzugt der Fall ist. Unterschiedliche Einflussfaktoren sind weiterhin auch ausschlaggebend dafür, wann wer welches Instrument zu spielen lernt oder für das Musizieren im Allgemeinen.
Nun ist zweifelsfrei klar: 14,3 Millionen Menschen in unserem Land ab 6 Jahren musizieren privat, das entspricht ganzen 19 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Deutlich wurde zusätzlich, dass knapp die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 15 Jahren ein Instrument spielen oder singen (48,4 Prozent). Offenbar wurde ebenfalls, dass der Bildungsstandard tatsächlich eine große Rolle beim Erlernen eines Instrumentes spielt, denn „Kinder und Jugendliche aus Familien mit hohem sozioökonomischen Status musizieren mit einem Anteil von 63 Prozent weit häufiger als Kinder aus Familien mit mittlerem (41 Prozent) oder niedrigem Status (35 Prozent).“ (Pressemitteilung Deutscher Musikrat)
Ebenso interessant ist, dass mit einem Anteil von 56 Prozent signifikant mehr Frauen über 16 Jahren singen (Männer 24 Prozent), wohingegen 92 Prozent der Männer über 16 Jahren ein Instrument spielen (Frauen 68 Prozent).Dagegen spielen 96 Prozent aller musizierender Kinder und Jugendlichen ein Instrument (der Anteil von Mädchen und Jungen ist hier gleich), während nur 29 Prozent singen (34 Prozent Mädchen, 20 Prozent Jungen).
Die musikalischen Felder sind insgesamt aber sehr breit gefächert und reichen vom privaten Musizieren über das Singen in einem Chor oder in der Kirche, bis hin zum Spielen in Bands, Blaskapellen und Spielmannszügen, Orchestern und Ensembles.
Als besonders interessant zeigt sich, wie sich der Zugang zum Musizieren gestaltet. So sind es in erster Linie öffentliche und private Musikschulen (17 Prozent und 13 Prozent) bzw. private Lehrkräfte (30 Prozent) sowie allgemeinbildende Schulen (36 Prozent), außerdem Musikvereine, Chöre und Orchester (32 Prozent) sowie Familie und Freunde (31 Prozent), die für die musikalische Bildung herangezogen werden.
Auch wenn man die Mehrfachnennungen in Rechnung stellt, kann man sagen, dass die privaten Musikschulen und Lehrkräfte mit 43 Prozent den größten Anteil an der Musikvermittlung haben.
Zu den beliebtesten Instrumenten zählen für Jugendliche und Lernende ab 16 Jahren die Gitarre und das Klavier, wobei mehr Männer Gitarre spielen, dagegen mehr Frauen das Klavier. Bei Kindern rangiert das Klavier auf Platz eins (wiederum vor allem bei Mädchen), gefolgt von Blockflöte und Gitarre.
Sehr deutlich wurde auch ein regionaler Unterschied beim Musizieren. Im Süden des Landes liegt der Anteil der musizierenden Bevölkerung bei „überdurchschnittlichen 24 Prozent (…) in den Regionen West (14 Prozent), Nord (14 Prozent) und Ost (11 Prozent) [ist er deutlich] geringer. – Unterschiede zwischen Dörfern (18 Prozent), Klein-/Mittelstädten (14 Prozent) sowie Großstädten (17 Prozent) zeigen sich dagegen kaum.“ (miz)
Was aus der Studie ebenfalls hervorgeht, ist die große Relevanz der Musik im Alltag der Bürger:Innen. „84 Prozent der Bevölkerung [gaben] zu Protokoll, dass sie sich für Musik interessieren, 37 Prozent interessieren sich sogar ganz besonders für dieses Thema. (...) Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil von Kindern und Jugendlichen, die in ihrer Freizeit musizieren.“ (miz) Diese Zahlen machen neben der großen Bedeutung schulergänzender Einrichtungen auf dem musikalischen Bildungssektor auch klar, warum es Verbänden und anderen Organisationen inzwischen so wichtig ist, kulturelle Bildung als ein Grundrecht zu verstehen und als solches im Grundgesetz zu verankern.
Die Studie kann nachgelesen werden unter folgendem Titel:
Amateurmusizieren in Deutschland. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in der Bevölkerung ab 6 Jahre. Hrsg. vom Deutschen Musikrat / Deutsches Musikinformationszentrum (miz) in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD). Bonn 2021.
Ergebnisse sowie auch ein Methodenbericht können unter www.miz.org/amateurmusikstudie abgerufen werden.
Die Pressemitteilung des miz zur Studie findet sich hier: www.musikrat.de/fileadmin/user_upload/PM_miz_Amateurmusizieren.pdf