Zwei musikalische Institutionen in Frankfurt feiern dieses Jahr Jubiläum: Das weltweit einzigartige Archiv Frau und Musik wurde vor 40 Jahren gegründet und ist seitdem die Forschungs- und Dokumentationsstätte rund um das Thema Frau und Musik. Der Frankfurter Tonkünstlerbund als einer der ersten deutschen Interessenvereinigung von Musikern in Deutschland wurde stolze 160 Jahre alt. Beide Institutionen arbeiten seit Jahren eng miteinander – und so war es naheliegend, die beiden Jubiläen gemeinsam mit einem Jubiläumskonzert zu zelebrieren.
Dieses besondere Konzert fand im Konzertsaal des Saalbaus Bornheim statt. Nach der Eröffnungsrede des Referenten des Kulturamts der Stadt Frankfurt Dr. C. Julius Reinsberg und Grußworten durch die Vertreterin des Archivs Frau und Musik Elisabeth Brendel und der 1. Vorsitzenden des FTKB Leah Frey-Rabine war dann die Bühne frei für die Darbietungen der Künstler/-innen des FTKB. Bis auf Colenton Freeman, der zwei seiner schon profihaft auftretenden Gesangsschülerinnen am Klavier begleitete war dieses Konzert voll in weiblicher Hand. Dies hatte sich einfach so ergeben, wie Frey-Rabine betonte. Die Musik, die das interessierte Publikum zu hören bekam, war ausschließlich von Komponistinnen geschrieben worden. Dass die Werke der Damen sich durchaus nicht hinter denen der berühmten Zeitgenossen zu verstecken brauchen, wurde sehr schnell deutlich: Schon das erste Stück, Variationen von Clara Schumann über ein Thema ihres Mannes Robert Schumann, war brillant und wurde ebenso brillant von der Clara Schumann-Expertin Lydia Bader zu Gehör gebracht.
Und auf diesem herausragenden Niveau ging es weiter: Es waren Lieder von Cécile Chaminade, Lilli Boulanger, Clara Schumann, Fanny Hensel und Ruth Schonthal durch die wundervoll singenden Interpretinnen Anna Maria Gudjons, Fabienne Valentine Exler (begleitet durch Colenton Freeman), Lil von Essen, Marlies Stahl (begleitet von Eunhye Bading) und Sophie Wenzel (begleitet von Angelika Nebel) zu hören. Eins schöner als das andere und alle von den verschiedenen Sängerinnen herausragend interpretiert. Es gab ein avangardistisches Werk zu bestaunen – Charlottes Seithers „Echoes of O’s“, vorgetragen von der Klarinettistin Merve Kazokoglu, das die Musik durch Gesten auf eine nicht-hörbare Ebene brachte – eine kleine Elegie für Geige und Klavier und eine besondere Rarität: die Harfensonate von Germaine Tailleferre, ein spannungsreiches Stück, ebenso interessant und farbenreich vorgetragen durch Bettina Linck.
Als krönenden Abschluss des abwechslungsreichen Konzertes war dann wieder Klaviermusik zu hören: Mit drei Stücken von Fanny Hensel, sensibel und eindringlich interpretiert durch die vor allem durch ihre Einspielungen von Bach-Transkriptionen bekannte Angelika Nebel, ging dieses außergewöhnliche Konzert zu Ende – ein eindringliches Plädoyer dafür, der Musik von Frauen mehr Platz auf den Konzertbühnen einzuräumen. Sie haben es sich mehr als verdient!