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Abgeklärtheit und pianistisches Feuerwerk

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Zur CD-Neuerscheinung des Pianisten Alexander Schimpf
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In seiner zweiten Solo-CD stellt der Würzburger Pianist Alexander Schimpf Spätwerke von Brahms, Debussy und Beethoven gegenüber. Es ist zunächst überraschend, dass sich der vergleichsweise junge Interpret diese Auswahl an komplexen Kompositionen herausgesucht hat, doch der Gesamteindruck überzeugt in vielerlei Hinsicht.

Mit Brahms letzten Klavierwerken, seinen „Vier Stücken“ Opus 119, schafft Schimpf durch eine sensible Herangehensweise eine Atmosphäre verklärter Zurückgezogenheit, die er ab und an durchbricht, um die aufgehellten Momente der Stücke herauszuarbeiten.

Dies geschieht durchaus dezent und unaufdringlich, so dass die ganze Interpretation dieses Zyklus’ zu einer überzeugenden Einheit geformt erscheint, die den stets durchklingenden Abschiedscharakter der Werke in den Vordergrund stellt.

Ist mit Brahms die Einspielung eröffnet, so endet sie mit Beethovens großer Opus 111-Sonate – im ersten Satz durchaus wuchtig zupackend, während der zweite Satz, das erschütternde Adagio, wieder an die bei Brahms bereits erklungene musikalische Introvertiertheit anknüpft. Dies mag der Beweggrund gewesen sein, das früher entstandene Opus an das Ende der CD zu setzen. Diese Lösung mag zunächst merkwürdig erscheinen, überzeugt aber durch den künstlerischen Ansatz, den Schimpf gewählt und damit gewissermaßen einen rückwärts gewandten Bogen gespannt hat, der auf eine innere Seelenverwandtschaft dieser beiden großen Meister verweist. Im Zentrum der Stückauswahl steht ein Debussy-Block, welcher mit den drei Stücken aus „Images II“ sowie dem 1904 entstandenen „L’isle joyeuse“ dem Interpreten ein Feuerwerk pianistischer Fertigkeiten entlockt. Schimpf taucht regelrecht in die Klangpracht von Debussys schillernder Expressivität ein, ergreift die bildhaft angelegten Tonkaskaden mit freudiger Virtuosität und überwältigt den Zuhörer im besten Sinne mit einer zupackenden, fast explosiven, taktilen Herangehensweise. Dabei ist Schimpf nicht nur technisch überragend, sondern nimmt sich auch Zeit für Nuancierungen in den einzelnen Phrasen, die ihm ermöglichen, strukturbildende Details herauszuarbeiten.

So ungewöhnlich die Zusammenstellung dieser CD zunächst erscheinen mag, ergibt sie doch einen inneren Sinn gerade durch die stilistische Vielfalt, die in der Reife der ausgewählten großartigen Werke ihre Übereinstimmung findet, dargeboten von einem Pianisten, der hierzu etwas zu sagen hat.

CD-Tipp
Alexander Schimpf: Brahms – Debussy – Beethoven
Oehms Classics OC 1820
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