Eleonora Maria Sophie Westenholtz (1759 – 1838) war eine mecklenburgische Komponistin, Pianistin, Glasharmonikaspielerin, Klavierlehrerin und Sängerin. Sie erhielt auf Veranlassung des Prinzen Ludwig von Mecklenburg-Schwerin bereits als Zehnjährige für einige Jahre Klavier- und Gesangsunterricht von Johann Wilhelm Hertel (1727−1789). 1775 wurde sie in die Schweriner Hofkapelle aufgenommen. 1777 heiratete sie den Kapellmeister der Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle zu Ludwigslust, Carl August Friedrich Westenholz (1736−1789), und wurde dort 1779 selbst Mitglied als Sängerin und Pianistin. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns beteiligte sie sich mehr als drei Jahrzehnte, bis zum Jahr 1821, aktiv an der Gestaltung der Hof- und Kirchenmusik und unterrichtete die Töchter des seit 1785 regierenden Herzogs Franz Friedrich I. und der Herzogin Luise im Klavierspiel.
Amors Pfeile und der gezogene Zahn
Bereits in den 1780er Jahren war sie überregional als Pianistin bekannt. Sophie Westenholz konzertierte als Pianistin und auch als Glasharmonikaspielerin insbesondere zwischen 1792 und 1804 in Leipzig, Lübeck, Rostock, Kopenhagen, Schwerin, Hamburg, Hannover, Stettin und Berlin.
Die höfischen Konzerte der Hofkapelle von 1803 bis 1837 sind im sogenannten Ludwigsluster Diarium festgehalten. Daraus geht hervor, dass Sophie Westenholz nicht nur Klavierwerke von Mozart, Haydn, Pleyel und anderen zeitgenössischen Komponisten, sondern auch eigene Werke zur Aufführung gebracht hat. Nachdem ihr Mann Carl August Friedrich Westenholz 1789 und dessen Nachfolger Antonio Rosetti 1792 gestorben waren, leitete Sophie Westenholz vom Klavier aus die Hofmusiken. In einem Schreiben an den Herzog beschwert sie sich über das Verhalten des Konzertmeisters Louis Massonneau, der sie in ihrer leitenden Funktion behindert habe. Auf ihre Bitte hin wurde sie von dieser Tätigkeit dispensiert, sie musste aber weiterhin an den übrigen Konzerten, die regelmäßig im Goldenen Saal des Ludwigsluster Schlosses und im Vorzimmer der Herzogin stattfanden, teilnehmen. Vom 3. März 1813 datiert der letzte Auftritt der Musikerin in Ludwigslust; sie spielte gemeinsam mit ihrem Sohn Carl eine vierhändige Sonate von Mozart. Als Komponistin entwickelte sie durch ihre lange Lebensdauer einen Stil, der bereits auf Beethoven hinweist. Ihre Lieder behandeln tiefernste sowie heitere Themen; als Mutter von acht Kindern widmete sie sich auch häuslich-praktischen Angelegenheiten in ihrem Liedschaffen.
2019 publizierte der Schweriner Musikverlag Edition Massonneau erstmals ihre gesamten erhaltenen Werke für Klavier, 2021 die Gesamtausgabe der Lieder (mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Mecklenburg in Kooperation mit dem Förderverein Schloss Ludwigslust).
Rund um den Tag des offenen Denkmals veranstaltete der DTKV Mecklenburg-Vorpommern zwei Konzerte mit Liedern sowie Sätzen aus der f-moll-Klaviersonate von Eleonora Sophie Westenholtz, welche in Verbindung mit Liedern von W. A. Mozart erklangen.
In der ehemaligen großherzoglichen Perzina-Pianofabrik mit dem repräsentativen Konzertsaal, der einst als Vorführraum für die Perzina-Klaviere und Flügel diente, musizierten zwei Lied-Duos auf einem originalen Perzinaflügel, der sich im Privatbesitz der Vorsitzenden Martina Scharstein befindet und mit seinem Baujahr 1923 seinen 100. Geburtstag feierte. Der weiche und doch brillante Klang dieses Kammermusikinstrumentes erinnert an Rönisch- und Bechsteinflügel – kein Zufall, da die Gebrüder Perzina einst in diesem Firmen lernten und arbeiteten. Mit diesem Flügel erklang ein Schweriner Kulturerbe in einem denkmalgeschützten Gebäude, welches in das Gesamtbild dieser Stadt als Residenzensemble gehört und sich in die Bewerbung als Welt-Erbe der UNESCO einfügt.
Das Konzert wurde am 10. September zum Tag des offenen Denkmals im Kornhaus Bad Doberan wiederholt. Das wunderschöne Backsteingebäude am Doberaner Münster wird als Jugendkunstschule, Soziokulturelles Zentrum, Umweltbildungsstätte, Café und Musikclub von einem engagierten Förderverein genutzt. Erstmalig wurde eine Kooperation mit dem DTKV Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt und damit klassische Musik angeboten.
Die Schweriner Mezzosopranistin Sophia Maeno beschäftigt sich gemeinsam mit der Pianistin Maša Novosel seit 2019 mit den Werken Sophie Westenholtz´ und führte diese bereits mehrfach auf. Die naheligende Verbindung mit Liedern von W. A. Mozart war eine Idee der Sängerin und DTKV-Vorsitzenden Martina Scharstein, die auch die Gesamtkonzeption, Antragstellung, Programmheftgestaltung und Organisation übernahm. Als Liedduo stand sie zusammen mit der Pianistin Mira Seo zusätzlich selbst auf der Bühne.
Ein ganzes Menschenleben wurde in Texten von Matthias Claudius bis Christian Felix Weiße geschildert. Vom Frühlingsanfang über Liebesleid und -freud ging der dramaturgische Bogen zu häuslichen Begebenheiten wie das „Ausziehen eines Wechselzahns“ bei einem kleinen Mädchen (Text: Matthias Claudius), zum Totengräber, der sich darüber freut, dass die Toten ihm sein Einkommen bescheren und nun alle gleichgestellt und nicht mehr besonders repräsentativ sind (Text: Ludwig Hölty) über Abendstimmungen bis zum Grab „Das Grab ist tief und stille und schauderhaft sein Rand“ (Text: Johann Gaudenz von Saalis-Sewis).
Das begeisterte Publikum wurde mit dem gemeinsamen Singen des heiteren Kanons „Bona Nox, bist a rechter Ox“ von W. A. Mozart verabschiedet.
Die Konzerte wurden von der NDR Kulturförderung in Mecklenburg-Vorpommern, der Landeshauptstadt Schwerin sowie dem Landkreis Rostock unterstützt. Ein Interview mit der Sängerin und Vorsitzenden sowie Probenmitschnitte wurden bei NDR KULTUR gesendet.
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