Die meisten Veranstalter von Konzerten Neuer Musik können von einem Ansturm, wie es ihn im Frühjahr im Theater der Würzburger Musikhochschule gab, nur träumen. Die Initiatoren des Studios für Neue Musik Würzburg mussten nicht mehr nur träumen, sie konnten genießen; zum Einen spannende Musik, zum Anderen den Zuspruch eines großen, bunt gemischten Publikums, das mit seiner Anwesenheit des vor zehn Jahren verstorbenen Komponisten und Hochschullehrers Bertold Hummel (1925 – 2002) gedachte.
Oberbürgermeister Georg Rosenthal erinnerte zu Konzertbeginn an die Bedeutung Hummels für die Stadt Würzburg als Botschafter Neuer Musik. Auch in den weiteren Grußworten von Prof. Helmut Erb, dem Präsidenten der Hochschule, Dr. Franzpeter Messmer, dem Vorsitzenden des Tonkünstlerverbandes Bayern, und Steffen Zeller, dem Vorsitzenden des TKV Würzburg, wurden Hummels vielfältige Tätigkeiten hervorgehoben: Professor für Komposition, Präsident der Hochschule für Musik, Leiter des Studios für Neue Musik (1963-1988), seit 1982 Mitglied der Bayerischen Akademie der schönen Künste.
Im Zentrum des Programms stand seine viersätzige, von einem humorvollen „Grundton“ geprägte Partita für Kammerorchester op. 79, die mit ihrer konzertanten Struktur allen Instrumenten Gelegenheit gab, sich adäquat vorzustellen. Eine Herausforderung, die vom Tiroler Kammerorchester INN-strumenti, das mit über 60 Uraufführungen auf eine reichhaltige Erfahrung mit zeitgenössischer Musik zurückblicken kann, bravourös gemeistert wurde, nicht zuletzt dank der engagierten Leitung durch Gerhard Sammer, der mit einer Professur für Musikpädagogik in Würzburg seine berufliche Heimat gefunden hat.
Für den nächsten Programmpunkt holte er zwei seiner Kollegen ins Boot: Christoph Wünsch, Professor für Musiktheorie, schrieb im Gedenken an seinen Lehrer Bertold Hummel ein Konzert für Saxophon und Kammerorchester, das, charismatisch von Saxophonprofessor Lutz Koppetsch gespielt, für begeisterte Ovationen sorgte. Anregungen schöpfte Wünsch seinen einführenden Worten zufolge aus verschiedenen Genres, mit denen das Saxophon assoziativ verbunden ist, sodass Koppetsch alle Facetten seines Instrumentes ausspielen konnte, von den INNstrumenti mal lyrisch, mal in komplexen kontrapunktischen Strukturen, mal mit mikropolyphonen Flächen, dann wieder groovig begleitet.
Mit der zweiten Uraufführung des Abends kam erneut das Orchester allein zu Wort: In „Fließende Grenzen – Fluid Boundaries“ für Kammerorchester präsentierte der in München lehrende und in Tirol lebende amerikanische Komponist Larry Traiger die Instrumente in unterschiedlichen Mischfarben und ließ so ein Klanggemälde entstehen, das dem Zuhörer assoziative Anregungen zum Werktitel bot.
Gewissermaßen in Tirol verweilend floss der zweite Part direkt über in Haimo Wissers Konzert für Klavier und Orchester „Mauer“ mit dem bulgarisch-österreichischen Pianisten Bozidar Noev am Flügel. Mit dem rhythmisch anspruchsvollen Pattern-orientierten Stück fand ein langer, aber kurzweiliger Abend sein Ende. Das Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet.