Die Aufführung der viel zu selten gehörten „Marienvesper“, die Monteverdi 1610 komponierte, also mehrere Jahre, nachdem er die erste als solche existierende Oper geschrieben hatte, legt eine szenische Aufführung sowie die Darstellung einer Dramaturgie des Werkes nahe.
Egon Mihajlovic ist dieses Projekt, das am 1. und 2. Juni in der Steglitzer Matthäus-Kirche aufgeführt wurde, gemeinsam mit dem Regisseur Detlef Sölter hervorragend gelungen. Die Auslegung der Psalmen im Wechsel mit den Concerto- und Choreinlagen sowie mehrstimmigen Intermezzi ließen den Aufbau der Spannung deutlicher werden, das Ineinandergreifen der insgesamt 18 aufgeführten Teile der „Vespro della Beata Vergine“ war tatsächlich eine verständnisfördernde Idee.
Die Vorbereitung zu dem Projekt mit 10 Gesangssolisten, 18 Instrumentalisten und Chor liefen im Rahmen der Kurse der Steglitzer Tage, die hiermit erneut zum 21. Mal seit der Gründung dieses außergewöhnlichen „Alte-Musik-Meisterkurses“ durch Anka Sommer auf die Bedeutung dieser Initiative hinweisen konnten.
Seit Jahren besteht zudem die Partnerschaft mit der Universität Ljubljana, an der Prof. Egon Mihajlovic unterrichtet. Es war daher selbstverständlich, dass auch zu dieser Aufführung das Chor- und Instrumentalensemble „Malapert“ mit Musikern aus Ljubljana verstärkt wurde. Einziger Wermutstropfen war die schwache Besetzung der hohen Streicher mit nur zwei Violinen, die sich im Zusammenspiel mit 11 Bläsern und einer großen Bassgruppe kaum Gehör verschaffen konnten. Doch konnten dies die hervorragenden Solisten und der engagierte Chor durchaus angemessen ausgleichen. Insgesamt ein, durch die gut konzipierte szenische Darstellung, außergewöhnliches musikalisches Ereignis, das noch öfter zu hören sein sollte.