München. Am Vormittag des 21. Juli 2019 arbeiteten sich die ersten Sonnenstrahlen über den Vorplatz des Prinzregententheaters, als sich neben dem Jubilar Dr. Dirk Hewig das gratulierende Publikum nach und nach im Gartensaal versammelte. Darunter befanden sich Familie, Ehrengäste, Musiker und Freunde von Hewig, die sich bereits vor der offiziellen Eröffnung des Festaktes in angeregte Gespräche vertieften und Hewigs spürbare Gelassenheit aufsogen.
In diesem Zuge verlas Prof. Ulrich Nicolai als 1. Vorsitzender des Tonkünstlerverbands Bayern e.V. in seiner Begrüßung der Gäste erfreulicherweise keine lange Liste ausgewählter Anwesender, sondern konzentrierte sich in seinem kurzweiligen Grußwort auf die Hauptperson der bevorstehenden Matinee und dankte allen Mitwirkenden, die ihre Wertschätzung organisatorisch, musikalisch und am Rednerpult zum Ausdruck brachten. Daran anknüpfend, lobte Cornelius Hauptmann, Präsident des Deutschen Tonkünstlerverbands e.V., wichtige Errungenschaften Hewigs vor allem im bayerischen Musikleben, die nur mithilfe seines unermüdlichen Engagements realisiert werden konnten. Dank ihm sind zumindest in Bayern freiberufliche Musiklehrkräfte mittlerweile vergleichbar gewichtet zu den in öffentlichen Institutionen Tätigen. Das Lob fügte sich nahtlos ein in die Anlage des Festakts, der mal subtil mal deutlich im Zeichen der häufig gelobten Eigenschaften Hewigs stand: Neben seinem Engagement in allen Belangen stechen besonders seine Bescheidenheit, Geradlinigkeit und nicht zuletzt die Humanität in seinem Wirken deutlich hervor.
Bescheidenheit, weil Hewig sich selbst trotz seiner unzähligen vollbrachten Leistungen als Ministerialrat niemals in den Vordergrund drängte, sondern vielmehr ein begabter Fädenzieher war und auch heute weiterhin ist – immer auf Augenhöhe und mit Verständnis für die Betroffenen und die Sache. Geradlinigkeit, weil Hewig seinen Zielen stets treu geblieben ist, sich nicht von eingefahrenen Hierarchien abschrecken ließ und offen und ehrlich verhandelte. Humanität, weil Hewig bis heute selbstlos für die Ziele vieler kämpft, immer ein Auge auf benachteiligte Minderheiten wirft und für Gerechtigkeit einsteht, sowohl im beruflichen wie auch im ehrenamtlichen Bereich. Alle Redebeiträge hoben damit eine bewundernswerte Person ins Rampenlicht, die nicht von oben herab, sondern unaufhörlich aus dem Hintergrund agiert.
Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2017 untermauerte zuletzt Hewigs sehr beachtliche Bedeutung für die Gestaltung des bayerischen, aber auch weit darüber hinausreichenden kulturellen Lebens. Dank Hewig sind die sechs bayerischen Fachakademien für Musik heute eigenständige Musikhochschulen oder integriert in bereits bestehende Hochschulen. In Kooperation mit August Everding sorgte Hewig für die Errichtung der in München ansässigen Theaterakademie August Everding und auch das Jazzinstitut in Regensburg profitierte maßgeblich von Hewigs Position als Ministerialrat.
Dabei musste sich Hewig häufig über Konventionen hinwegsetzen, wie Prof. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrats e.V., in seinem Grußwort eindrücklich und lebendig am Rednerpult zum Besten gab. Diese großen Leistungen, die Krüger treffend als „humanes Lebenswerk“ und „Herkulesarbeiten“ bezeichnete, haben wir einer ungemein couragierten Persönlichkeit zu verdanken.
Dr. Franzpeter Messmer, Ehrenvorsitzender im Tonkünstlerverband Bayern e.V., subsumierte all dies und mehr unter der „Ära Hewig“ und dankte dem Jubilar im Namen aller Anwesenden für dessen „außerordentliche Lebensleistung, die eine Ermutigung für Weltoffenheit, Vernunft, bürgerschaftliches Engagement, demokratisches, sachorientiertes Handeln und vor allem für die Hingabe an Musik, Literatur und Kunst ist, eine Ermutigung, die wir in diesen Zeiten, in denen diese Werte vielfach missachtet werden, dringend brauchen.“
Den musikalischen Rahmen des Festakts gestalteten langjährige Weggefährten Hewigs und Nachwuchskünstler der von ihm initiierten Theaterakademie. Ein bunter Galopp durch die Musikgeschichte führte vom Adagio aus Ludwig van Beethovens Klaviertrio op. 11 über eine Rigoletto-Fantasie op. 38 von Franz und Karl Doppler, zwei Intermezzi aus Johannes Brahms’ Klavierstücken op. 118, drei beeindruckende Gesangseinlagen bis hin zu Hewigs persönlichem Favoriten: Wilhelm Killmayers Scherzo lento aus den „5 Romanzen für Violoncello und Klavier“.
Zuletzt ergriff Hewig selbst das Wort, indem er sich nach rührenden Dankesworten mit einem seiner favorisierten Gedichte an das Plenum und die Musiker richtete. Der Lyriker Andreas Gryphius betrachtete in einem seiner Aphorismen die Bedeutung und den Werdegang der Zeit: „Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen; mein sind die Jahre nicht, die etwa mögen kommen; der Augenblick ist mein, und nehm’ ich den in acht, so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht.“ Hewig lieferte damit selbst einen denkwürdigen Abschluss zu einem gelungenen Festakt – und das noch vor seinem eigentlichen Geburtstag am 3. August, zu dem ihm an dieser Stelle noch einmal herzlich gratuliert sei.