Ein Konzert in der Redoute zu spielen, welches als Gebäude auch heute den Glanz aus der kurfürstlichen Zeit erhalten hat, war eine große Ehre für die teilnehmenden Schülerinnen der Klasse von Gabriele Paqué. Im Juli 1792 traf dort der 22 Jahre junge Beethoven, der in der Redoute zusammen mit dem Kurfürstlichen Hoforchester die Violine und Bratsche spielte, auf den damals schon sehr renommierten und aus heutiger Sicht „Weltstar“ Joseph Haydn. Anlässlich dieser Begegnung zwischen den beiden großen Komponisten treffen sich die „Bürger für Beethoven“ alljährlich zu einem Brunch, welches von einem musikalischen Programm begleitet wird.
Es hatten sich fünf meiner Schülerinnen bereiterklärt, für dieses Event öffentlich aufzutreten, was natürlich eine große psychische Herausforderung für jede einzelne Schülerin darstellt, denn es sind alle absolute Laien und nicht daran gewöhnt, den großen Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen, bei mehr als 90 Zuhörern! Das Programm war abgestimmt natürlich rund um Beethoven, aber auch auf die Befindlichkeiten der einzelnen Schülerinnen und deren Können. So spielte Waltraud Cichon mit mir zusammen vierhändige Stücke von Hermann Berens und Giuseppe Galuzzi. Elisabeth Mohr, die ebenfalls wie Frau Cichon bei mir das Klavier spielen von Grund auf erlernt hat, spielte eine dreisätzige Sonatine (vierhändig) von dem niederländischen Komponisten Gerard Hengeveld mit mir zusammen. Beethoven sollte auch nicht zu kurz kommen mit einer Sonatine (Anne Schaede), einer Bagatelle (Ursula Hurniak-d’Hone) und den Ecossaisen (Barbara Haumann), allesamt Wiedereinsteigerinnen, die als Kinder und Jugendliche mehr oder weniger lange den Klavierunterricht „genossen“. Des Weiteren wurden noch einige Brahms-Walzer (vierhändig) und eine Diabelli-Sonatine (vierhändig) von meinen Schülerinnen mit Bravour zu Gehör gebracht. Natürlich ging nicht immer alles glatt, doch wie bereits Beethoven sagte: Fehler passieren ganz zufällig. Die Interpretation, d.h. die Musikalität, die wir in unser Spiel legen, das ist es, worauf es ankommt! Und das wusste auch unser großartiges Publikum wirklich mit sehr viel Beifall zu würdigen.
Herr Dr. Eisel, Vorsitzender von „Bürger für Beethoven“, der das Event mit vielen spannenden Geschichten und Anekdoten rund um Beethoven und seine Zeit, die er hier in Bonn verbrachte, moderierte, bat bereits im Voraus, auf unserer Interpretinnen beim Frühstück Rücksicht zu nehmen, und es war tatsächlich absolute Stille, während sie musizierten. Das meist gleichaltrige Publikum erfreute sich offenbar daran, die unter großem persönlichen Einsatz erarbeiteten musikalischen Darbietungen meiner Schülerinnen zu würdigen, auch wenn es nicht (immer) auf einem professionellen Niveau war.
Zu beachten ist natürlich auch das Alter der Mitstreiterinnen. Drei von ihnen hatten die 70 bereits überschritten. Sich in dem Alter „das noch anzutun“, war ein Thema in dem Gespräch nach dem Konzert in einer sehr gemütlichen Kaffeerunde. Der Stress fiel von allen ab, und das Erstaunlichste für mich als Lehrerin war zu hören, als mir meine Schülerinnen verkündeten, doch tatsächlich schon wieder Lust zu haben, erneut aufzutreten! Ein wirklich sehr schöner und gelungener Tag für Spieler und Zuhörer!