Drei Musikerinnen haben sich zusammengefunden, um ein neues Praxiswerk speziell für die Arbeit in der Kita zu entwickeln. Dabei herausgekommen ist ein buntes Buch mit Stimmspielen, Liedern, Ideen für draußen und drinnen und vielem mehr.
Als Musikpädagoginnen wissen die Autorinnen, dass Singen nicht nur glücklich macht, sondern auch schlau und gesund. Das Buch liefert mit seinen 56 Liedern Material für jeden Moment im Alltag und im Jahreskreis: sei es das gemeinsame Aufräumen, der Geburtstag, der erste Schnee oder die Reisezeit im Sommer. Mit klingenden Geschichten und Spielideen werden die Kleinen zum Mitmachen animiert, um so Körper, Atmung und schließlich die Stimme spielerisch zu ergründen und den Umgang damit ganz nebenbei zu verinnerlichen. Ebenso enthalten sind zehn verschiedene praktische Workshops zu Themen wie „Stimmspiele erfinden“, „Singen mit Kindern“, „Lieder einzählen“ oder „U3 und Ü3“. Eine CD hilft schließlich beim Erlernen der Lieder. Alle drei Musikerinnen sind Mitglieder im DTKV. Gemeinsam haben die drei bereits zwei Praxisbücher für die Kita verfasst. Stimm-Spiel-Klang (2016) und Kinder-Klang-Kiste (2018) sind beide im Helbling Verlag erschienen und erprobte Bücher für die musikalische KiTa-Praxis. Alle drei arbeiten und leben mit eigenen Schwerpunkten:
Amelie Erhard, Schulmusikerin, Elementare Musikpädagogin und Rhythmikerin, arbeitet regelmäßig in der künstlerischen Musikvermittlung an Oper, Theater und Schule und ist darüber hinaus als Pädagogin tätig.
Milena Hiessl, Rhythmikerin und Vokalpädagogin, fokussiert sich in ihrer Arbeit auf die Vermittlung des Singens, unter anderem in ihrer eigenen Singschule für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Lena Sokoll, Opernsängerin und Musiktherapeutin, singt Konzerte, unterrichtet klassischen Gesang und ist im elementaren und therapeutischen Bereich aktiv.
neue musikzeitung: Sie kommen alle aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands und doch haben Sie nun bereits das dritte gemeinsame Buch vorgelegt. Wie haben Sie ursprünglich zusammengefunden?
Amelie Erhard: Kennengelernt haben wir uns in der praktischen Arbeit beim Projekt „Singende Kindergärten“. Dort sind wir schon seit 2012 ein Team und nun fast 10 Jahre gemeinsam für die Inhalte deutschlandweit im Bereich Singen verantwortlich.
nmz: Und doch haben Sie ganz unterschiedliche Werdegänge und Kern-Arbeitsgebiete.
Erhard: Das ist richtig. Wir drei decken eine große Bandbreite an musikalischen Hintergründen und Schwerpunkten ab. Von dieser Vielfalt – auch an Erfahrungen und Blickwinkeln – profitiert unser Buch. Unsere gemeinsamen Nenner sind die Liebe zur Musik, Spielfreude, Kreativität und der Wunsch, all dies in den Kindern und anderen Menschen zu wecken und fördern.
nmz: Wann entstand die Idee zu diesem Buch? Was unterscheidet es von anderen Werken für den Kita-Alltag?
Milena Hiessl: Wir hatten lange den Wunsch, ein Buch zu gestalten, das vom Lied ausgeht und vielfältige Ideen liefert. In der pädagogischen Praxis ist es immer wieder hilfreich, nicht ständig neue Melodien lernen zu müssen, sondern viele unterschiedliche Herangehensweisen und Impulse zu einem Lied zu kennen.
Lena Sokoll: Das Besondere am Buch ist, dass es aufzeigt, was alles möglich ist. So finden sich zu einem Lied immer Ideen zum Umgang und Einsatz von Stimme, Körper, Bewegung, Material, Tanz, Instrument und vor allem auch Ideen zur Arbeit mit U3-Kindern. Das ist vermutlich in dieser Vielseitigkeit besonders.
Erhard: Da wir die Bandbreite kennen zwischen Kita-Pädagog*innen, deren Anspruch und Möglichkeit – bis hin zu gesangspädagogischen Kräften oder Kirchenmusiker*innen, die vermehrt angefragt werden für Kita und Musikschule, wollen wir mit diesem Buch gerne in beide Richtungen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt. Alle genannten Gruppen sind Experten in ihrem Fachgebiet und können voneinander profitieren. Diesen Austausch erleben und fördern wir in unserer praktischen Arbeit und haben ihn ins Buch einfließen lassen.
nmz: Warum ist Singen (gerade auch schon im Kita-Alter) so wichtig?
Hiessl: Wir sind alle drei Mütter und sehen täglich, welchen Stellenwert Musik bei unseren Kindern hat. Bevor die Kinder sprechen oder gehen singen und tanzen sie. Singen ist ein Grundbedürfnis und eine natürliche Form der Kommunikation. Deshalb ist es nur logisch, wenn Singen eine zentrale Rolle, auch in der Kita, spielt.
Sokoll: Noch dazu ist gerade das gemeinsame, freie Singen entwicklungsfördernd in vielerlei Hinsicht: sprachlich, sensorisch, sozial, emotional. Es geht uns daher nicht nur um das Singen von Liedern, sondern vor allem ums Ausprobieren, Spielen und Erfahren.
nmz: Dazu haben Sie dann sicher die „Stimmspiele“ entwickelt. Sind diese erprobt? Wie funktioniert das Ganze?
Sokoll: Unsere Stimmspiele sind nicht nur erprobt, sondern zum Teil im gemeinsamen Tun mit den Kindern gewachsen oder sogar entstanden. Kinder reagieren unmittelbar, sind unglaublich kreativ, sie partizipieren und inspirieren. Für ein Stimmspiel brauchen Sie vor allem eines: Lust, mit den Kindern gemeinsam zu Spielen. Unsere Mittel dabei sind Phantasie, Körper, Atmung und Stimme.
Hiessl: Unsere Ideen sind dabei eigentlich nur erste Anregungen. Die Geschichte selbst wächst durch die Fantasie und Kreativität der Kinder.
nmz: Kinder haben oft eine sehr direkte Art und viele brauchen auch genau so eine direkte Ansprache. Die Pandemie hat da einiges schwer möglich gemacht. Wie sehen Sie das? Kann Ihr Buch da etwas helfen, ja, vielleicht entgegensteuern?
Sokoll: Oh, das hoffen wir sehr. Leider wurde Singen durch die Pandemie plötzlich zu einer der gefährlichsten Tätigkeiten. Vielerorts durfte über Wochen und Monate nicht gesungen werden. Auch wir haben diese Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie natürlich – wenn auch schweren Herzens – mitgetragen. In unserem Buch teilen wir vielfältige Ideen rund um ausgewählte Lieder, die auch funktionieren, wenn Singen – was wir nicht hoffen – mal wieder verboten sein sollte. Mit den Stimmspielen können auch jenseits des Singens Körper und Stimme entdeckt werden, Musik wird in Bewegung spür- und erlebbar.
Buch-Tipp
chorissimo! Singen mit Kita-Kindern, Carus-Verlag, ISBN 978-3-89948-341-3, ISMN M-007-24195-7,
136 Seiten, kartoniert