Unter dem Motto „Contemporary Music meets Bach“ fand im Mozarthaus ein weiteres Konzert des TKV statt, in dem junge Mitglieder vorgestellt wurden.
Die Gitarristin Isabella Selder, Preisträgerin zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe und Masterstudentin am Mozarteum in Salzburg, begann ihr Recital im vollbesetzten Saal mit dem 1996 entstandenen „Hika“ von Leo Brouwer. In der als Trauergesang konzipierten Hommage an Toru Takemitsu werden Zitate aus Werken Brouwers mit denen Takemitsus verbunden, dazwischen entspannende und vielsagende Stille. In meditativer Manier ging es weiter mit „Equinox“, was so viel bedeutet wie Tag- und Nachtgleiche und an ein gleichnamiges Bild des katalanischen Malers Joan Miró erinnert. In diesem Werk kommt der bereits oben erwähnte Takemitsu selbst zu Wort und verarbeitet klanglich Licht und Schatten. Es folgte die zweite Cellosuite in einer Transkription für Gitarre durch die Interpretin. Das Prelude, wie in der Barockzeit üblich, glich einer auskomponierten Improvisation, die mit weichem vollen Ton klangschön dargeboten wurde. Delikate Verzierungen waren zu hören. In der Folge stellte sich allerdings die Frage, ob der im Vergleich zum Cello schnell verklingende Gitarrenton geeignet ist, das Werk in adäquater Weise zum Klingen zu bringen, zumal lange Cantilenen auf dem Cello ausdrucksstärker interpretiert werden können. Nach der Pause bot die Gitarristin gekonnt „2 Estudis“ des katalanischen Komponisten Feliu Gasull I Altisent, deren Nähe zu Heitor Villa-Lobos’ berühmten Etüden offensichtlich wurde. Das war besonders im zweiten Stück zu erkennen, das mit Bindungen und Akkordsequenzen sehr temperamentvoll vorgetragen wurde. Hans Werner Henzes „Drei Tentos“ sind Teile aus der „Kammermusik 1958“, beziehen sich auf ein Hölderlingedicht und gehören zum Standardrepertoire der Gitarrenmusik des 20. Jahrhunderts; genauso Benjamin Brittens „Nocturnal“, das den Abschluss des gelungenen Abends darstellte. John Dowlands „Come heavy sleep“ bildet die Grundlage für mehrere Variationen Brittens, die den Schlaf mal meditativ und träumerisch, mal alptraumhaft und todesähnlich skizzieren. Kurze Motive des Madrigals finden sich Irrlichtern gleich in allen Variationen wieder. Mit fortschreitender Komposition treten diese intensiver zu Tage, verdichten sich schließlich ungemein und münden in den wohlklingenden und geordneten Harmonien des Dowland’schen Renaissance-Liedes. Der beeindruckende Abend schloss mit zwei tänzerischen Zugaben des Mexikaners Manuel Maria Ponce.