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Ein gut gefülltes Kirchenschiff mit einem bunt gekleideten Chor im Altarraum. Vor dem Chor ist ein Ensemble platziert, dass an eine kleine Jazz-Combo erinnert.

Uraufführung in St. Stephani zu Goslar. Foto: Kaspert, Harzer Panorama am Sonntag

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„Das Lob der Goßlarschen Gose“ uraufgeführt

Untertitel
Wolfgang Knuths Neuvertonung des ursprünglich barocken Textes
Vorspann / Teaser

Anfang September 2024 ist die Kantate „Das Lob der Goßlarschen Gose“ – Wolfgang Knuths Neuvertonung des ursprünglich barocken Textes – in St. Stephani zu Goslar uraufgeführt worden. Zwar schreibt man den Namen dieser Stadt heute nicht mehr mit ß wie im Titel dieser Komposition, auch ist mit der Gose keineswegs der hindurchfließende Bach gemeint, aber dazu später.

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Wichtig ist zunächst, dass Knuth selbst unter anderem in Goslar aufgewachsen ist, nach seinem Kompositionsstudium in Hamburg seit geraumer Zeit dort wieder wohnt und die beschauliche Kaiserstadt von Zeit zu Zeit mit seinen ungewöhnlichen Musikprojekten aufmischt. Vor einigen Jahren leitete er eine szenische Aufführung von Strawinskys Les Noces, bei der Goslarer Bürger*innen sangen und zu der Knuth als Tänzer*innen bewusst ausschließlich solche Jugendliche heranzog, die ansonsten wohl kaum mit einer solchen Musik in Berührung gekommen wären: Er beschränkte sich auf Schüler*innen einer Goslarer Hauptschule.

Weil Knuth eine Antipathie gegen das Verniedlichende der gängigen Musik für Kinder hat, ging er in die Kindergärten der Stadt und erarbeitete mit den Jüngsten eigene Geräuschkompositionen. Und nun, aus Anlass des 1.100-jährigen Bestehens der Stadt, grub er im Stadtarchiv den Text einer Kantate aus, in der die Vorzüge des traditionellen Goslarschen Bieres gepriesen werden, eben des Gosebieres, das von den Einheimischen oft auch einfach als Gose bezeichnet wird. Das Alter des Kantatenmanuskriptes – es stammt von 1741 – gibt auch die Erklärung für die seltsame Schreibweise des Stadtnamens im Titel. Der Haken bei der Sache: Von dieser Kantate ist nur der Text überliefert – die Musik ist verschollen. Oder sollte das ein Vorteil sein? Kurzerhand vertonte Knuth diesen Text vollständig neu. Nun aber nicht im barocken Stil, sondern mit Saxofon, Viola, Klavier, Bass und Schlagzeug sowie mehreren Vokalgruppen. Ein „Rapper“ ist ebenfalls dabei. Mitvertont wurden auch alle Überschriften, Abkürzungen und Fußnoten – ganz im Sinne einer „aktiven Denkmalpflege“.

Im Unterschied zu den Instrumentalparts sind die Vokalparts leicht gestaltet. Denn es gehört mit zum Konzept, dass an dieser Aufführung möglichst viele Goslarer Bürger*innen mitwirken sollen. Eine Musik aus der Stadt, durch die Stadt und für die Stadt. Schon immer waren die Goslarer ein traditionsbewusstes Völkchen. Dies Bewusstsein mit avantgardistischen Impulsen versehen zu haben, das ist das musikalische Lebenswerk des Goslarers Wolfgang Knuth – als Chorpädagoge, Konzertorganist oder Komponist. Nachdem der letzte Klang verhallt war, gab es minutenlang tosenden Applaus für Musiker, Chor und den Komponisten. Man war einhellig begeistert darüber, dass ein wichtiges und einzigartiges Kulturgut der Stadt Goslar wieder zum Leben erweckt worden ist.

Ab dem kommenden Jahr will er in seinem Brotberuf als Gesangs- und Klavierlehrer etwas kürzer treten. Und die gewonnene Zeit nutzen, um endlich wieder mehr zu komponieren: Kammermusik, Symphonisches, Opern – nicht nur Kantaten über ein Bier.

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