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Mehrere Personen stehen in einem Seminarraum und machen eine Bewegungsübung mit ihrem Oberkörper beziehungsweise mit ihren Armen.

Foto: Ulrich Roscher

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Das richtige Maß an Spannung

Untertitel
Workshop zum Thema Lampenfieber mit der Musikmedizinerin Prof. Dr. Maria Schuppert
Vorspann / Teaser

„Ich bin nicht dafür geschaffen, Konzerte zu geben. Das Publikum jagt mir Angst ein, ich fühle mich von seinem Atem gewürgt, von seinen neugierigen Blicken gelähmt, sprachlos beim Blick in diese eigenartigen Gesichter“. Mit diesem Zitat eröffnete Prof. Dr. Maria Schuppert ihren Workshop, der am 10.02.2024 in Hannover stattfand. Und sie verblüffte die TeilnehmerInnen mit der Auskunft, von wem es stammt: Von keinem Geringeren als Frédéric Chopin. Schlagartig wurde klar: Das Problem, um das es bei dieser Veranstaltung gehen sollte, ist nicht neu. Und: Wir alle befinden uns damit buchstäblich in bester Gesellschaft.
 

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Doch der Reihe nach: Die Bezirksgruppe Hannover im DTKV Niedersachsen hatte diesen ganztägigen Workshop organisiert und als Leiterin eine renommierte Vertreterin der Musikermedizin gewinnen können: Maria Schuppert, jüngst emeritierte Professorin für dieses Fach an der Musikhochschule Würzburg. Zunächst machte sie den Unterschied zwischen Lampenfieber und einer Auftrittsangst deutlich: Solange die dabei waltende Anspannung so bemessen ist, dass sie die Ausführende zu einer gesteigerten Leistung führt, spricht man von ersterem. Wird jedoch die Spannung so groß, dass sie die Leistungsäußerung behindert, hat man es mit dieser Angst zu tun.

Diese äußert sich in verschiedenen Dimensionen. Prof. Schuppert unterschied hier zwischen der kognitiven, emotionalen, vegetativen und sozial-performativen Dimension der Angstreaktion. Zur ersten gehört zum Beispiel das Abdriften in negatives Denken („Das kann ja gar nicht klappen“). Zur zweiten etwa eine Scham, sich zu zeigen. Zur dritten die unwillkürliche Erhöhung des Muskeltonus, welche zum Beispiel zum Bogenzittern führt. Zur performativen Dimension schließlich gehört die Erkenntnis, dass man etwa eine bühnenpräsente Körperhaltung durchaus in einem technischen Sinne erlernen kann und danach womöglich feststellt, dass man sich damit auf der Bühne tatsächlich präsenter und sicherer fühlt.

Diese Aufzählung zeigt bereits: Soviel Aspekte der Auftrittsangst es gibt, soviel Ansatzpunkte für Lösungsmöglichkeiten gibt es auch. Hier spannte Prof. Schuppert einen weiten Bogen über alle Gebiete, denen die diesbezügliche Forschung sich in den vergangenen Jahrzehnten gewidmet hat, und ihre praktisch verwertbaren Ergebnisse. Zu diesen gehört auch die Entwicklung von Psychopharmaka zur Unterdrückung von mancherlei Symptomen. Überraschend und womöglich ein wenig befremdlich mag es für manche TeilnehmerIn gewesen sein, zu erfahren, dass die Einnahme solcher Substanzen unter konzertierenden KünstlerInnen heutzutage kaum weniger verbreitet ist als im Leistungssport. In anschließenden Gesprächen tauchte die Frage auf, wer wohl eher krank ist: die MusikerIn oder das System, in dem sie arbeitet. Aufgelockert wurde der Vortrag durch körperliche Übungen zur Mobilisierung und Beruhigung. Auch dies nahmen die sechzehn TeilnehmerInnen dankbar mit auf ihren Weg nach Hause und in ihre weitere Arbeit mit dem Thema.

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