Irgendwo in Deutschland an Pfingsten: Der umtriebige Italiener, in dessen Restaurant wir gegen 20.30 Uhr hungrig Zuflucht suchen, weist uns bedauernd ab. Alles ausverkauft, die Kühltruhen leer! Er wäre zwar vorbereitet gewesen, jedoch mit solch einem Ansturm auf die Stadt habe er nicht gerechnet.
Irgendwo in Deutschland an Pfingsten: Der umtriebige Italiener, in dessen Restaurant wir gegen 20.30 Uhr hungrig Zuflucht suchen, weist uns bedauernd ab. Alles ausverkauft, die Kühltruhen leer! Er wäre zwar vorbereitet gewesen, jedoch mit solch einem Ansturm auf die Stadt habe er nicht gerechnet. Über 2.000 Jugendliche haben mit Eltern, Geschwistern, Verwandten, Instrumentallehrern und Begleitern die Stadt gestürmt. Ein tolles Team hat alles vorbereitet, um aus ihr für eine Woche die „Musikhauptstadt“ der Republik zu machen. Eine Armada von Fachjuroren bezieht Quartier, zahlreiche Sonderpreisstifter und Ehrengäste reisen an und die Presse steht in den Startlöchern. Alle sind freudiger Erwartung. Das in dieser Art wohl größte Musik-Event des Jahres nimmt seinen Lauf – es ist wieder Bundeswettbewerb!
Nicht nur das Niveau und die Bewerberzahlen sind in den 50 Jahren des Bestehens von „Jugend musiziert“ stetig gestiegen (die Jurys mancher Kategorien hören in einer Woche fast 100 Wertungen), sondern auch das Kategorienspektrum wurde im ständigen Bemühen, den Wandel der Gesellschaft abzubilden, gewaltig erweitert.
25.000 Teilnehmer pro Jahr
Rund 25.000 Jugendliche treten heute in 139 Regionalwettbewerben, 16 Landeswettbewerben und den 3 Wettbewerben der Deutschen Schulen im Ausland jährlich an. Viele von ihnen mit der festen Absicht, am Ende zu den 8 bis 10 Prozent zu gehören, die beim Bundeswettbewerb dabei sein dürfen.
Hinter diesem beeindruckenden Aufgebot stehen nicht nur ein Heer engagierter und hoch qualifizierter Musikpädagogen sowie aufopfernde Eltern. In insgesamt 159 Ausschüssen auf Regional-, Landes- und Bundesebene investieren mehrere hundert Persönlichkeiten des Musiklebens viele Stunden ihrer Freizeit ehrenamtlich, um ein solches Unternehmen Jahr für Jahr auf die Beine zu stellen.
Eine Woche nach Pfingsten kehrt in der vorübergehenden „Musikhauptstadt“ wieder normales Leben ein und knapp vier Fünftel der Teilnehmer verlassen den Schauplatz mit einem ersten, zweiten oder dritten Preis. Das sind etwa sieben Prozent der Teilnehmer aller drei Wettbewerbsebenen. Aus pädagogischer Sicht haben jedoch alle gewonnen. Keiner, der nicht im Rahmen der Vorbereitung große Fortschritte gemacht hätte!
Vertrauen durch Gleichberechtigung aller Partner
Und dennoch: die Jahr für Jahr eingehenden Beschwerdebriefe lassen nicht lange auf sich warten. Manch enttäuschte Hoffnung führt zu Mutmaßungen und Vorwürfen, mit denen sich die Ausschüsse auseinandersetzen müssen. Wer in einem dieser Ausschüsse oder als Juror mitgearbeitet hat, weiß um die Schwierigkeiten eines solchen Wettbewerbs und kennt die Gewissenhaftigkeit, mit der man sich ihrer dort annimmt. Aber das breite Vertrauen, welches für eine allseits zufriedenstellende Durchführung eines so großen Unternehmens nötig ist, kann nur durch die Gleichberechtigung aller Partner und durch eine ausreichende Transparenz erworben werden.
Das Rahmenstatut des Wettbewerbs sieht deshalb für alle Ausschüsse je einen Vertreter der Jeunesses Musicales, des Deutschen Tonkünstlerverbandes, des Verbandes Deutscher Musikschulen und des Verbandes Deutscher Schulmusiker vor. Optional können darüber hinaus Vertreter kommunaler Behörden sowie weiterer Institutionen und Organisationen des Musiklebens und der Musikerziehung berufen werden. Das Gelingen des Wettbewerbs hängt also davon ab, inwieweit alle beteiligten Verbände dieser Aufgabe nachkommen und die damit verbundene Gestaltungsmöglichkeit durch geeignete Vertreter wahrnehmen.
Zum Jubiläumsjahr hat es sich der Deutsche Tonkünstlerverband deshalb zur Aufgabe gemacht, möglichst alle 159 Ausschüsse mit einem Vertreter zu besetzen und seinen Mitgliedern den direkten Kontakt zu diesen über ein Organigramm auf der DTKV-Website zu ermöglichen. Kurze Wege für Anregungen und Nachfragen sollen nicht nur Vertrauen in die Wettbewerbsstruktur, sondern bis in die Breite auch die Möglichkeit der Mitgestaltung schaffen. Denn „Jugend musiziert“ kann nur so gut sein, wie wir es alle mittragen und mitgestalten!