Die „Neue Musik“ steht im Zentrum der regelmäßig stattfindenden Lunchkonzerte in der Kunst-Station Sankt-Peter in Köln. Der Kölner Pianist Martin Lennartz, selbst Kompositionsstudent bei Joachim Blume und ausgewiesener Kenner von dessen Werk, gestaltete ein faszinierendes Gedenkkonzert mit Werken von Joachim Blume und dem etwa 20 Jahre älteren Hans Erich Apostel.

Joachim Blume, etwa 1983. Foto: M. Heidweiler
Der Raum als Partner
Von Joachim Blume, der von 1963 bis 1986 als Lehrer für Komposition an der Kölner Musikhochschule wirkte, spielte Lennartz die „Metamorphosen“ von 1965. Ein sechsteiliges Werk, dem eine zwölftönige Reihe zugrunde liegt und das verschiedene Blicke auf einen musikalischen Kerngedanken aus sechs verschiedenen Perspektiven zu werfen scheint. Die Klangmöglichkeiten des modernen Konzertflügels subtil aushorchend präsentierte Lennartz das pianistisch anspruchsvolle Werk mit feinem Klangsinn für die fantastische Akustik des wunderbaren Kirchenraumes. Einzelne zarte Töne oder wuchtige Akkordballungen füllten den Raum mit einer suggestiven Kraft, die zum gespannten Nachhören zwang.
Hans Erich Apostels „Fantasie“ op.31b von 1959 ließ Lennartz aus tiefsten Bassregionen des Klaviers grummelnd aufsteigen und in eine schillernde Klangwelt aller Register des Flügels hinaufwachsen. Den Raum mit freitonalen aber auch tonal orientierten Klängen füllend, findet Apostels „Fantasie“ zum Ende wieder den Weg zurück in die tiefen Klangregionen des Klaviers.
Neben der Malerei war Joachim Blume auch ein passionierter Lyriker. „Aus der Nacht komme ich, in die Nacht gehe ich“ rezitierte Daniela Werth aus dem Motto von Blumes „Parabel“ – kurzen poetisch-philosophischen Betrachtungen, die von dem argentinischen Autor Miguel Angel Bustos stammen und welche die Situation der Künstler im Südamerika der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Auslöser haben.

Martin Lennartz. Foto: M. Heidweiler
In Form einer Parabel komponierte Blume 1982 einen gleichnamigen, vierteiligen Klavierzyklus, der durch Martin Lennartz eine äußerst eindrucksvolle Darstellung erfuhr. Zarteste Einzeltöne durchziehen schwerelos den Raum und stehen im Kontrast zu massiven Forteausbrüchen, die an Schreie gemahnen. Ein ins Diabolische verzerrtes Zitat der mittelalterlichen „Dies-Irae-Sequenz“ unterstützt den Hörer im Verstehen des Zusammenhangs zwischen Lyrik und Musik.
Joachim Blumes Musik ist stets von einer poetischen Ernsthaftigkeit durchdrungen, die ohne Allüren oder Effekthascherei auskommt und die in der einfühlsamen Interpretation durch Martin Lennartz ein wohlverdientes und tief empfundenes Erinnern zu dessen 100. Geburtstag erfuhr.
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