Wer sich sportlich betätigt, weiß, dass er sich zunächst aufwärmen muss, bevor er seinem Körper (Höchst-)Leistungen abverlangen kann. Doch dass Musiker/-innen ihren Körper auf das stundenlange, tägliche Musizieren genauso vorbereiten und einstimmen müssen, wird noch zu selten thematisiert. Anders beim diesjährigen Tag der Musikpädagogik an der Würzburger Hochschule für Musik (HfM), bei dem sich alles um das „gesunde Musizieren“ drehte.
Dr. Barbara Busch, Professorin für Musikpädagogik, und Prof. Barbara Metzger, Leiterin des Studienganges Elementare Musikpädagogik der HfM Würzburg, konzipierten inhaltlich ein ebenso dichtes wie kurzweiliges Programm. Die Organisation des musikpädagogischen Tages lag in den Händen von Andrea Fink, der Geschäftsführerin des Tonkünstlerverbandes Bayern. Eingeladen waren Studierende und im Beruf stehende Musikpädagoginnen und -pädagogen und Musikerinnen und Musiker, die sich mit dem Thema „Gesund musizieren! Kernaufgabe für MusikpädagogInnen und MusikerInnen?“ in Vorträgen und Workshops auseinandersetzten.
Prof. Dr. Maria Schuppert, Musikermedizinerin an der HfM Würzburg, führte in das weite Feld der Musikergesundheit ein und zeigte mit dem Leistungssport vergleichbare Aspekte professionellen Musizierens auf. Sie betonte die besondere Körperbeanspruchung bereits seit frühem Kindesalter, verwies auf die Bedeutung punktgenauer Spitzenleistung und hob die künstlerische sowie gesamtkonditionelle Anstrengung eines jeden Musizierens hervor. In ihrem Abschlussplädoyer betonte sie die Notwendigkeit eines ganzheitlichen, interdisziplinären sowie eng praxisbezogenen und individualisierten Ansatzes in der modernen Musikergesundheit.
Musizieren verändert neuronale Strukturen
Von Dr. Andreas C. Lehmann, Professor für Systematische Musikwissenschaft an der HfM Würzburg, der kurzfristig für den erkrankten Dresdner Kollegen Prof. Dr. med. Hans-Chris-tian Jabusch eingesprungen war, erfuhren die Teilnehmer, wie Musizieren die neuronalen Strukturen und Funktionen verändert und dabei nahezu alle Hirnareale beansprucht. Darüber hinaus betrachtete er die Herausforderung des Übens unter dem Aspekt von Lust und Unlust. Schließlich verriet die Augsburger Physiotherapeutin Angela Gebler Tipps und Tricks aus der Brüggertherapie für einen sorgsamen Umgang mit dem „musikalischen Körper“.
Zahlreiche Workshops
Mit der Anmeldung zum Tag der Musikpädagogik hatten sich die Besucher auch für die Teilnahme an zwei von acht Workshops beworben. Angeboten wurden „Alexandertechnik“ mit Uschi Hartberger, „Feldenkrais“ mit Hildegard Wind, „Dispokinesis“ mit Ute Koch, „Freier Atem – freier Ton“ mit Gordana Crnkovic sowie „Yoga für MusikpädagogInnen“ mit Kyung-Ran Kim. Neben diesen körperorientierten Kursen konnten die Workshops von Cornelia Harloff und Friederike Haufe zum „Auftrittscoaching“ und „Erfolgstraining“ besucht werden. Weiter gab Martin Widmaier mit seinen Überlegungen zum „Differenziellen Lernen im Instrumentalunterricht“ Einblick in ein Lernmodell, bei dem der Mensch, das Instrument und die Musik jeweils eine eigenständige Rolle einnehmen und Übende ständig versuchen, diese in den unterschiedlichsten Facetten zu erleben und zu erkunden.
Der bis auf den letzten Platz ausgebuchte Tag der Musikpädagogik bot nicht nur einen intensiven Einblick in eine aktuelle Thematik, sondern bewies einmal mehr die Bedeutung von Veranstaltungen, in denen sich angehende wie erfahrene Musikpädagoginnen und -pädagogen konstruktiv austauschen können.