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Die orchestrale Kraft des Duplex Pianos

Untertitel
Freunde der Tonkunst e.V. unterstützt DTKV Hamburg bei Konzertreihe in der Elbphilharmonie
Vorspann / Teaser

Am 27. September startete in der Hamburger Elbphilharmonie die 2. Emanuel Moór Konzertreihe. Zahlreiche Förderer, darunter Heikedine Körting-Beurmann, die Hans-Otto & Engelke Schümann Stiftung, die Hans Brökel Stiftung, die Brougier-Seisser-Cleve-Werhahn-Stiftung, die GVL, die Henrik und Emanuel Moor Stiftung und die Eberhard-Stiftung machten das Konzerterlebnis mit dem Duplex-Piano möglich. Als Veranstalter fungierte der DTKV Hamburg und hinter den Kulissen ebenso der DTKV-nahe Verein Freunde der Tonkunst und Musikerziehung e.V. (FTM), der seit seiner Gründung 1982 Projekte aus dem Bereich Musikerziehung und Nachwuchspflege sowie auf dem Gebiet der musikalischen Interpretation unterstützt sowie Konzerte mit zeitgenössischer Musik fördert. Dank des FTM konnten alle Unterstützer:innen des Hamburger Projekts für ihre Donationen Spendenquittungen erhalten. Im Mittelpunkt der Konzertreihe steht Emanuel Moór (1863–1931) in der Doppelrolle als Komponist und als Erfinder. Wiederentdeckt worden war Moór von dem Hamburger Cellisten David Stromberg, der dessen zwei-manualiges Duplex-Piano schließlich im vergangenen Jahr in eine erste und nun in eine zweite Konzertreihe einzubinden wusste. Vom ersten Konzert im kleinen Saal der Elbphilharmonie berichtet die Medienwissenschaftlerin Simone Jung.

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Schön und erhaben steht das Duplex Piano auf der Bühne im Kleinen Saal der Elbphilharmonie, gerahmt von drei Stühlen und einem Notenständer. Erfunden hat es der Komponist Emanuel Moór in den 1920ern, später ist es in Vergessenheit geraten und erscheint erst seit letztem Jahr wieder in der Öffentlichkeit. In Tradition der Spätromantik stehend entgrenzte Moór den klassischen Konzertflügel durch eine neue Mechanik und verhalf ihm zu neuer Klangfülle. Florian Uhlig wird es an diesem Abend spielen, begleitet von der Bratschistin Anna Kreetta Gribajcevic, dem Geiger Niklas Liepe und dem Cellisten David Stromberg. Aufgeführt wird Kammermusik von Bedřich Smetana, Antonín Dvořák und Emanuel Moór.

Das Duplex Piano verändert nicht nur den Klang und die Intensität der Komposition, sondern auch die Ästhetik des Gesamterlebnisses. In einem Gespräch mit David Stromberg, das an diesem Abend Teil des Konzertes ist, merkt Florian Uhlig an, dass es ein Kraftakt ist, das Instrument zu spielen. Der Flügel mit seinen zwei übereinanderliegenden Tastenreihen erfordert eine andere Chorographie der Hände. Zudem muss Uhlig die Tasten kräftiger anschlagen, das Tastengewicht ist ungefähr dreimal so hoch wie bei einem normalen Klavier. Tritt Uhlig das mittlere Pedal, bewegt jede Taste auf dem Duplex Piano statt einem Hammer zwei. Die komplizierte Mechanik fordert den Kopf des Pianisten, neue Töne müssen mitgedacht werden, andere Muskeln werden benötigt, Arme und Füße mehr beansprucht. Zwischen zart anmutenden Pianoklängen und orchestralem Sound entstehen auf diese Weise neue Dynamiken und Spielräume, die wiederum auf die anderen Musiker zurückwirken. Gerade die Steigerung des Klangs in diesem Kräfteverhältnis lässt das Konzert zu einem ästhetischen Ereignis werden. Es entsteht eine neue Intensität, ein Mehr an Klangfülle und Bombast, die dem Publikum einem Rausch ähnlich Momente der Versenkung ermöglichte.

Blickt man auf das Duplex in seiner Eleganz und Kraft zugleich, kommt einem unweigerlich der Gedanke, dass dieses Instrument auf die öffentliche Bühne gehört, dass es gespielt und für viele zugänglich gemacht werden sollte. David Stromberg, der den Flügel wiederentdeckt hat und die Emanuel Moór Konzertreihe in der Elbphilharmonie veranstaltet, hat es sich zum Anliegen gemacht, dem Komponisten und seiner Erfindung seine späte Anerkennung zu geben. Damit hat der Cellist seine ganz eigene Rolle als Künstler, Kurator und Projektmanager im Hochkulturbetrieb gefunden. Indem er Musikgeschichte erkundet und vermittelt, Altes in die Gegenwart trägt und zu neuem Klang verhilft wird er zum „Künstler-Kurator“. Eine bemerkenswerte Geschichte in der klassischen Hochkultur, die ihn mit Emanuel Moór verbindet, der nicht nur Künstler und Komponist war, sondern auch Konstrukteur und Erfinder.



Der Verein der Freunde der Tonkunst und Musikerziehung e.V.

Der gemeinnützige Förderverein „Freunde der Tonkunst und Musikerziehung e.V.“ (FTM) wurde 1982 gegründet. Der FTM ist ein Kreis Gleichgesinnter, an dem jeder teilhaben kann. Mitglied werden kann jede natürliche oder juristische Person. Den Vereinsvorstand bilden Sebastian Göttert (1.Vors.), Cornelius Hauptmann (2.Vors.) und Elisabeth Herzog-Schaffner (Schatzmeisterin). Zweck des Vereins ist die Förderung der Musikerziehung und der Nachwuchspflege auf dem Gebiet der musikalischen Interpretation sowie die Förderung zeitgenössischer Musik. Dazu veranstaltet der Verein unter anderem Lehrgänge zur Fortbildung von Musikerziehern, Interpreten und Studierenden, Schülerkonzerte und Wettbewerbe. Der Verein „Freunde der Tonkunst und Musikerziehung e. V.“ darf als gemeinnützig anerkannter Verein Spendenquittungen ausstellen. Kontakt: ftmatdtkv.org (ftm[at]dtkv[dot]org).

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