Am Abend des 7. Februar 2022 fand im Rubinstein-Saal des Steinway-Hauses München das erste Forumskonzert des Jahres statt. Abgesehen von der herrschenden 2G+ Regelung und den standardmäßigen Hygienevorschriften spürte man von Corona nicht viel, so kam es zum freudigen Wiedersehen der Liebhaber Neuer Musik. Vor gut gefülltem Saal trat Andreas Skouras auf die Bühne.
Er nahm am Steinway-Flügel Platz, schlug ruhig, fast andächtig die erste Notenseite auf und kurz darauf ertönte der klanggewaltige erste Satz der „Piano Sonata No. 2“ von Gloria Coates. Das Publikum wurde überrollt von einer regelrechten Lawine aus vielschichtigen, dissonanten Akkorden im Fortissimo, die Skouras selbstbewusst erklingen ließ und denen er Raum und Zeit zur Entfaltung gab. Gleichzeitig bewies er in den folgenden Sätzen ein Gespür für ruhige, melancholische Passagen und ebenso einen facettenreichen Umgang mit Dynamik und Tempi. Nachdem der letzte Satz, wie auch die vorausgegangenen, mit akzentuierten, dissonanten Akkorden sein Ende gefunden hatte, atmete Andreas Skouras hörbar auf und tupfte sich sichtlich erleichtert die Stirn.
Dass er verschiedene Anschlagstechniken wie auch das Pedalspiel meisterhaft beherrscht, zeigte Skouras bei dem darauffolgenden Stück mit dem Titel „Dresden, Frauenkirche 22. Juni 2004 – Tag des neuen Turmkreuzes“, komponiert von Alexander Strauch. Er arbeitete in seiner Darbietung heraus, dass ein und derselbe Ton verschiedene Klangqualitäten annehmen kann und ließ den Steinway-Flügel in seiner abwechslungsreichen Intonation erstrahlen.
Auch die „Drei Klavierfantasien („Einmal noch…“)“ von Peter Michael Hamel stellten, trotz ihrer stellenweisen sehr hohen Tempi, keine Schwierigkeit für den Pianisten dar. Pendelbewegungen, Triller und Läufe, die sich über die komplette Klaviertastatur erstreckten, wurden technisch sauber und klanglich äußerst differenziert dargeboten.
Großes Interesse beim Publikum generierte „ROAI III“ von Minas Borboudakis. Andreas Skouras wurde im Vorfeld verkabelt und eine externe Tonquelle an die Lautsprecher angeschlossen. Von diesen tönte ein Stück, bestehend aus einem Grundrhythmus, darübergelegt hohe, metallisch klingende Geräusche, die Skouras mit anfangs hohen Tönen auf dem Klavier begleitete. Was akustisch zuerst an einen chaotischen Disput erinnerte, schwoll immer weiter zu einem Klangteppich an und verlor sich im Laufe der Zeit in sphärischen Klängen. Der Streit schien beendet, gegenseitige Imitationen erklangen und die Musik wirkte stellenweise fast unwirklich, in der Schwerelosigkeit schwebend.
Mit „Blues for Piano“ von Markus Lehmann-Horn fand die erste Uraufführung des Abends statt, für die ein externes Pedal und diverse Mikrofone am Klavier angebracht wurden. Die dadurch erreichte akustische Abwechslung schien dem Publikum zu gefallen, worüber sich der Komponist sichtlich freute, als ihn Skouras auf die Bühne bat.
Als vorletztes Stück erklang „s.O.N.A.N.z.“ von Klaus-Peter Werani, ebenfalls eine Uraufführung. Das Stück rückt den Facettenreichtum von Musik und Klang in den Mittelpunkt, weshalb ein Geigenbogen und Transducer genutzt wurden, um begleitend zur Klaviermusik hohe, obertonreiche Klänge zu erzeugen. Zudem zupfte der Pianist stellenweise die Klaviersaiten innerhalb des Korpus an. Für diese kreative Komposition und deren erstmalige Darbietung vor Publikum ernteten Komponist und Pianist, gemeinsam auf der Bühne stehend, einen nicht enden wollenden Applaus.
Der Abend endete, wie er begann, mit einer Sonate. Die Uraufführung der „Piano Sonata 1“ von Tobias PM Schneid bot Andreas Skouras erneut die Möglichkeit, sein Können unter Beweis zu stellen.
Wie schon zu Beginn des Konzertes meisterte er virtuose Passagen technisch sauber, gestaltete das Stück durch feinfühlige Wechsel in Bezug auf Tempo und Dynamik spannend und abwechslungsreich und präsentierte dissonante Akkorde im staccato akzentuiert und prägnant, weshalb der fulminante Schlussapplaus auch mehr als verdient war.