Musik und Literatur: eine Verbindung, die in der romantischen Musik eine wichtige Rolle spielte. Zur Eröffnung des Siegburger Humperdinckfestes wurde diese Kombination, stilecht am originalen Humperdinckflügel von 1898, dargeboten.
Im Zentrum standen Lieder und selten gespielte Kammer- und Klaviermusik von Humperdinck, so etwa sein Tonbild zu Schillers Lied an die Glocke, sein Notturno und das Albumblatt für Violine und Klavier. Werke anderer romantischer Komponisten, von Schubert, Brahms – seine Edward-Ballade op. 10 Nr. 1 für Klavier – und Rimsky-Korsakows Arabisches Lied aus Sheherazade für Violine und Klavier in der einfühlsamen und brillanten Fassung von Fritz Kreisler rundeten die musikalischen Beiträge ab. Radegund Ebus (Sopran), Bettina Hanschel-Lüdemann (Violine) und Christian Ubber (Klavier) erwiesen sich als bestens aufeinander eingespieltes Team.
Zum Ereignis wurde der Abend jedoch durch die Kombination mit der Literatur: Maike Mielewski (Studiobühne Siegburg) rezitierte zwischen den Musikbeiträgen Gedichte und Texte von Heinrich Heine, Josef von Eichendorff u. a. Da diese Beiträge jeweils bestens auf die musikalischen Werke abgestimmt waren (durch kontrastierende oder durch ähnliche Inhalte), gelang ein in sich stimmiges programmatisches „Gesamtkunstwerk“, das die Hörer in Bann zog. Maike Milewski gelang es, die Hörer mit einem weit gefassten Ausdrucksspektrum zu fesseln.
Als besondere Leckerbissen setzten repräsentative Beispiele der Gattung Melodram (für Sprecherin und Klavier) wie Liszts Schauerballade „Der traurige Mönch“ oder „Gretchens Bitte“ aus Faust in der Umsetzung Richard Wagners Höhepunkte im Programm. Gerade diese heute kaum mehr im Konzertleben präsenten Werke bewiesen eine große Aura. Der Einsatz des Steingraeber-Humperdinckflügels gab dem Abend eine besondere Note. Das schlank und ausgewogen klingende Instrument, das feine Klangfarben zu erzeugen vermag, ist eine Dauerleihgabe des Stadtmuseums Frankfurt am Main an das Pendant in Siegburg, dem Geburtshaus Humperdincks. Dessen Originalinstrument in seinem Geburtshaus als auch heutigen Konzertansprüchen vollauf genügendes Instrument erwies sich als Glücksfall für das Eröffnungskonzert des diesjährigen Humperdinck-Musikfestes – wovon sich die Zuhörer des voll besetzten Museumsforums überzeugen konnten.