Banner Full-Size

Ein Impulsgeber für die Vernetzung

Untertitel
Allgemeine Instrumentaldidaktik · Fächerübergreifendes Arbeiten in Hochschule und Beruf
Publikationsdatum
Body

Sicherlich wird es wegen der limitierten oder gar reduzierten Zuschüsse an öffentlich geförderten Musikschulen zukünftig eine steigende Zahl von Instrumentallehrern (natürlich sollen hier auch nicht die Vokalpädagogen vergessen werden, sie werden im Folgenden immer mit angesprochen) geben, die statt als Angestellte nun als freiberufliche Musikpädagogen tätig werden. Dies ist eine herausfordernde Situation, der sich sowohl die Musikhochschulen als auch die Berufsverbände – und hier insbesondere der DTKV als größter Verband der Tonkünstler mit sehr vielen unterrichtenden Mitgliedern aller Instrumentengruppen – stellen müssen. Qualitätsicherung, Berufsschutz und die Vernetzung der „in Einzelhaft" Unterrichtenden sind dabei herausragende, zentrale Themen, deren sich Hochschulen und Verbände im neuen Jahrhundert dringend annehmen müssen. Während die Verbände zukünftig vermehrt den Dialog und die Vernetzung im Berufsleben herstellen und unterstützen müssen, muss die Hochschule zukünftig die Grundlagen zusätzlich beziehungsweise vermehrt für eine instrumentale und pädagogische Vernetzung im Studium legen. Die Hochschule muss sich demzufolge mehr denn je Gedanken sowohl über die Vernetzung im didaktischen/pädagogischen Teil der Ausbildung während des Studiums wie auch über die Möglichkeiten fachlicher Fort-/Weiterbildung unter besonderer Berücksichtigung der Vernetzung der schon im Beruf stehenden Musikpädagogen machen.

Am Ende des Jahrhunderts stehen wir gerade in der Musik allerorten vor Einsparmaßnahmen, unter anderem mit der Folge einer Privatisierungswelle. Aber heißt das auch immer gleich ersatzlose Streichung, motiviert durch die Einschätzung, dass Musikausbildung nur noch ein Luxusgut oder auch nur noch Relikt der Vergangenheit sei? Bringt Privatisierung in dieser Situation die oder auch nur eine Lösung? Wird Musikunterricht damit auf die Leistungsfähigkeit des Geldbeutels reduziert? Wird dadurch schließlich die Einsamkeit des Musikpädagogen und die Isolation des Schülers gefördert, ja geradezu normativ institutionalisiert? Neben den bekannten und unzweifelhaften Gefahren, die – umrissen durch diese Fragen – aus den Einsparmaßnahmen resultieren, bietet diese Situation an der Schwelle zum neuen Jahrhundert aber auch Chancen für innovative und individuelle Modelle, für Qualität, für eine Optimierung von Ausbildung und Unterricht und für eine bessere Vernetzung in der Instrumentalpädagogik. Der aus der finanziellen Situation resultierende Leidensdruck könnte sogar durchaus eine in mehrerlei Hinsicht verbesserte Situation gegenüber der Zeit vor den Einsparmaßnahmen nach sich ziehen. Sicherlich wird es wegen der limitierten oder gar reduzierten Zuschüsse an öffentlich geförderten Musikschulen zukünftig eine steigende Zahl von Instrumentallehrern (natürlich sollen hier auch nicht die Vokalpädagogen vergessen werden, sie werden im Folgenden immer mit angesprochen) geben, die statt als Angestellte nun als freiberufliche Musikpädagogen tätig werden. Dies ist eine herausfordernde Situation, der sich sowohl die Musikhochschulen als auch die Berufsverbände – und hier insbesondere der DTKV als größter Verband der Tonkünstler mit sehr vielen unterrichtenden Mitgliedern aller Instrumentengruppen – stellen müssen. Qualitätsicherung, Berufsschutz und die Vernetzung der „in Einzelhaft" Unterrichtenden sind dabei herausragende, zentrale Themen, deren sich Hochschulen und Verbände im neuen Jahrhundert dringend annehmen müssen. Während die Verbände zukünftig vermehrt den Dialog und die Vernetzung im Berufsleben herstellen und unterstützen müssen, muss die Hochschule zukünftig die Grundlagen zusätzlich beziehungsweise vermehrt für eine instrumentale und pädagogische Vernetzung im Studium legen. Die Hochschule muss sich demzufolge mehr denn je Gedanken sowohl über die Vernetzung im didaktischen/pädagogischen Teil der Ausbildung während des Studiums wie auch über die Möglichkeiten fachlicher Fort-/Weiterbildung unter besonderer Berücksichtigung der Vernetzung der schon im Beruf stehenden Musikpädagogen machen. Gut gefüllter Werkzeugkasten

Hierfür sind seitens der Hochschule in erster Linie Pflichtveranstaltungen, aber auch die Motivation zum freiwilligen Besuch von Zusatzveranstaltungen für den Instrumentalpädagogen erforderlich, die ihm einen großen, mit pädagogischen Werkzeugen gut gefüllten Werkzeugkasten mit auf den Weg in das Berufsleben geben. Mit diesem Werkzeugkasten kann er – im Studium in gleicher Weise für viele unterschiedliche Berufsfelder vorbereitet – und zukünftig wahrscheinlich in verschiedenen Berufsfeldern gleichzeitig arbeitend, seinen instrumentalpädagogischen Beruf mit Qualität und Freude gestalten.

Eine solche Pflichtveranstaltung mit der Vermittlung von derartigen Werkzeugen bietet das Thema „Allgemeine Instrumentaldidaktik", das zugleich ein wichtiger Impulsgeber für die Vernetzung sein kann. Sie wird an einigen Hochschulen schon lange angeboten, andere werden dies auf der Basis einer neuen Studienordnung anbieten, wiederum andere Hochschulen behandeln dieses Thema überhaupt nicht oder in der Fachdidaktik. Von großer Bedeutung für den Instrumentallehrer sind jedoch nicht nur die Inhalte, über die zu sprechen sein wird, sondern allein schon die Tatsache selbst, dass Lehrveranstaltungen zu diesem Thema angeboten werden. Sie ist bereits Anlass, Auslöser und dauerhafter Katalysator für fächerübergreifende Vernetzung, die in der Hochschule gefordert, gefördert, gelehrt und (vor-)gelebt wird. Hier wird erlebbar eine Basis geschaffen, die die Studenten in das Berufsleben transferieren können.

Einstieg in die Materie

Die Allgemeine Instrumentaldidaktik umfasst drei große Themenblöcke: erstens eine Einführung in das Thema, zweitens das allen Fachdidaktiken gemeinsame methodisch-didaktische Themenspektrum und drittens das spezifisch fächerübergreifende praktische Themenspektrum ohne Anbindung an jede einzelne Fachdidaktik/
-methodik. Als Einstieg in die Materie des ersten Themenblocks versteht sich von selbst die Einführung in die Grundlagen von Pädagogik, Methodik und Didaktik. Bildungsziele des Instrumentalunterrichts wie „Musik als Menschenrecht", ästhetische Erziehung, Tradierung der musikalischen Kultur, Persönlichkeitsentwicklung, das Selbstverständnis des Lehrers mit Fragen zur Ethik des Unterrichtens, zur Verantwortung des Pädagogen und besonders zur musikpädagogischen Qualität bilden einen Themenbereich innerhalb des ersten Blocks. Auch die Funktionsfelder des Lehrers, als da sind Motivation, Information und Kontrolle, Einschätzung des Schülers nach Entwicklungs- und Bildungsstand, Psyche, sozialem Umfeld, momentaner Disposition, Lernniveau, Motivation und Kreativität wie auch das Lehrer-/Schüler-Verhältnis stellen Themen der Allgemeinen Instrumentaldidaktik dar, die jedem Instrumentalpädagogen wichtige Grundlagen für die praktische Arbeit vermittelt, die jedoch nicht in den Bereich spezifischer Fachdidaktik fallen.

Im zweiten Block werden das Besprechen verschiedener Unterrichtsmodelle wie Gruppenunterricht und Einzelunterricht in allen Formen, die Gestaltung des Lehrplans mit Grob- und Feinzielen, Unterrichtsprozesse mit Detailplanung in Aufbau und Ablauf, Kommunikationsprozesse, allgemeine Lehrmethoden und -konzepte, Improvisationsansätze, Frühinstrumentaler Unterricht, Erwachsenen- und Hochbegabten-Unterricht, Übemethoden und die spielerische Vermittlung von elementarer Musiklehre und Gehörbildung im Instrumentalunterricht thematisiert. Dies entlastet mit allgemeinen fächerübergreifenden Inhalten den jeweiligen Fachdidaktiker, verbessert und erleichtert zugleich den Einstieg in die Einzelfachdidaktik und kann daher als Vorlauf für die jeweilige Einzelfachdidaktik dienen. Die Studenten erkennen damit auch Gemeinsamkeiten aller Instrumentallehrer.

Eine ganz besondere Aufgabe und Chance der Allgemeinen Instrumentaldidaktik liegt (dritter Block) in der praktischen Arbeit mit dem Zusammenspiel von den ersten Tönen an, das sowohl das Verständnis für den Beginn auf anderen Instrumenten als auch den Umgang mit den Schülern anderer Lehrer und den Kollegen selbst verbessert und ein freudiges Musizieren im Freizeitbereich, also die Motivation und die Akzeptanz des Instrumentalunterrichts fördert. Planung, Durchführung und Besprechung von Unterrichtssituationen sollen das pädagogische Auge für das Unterrichten ganz allgemein schärfen. Instrumentenübergreifende Literaturkunde, die vor dem ansetzt, was allgemein unter Kammermusik verzeichnet ist, das Thema Sozialstruktur mit den Schwerpunkten allgemeine Einflüsse des sozialen Umfeldes, Wettbewerbe, Schülerkonzerte, Elternarbeit und allgemeine Berufskunde sind Inhalte, die die Vernetzung der Lehrer untereinander unumgänglich erscheinen lassen, ja sogar die Motivation zur Vernetzung steigern. Hier wird die Lebendigkeit, ja Lebens-Notwendigkeit mit der Vernetzung auch oder gerade von unterschiedlichen Instrumenten im normalen Unterricht durch praktisches Tun erkannt, erprobt und anerkannt. Nicht zuletzt wird die Machbarkeit eines fächerübergreifenden Unterrichtens wie auch die daraus resultierenden Vorteile, die vom Motivationsschub bis zur höheren Akzeptanz des Instrumentalunterrichts reichen, aktiv erlebt. Innerhalb der Hochschule muss, um hier ein gutes Resultat zu erzielen, eine höhere Vernetzung der Fachdidaktiker untereinander durch Absprachen der Lehrinhalte und Austausch in der Umsetzung angestrebt und erreicht werden. Hierdurch entsteht aber auch ein offenes Miteinander sowie eine höhere Qualität und Akzeptanz der Fachdidaktiken. Hierfür kann die Allgemeine Instrumentaldidaktik die Moderatorenrolle übernehmen. Dieser Vorgang an sich schafft für die Studenten eine vorbildhafte Situation an der Hochschule, die sie letztendlich in ihr Berufsleben mitnehmen können.

Diese Offenheit zur direkten und indirekten fächerübergreifenden Kooperation mit Kollegen öffnet einen Weg, der von der Einzelhaft am Instrument für Schüler und Lehrer wegführt, die je nach Berufsfeld und individueller Ausführung der Tätigkeit (stärker oder schwächer) ausgeprägt ist, und ein lebendiges, kreatives gemeinsames Musizieren im Unterricht und auf Dauer angelegt in der Freizeit initiiert.

Print-Rubriken
Unterrubrik