Und einen wahren Künstler und Meister auf der Flöte konnte das Publikum im November in der vollbesetzten Alten Hofkapelle der Residenz beim Eröffnungskonzert zu seinem Meisterkurs erleben: Peter Lukas Graf, am Klavier begleitet von seiner blutjungen und nicht weniger beeindruckenden Tochter Aglaia.
München. Die Flöte ist eines der ältesten und archaischsten Instrumente überhaupt. Der menschlichen Stimme so ähnlich kommt sie – in unterschiedlichen Varianten – in beinahe allen Kulturen der Welt vor. In unserer abendländischen Kultur durchlief die Flöte eine große Entwicklung – vom eher primitiven Instrument der Hirten und Schäfer zur heutigen sogenannten „Böhmflöte“ mit ihrer ausgeklügelten Klappentechnik. Doch letztendlich macht natürlich der Musiker die Musik. Und einen wahren Künstler und Meister auf der Flöte konnte das Publikum im November in der vollbesetzten Alten Hofkapelle der Residenz beim Eröffnungskonzert zu seinem Meisterkurs erleben: Peter Lukas Graf, am Klavier begleitet von seiner blutjungen und nicht weniger beeindruckenden Tochter Aglaia.
Graf ist sicherlich ein wenig in die Jahre gekommen, und dass einem mit über 80 Jahren hin und wieder die Kondition ausgeht, ist nur menschlich. Doch was dem Musiker an jugendlicher Ausdauer möglicherweise fehlt, gleicht er mühelos mit seinem unbedingten Gestaltungswillen und seiner Erfahrung aus. Da wird nichts dem Zufall überlassen und nichts „irgendwie“ oder nur schön gespielt!
Jeder Ton hat seinen Platz, jede Phrasierung eine innere Begründung. Gerade beim ersten Stück des Abends, der „Sonate in E-Dur“ von J.S. Bach wurde das besonders eindrucksvoll deutlich: mit großen Bögen, dabei differenziert im Detail, führte Peter Lukas Graf die Zuhörer mit völliger Selbstverständlichkeit durch die Logik der barocken Komposition.
Klassisches und vor allem Romantisches stand weiterhin auf dem Programm: Die „Sonate F-Dur KV 376“ von W.A. Mozart, „3 Romanzen“ von Robert Schumann und natürlich die Variationen über „Trockne Blumen“ von Franz Schubert – eines der wenigen original für Flöte komponierten Stücke aus dieser Epoche. Gerade im letztgenannten Werk gab es für das Publikum echte Glanzmomente großen Musizierens zu erleben, denn Vater und Tochter verstehen sich blind und ergänzten sich kongenial: beide hochpräzise und differenziert musizierend, bringt er Lebenserfahrung und Gelassenheit in das Zusammenspiel, sie Verve und jugendlichen Esprit. Als letztes Stück des Konzerts dann eines der Paradestücke der französisch-romantischen Flötenliteratur: das „Concertino“ von Cécile Chaminade – ein Paradestück auch für Peter Lukas Graf und seine Tochter und ein fulminanter Abschluss für diesen wunderbaren Konzertabend!