Wohl zum ersten Male auf der Welt trafen auf ein und demselben Festival die Instrumente Mandoline, Baglama und Gitarre intensiv aufeinander. Veranstaltet vom noch jungen Verein zur Förderung der Zupfmusik e.V. und von der Baglama-Plattform e.V. in Berlin, mit Unterstützung weiterer Partner, fanden sich vom 25. bis 27. September 18 Virtuosen aus 7 Nationen zusammen: 6 Gitarristen, 6 Mandolinisten, 3 Baglama-Solisten sowie ein Akkordeonist, ein Cellist und ein Percussionist. 96 Workshop-Teilnehmer bevölkerten 13 Workshops, von der Technik-Stunde über spezielle Themen bis hin zum Vortrag über bundlose und mikrotonale Gitarre, dargeboten von zwei Dozenten der Universität Istanbul, Dr. Tolgahan Çogulu und Sinan Cem Eroglu.
Michael Tröster von der Musikakademie Kassel bot sein Spezialgebiet an, die Anwendung der Erkenntnisse des Tai Chi auf die Gitarrentechnik. Im Durchschnitt buchte jeder der Teilnehmer 3,1 Workshops. Zufriedene Gesichter bewiesen: Die Veranstalter hatten mit diesem Festival und mit der Themenwahl ins Schwarze getroffen. Besonders frequentiert waren der Zupforchesterworkshop mit Carlo Aonzo (Italien), der Baglama-Workshop mit Sinan Ayyildiz und der Pop-Workshop „Baobab“ mit dem Amsterdams Gitaar en Mandoline Duo, Marijke und Michiel Wiesenekker. In Räumen des Partners Leo- Kestenberg-Musikschule fanden am Sonntag, flankiert vom Sound von fünf Alphörnern, die auf der Straße die Läufer des Berlin-Marathons anfeuerten, die Meisterkurse mit Steffen Trekel, Carlo Aonzo (Mandoline) und Michael Tröster (Gitarre) statt.
Der Bürgermeister von Berlin-Mitte, Dr. Christian Hanke, ließ es sich nicht nehmen, als Schirmherr in dem Festkonzert zu sprechen, das von Steffen Trekel, Carlo Aonzo, Haydar Kutluer Michael Tröster und Brian Oberlin sehr abwechslungsreich gestaltet war. Im Eröffnungskonzert mit dem Amsterdams Gitaar & Mandoline Duo und dem Duo Ali Kazim Akdag & Efgan Rende (Istanbul) sprach Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates.
Beide Redner betonten die kulturelle Vielfalt, die gerade in der Hauptstadt Berlin anzutreffen sei und die es zu pflegen und zu nutzen gelte. Diese Vielfalt werde sich im augenblicklichen politischen Umfeld eher noch erhöhen, brächten doch Flüchtlingsströme immer auch eine eigene Kultur mit sich. Die fünf Konzerte führten von einem Höhepunkt zum nächsten, immer gab es jeweils Beiträge von Mandoline/ Gitarre in unterschiedlichsten Besetzungen und Beiträge der Baglama und Gitarre. Zu aller Überraschung fügten sich die vorgetragenen Stücke derart nahtlos zusammen, als hätte man die Programmabfolgen eigens „komponiert“. Es wurde deutlich, dass die Baglama modernere Wege beschreitet und sich nicht „nur“ der Pflege der Tradition widmet. Die für Zupfinstrumente sehr günstige Akustik der Villa Elisabeth und auch der restaurierten Kirche, in deren Mauern das Jugendkonzert mit mehreren gut einstudierten Baglama- Ensembles aus Berlin stattfand und wo auch das HeavyClassic-Ensemble (Malte Vief, Jochen Ross, Matthias Hübner) mit dem Duo Ali Kazim Akdag und Efgan Rende begeisternd auftrat, umschmeichelte die Ohren mit verzaubernden Klängen: Orient traf Okzident, und siehe da: Es entstand große Harmonie. Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. (Goethe, west-östlicher Diwan) Das fulminante Abschlusskonzert mit Sinan Ayyildiz auf der Baglama (Istanbul) und der Gruppe „Between Worlds“ (Avi Avital, Mandoline, Ksenija Sidorova, Akkordeon, und Itamar Doari, Percussion) sorgte schließlich wie erwartet im voll besetzten Saal für stehende Ovationen.
Ergänzend stellten sechs Instrumentenbauer aus dem Vogtland und aus Berlin ihre guten Mandolinen, Gitarren und Baglamas aus, das Haus der Musik Trekel (Hamburg) betreute die Notenausstellung. Das mediterrane Buffet bekämpfte den Hunger, ohne den Geist zu belasten.
Seit 1974 war dies das erste Festival in Berlin, das die Mandoline explizit im Fokus hatte. Die Gitarre erlebt regelmäßige Festivals in der Hauptstadt, so das Gitarrenfest Spandau (Zitadelle, gestaltet von der Musikschule Spandau) oder das Gitarrenfest der Leo-Kestenberg-Musikschule, das von Prof. Thomas Offermann maßgeblich betreut wird. Unsere UPGRADE-mandolin-guitar-baglama-Gäste kamen aus acht Nationen, die deutschen Workshop-Teilnehmer aus sieben Bundesländern. Fazit aus vielen Gesprächen und Mails der letzten Tage: Das war Spitze – bitte unbedingt wieder solch ein Festival!