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Eine Liebeserklärung an das Musizieren

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Ehrenkonzert zum 90. Geburtstag von Eckart Rohlfs
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München. Vielleicht war es Zufall, dass dieses Konzert auf den Valentinstag 2020 fiel, doch sowohl der regelrechte Ansturm auf den kleinen Konzertsaal im Gasteig als auch die Reden und künstlerischen Darbietungen ehemaliger „Jugend musiziert“-Preisträger*innen kamen spürbar von Herzen.

Die Redner machten einmal mehr deutlich, was Eckart Rohlfs alles ins Rollen gebracht hat. So würdigte ihn der Vorsitzende der Münchner Tonkünstler Edmund Wächter als einen echten Visionär an der Spitze der Geschäftsführung des deutschen Tonkünstlerverbandes: Auf diesen sei im Großen und Ganzen die schulergänzende musikalische Ausbildung ab Mitte des 19. Jahrhunderts zurückzuführen.

Die Mitherausgeberin der nmz Barbara Haack hatte ebenfalls viel Gutes über den Mitbegründer und Redakteur bis 2019 genau dieser Zeitung zu sagen: Rohlfs sei ein kritischer Freund, der auch einmal den Finger in die Wunde lege, jemand, der um die Ecke denke und nicht zuletzt seinen Glauben an die Musik weitergebe. Durch seine weitere Initiative, die Jeunesses Musicales Deutschland habe er als Generalsekretär gezeigt, dass Versöhnung nach dem Krieg möglich sei. Doch sein „opus maximum“, wie es Prof. Reinhart von Gutzeit formulierte, sei wohl „Jugend musiziert“ oder kurz „JuMu“. Von Gutzeit, unter anderem Vorsitzender des Projektbeirats „Jugend musiziert“, betitelt diesen Wettbewerb als „Mutter aller Wettbewerbe“ – eine Marke, die angeblich so bekannt sei wie Coca Cola oder Nivea. Seinen langjährigen Freund Eckart Rohlfs verehre er als geborenen Netzwerker, der bescheiden, aber sehr engagiert im Hintergrund agiere.

Diesen verbalen Zustimmungen begegneten an diesem lebendigen Abend die „Kinder“ dieses Wettbewerbes – und zwar durch alle Generationen hinweg. Das Philharmonische Streichquartett München zauberte den ersten Satz des Streichquartetts von Fanny Hensel mit viel Hinwendung und innigem Zusammenspiel auf die Bühne, wohingegen es bei dem a-capella-Werk „Wo-Men(u) à la carte“ eher köstlich bis komisch zuging. Die sechs jungen Mädchen des „Ensemble Chiave“ verbreiteten mit Besteck-Rhythmen, Champagnerflaschen-Flöten und gesungenen italienischen Gerichten lächelnde Gesichter und Appetit. Beschwingte bulgarische Rhythmen meisterten die Studentin Magdalena Geiger und Katja Schelle auf drei verschiedenen Hackbrettern in den unterschiedlichsten (Klang-)Kombinationen und zeigten einmal wieder, dass Volksinstrumente begeistern können. Der zwölfjährige Fabian Egger erzielte mit seinem Duopartner Johann Zhao letztes Jahr die volle Punktzahl beim Bundeswettbewerb. Technische Finesse und das Spielen mit jeder Körperfaser zeigten auch bei dieser Darbietung von Kuhlaus Introduction und Rondo op. 98, warum. Der Jungstudent Levent Geiger präsentierte seine Vielseitigkeit sowohl beim ersten Satz der „Pathétique“ Beethovens als auch bei seiner sängerisch und pianistischen Performance des Jazzsongs „New York State of Mind“ von Billy Joel.

Am Ende gaben sich weitere, erfahrene Profis oder wie der Violinist Ingolf Turban meinte, „Profiteure“, die Ehre: Nach einer gleichsam kabarettistischen bis lyrischen Einlage des Tubisten Andreas Hofmeir, der beispielsweise Vivaldis Winter barfüßig-virtuos erklingen ließ, bestätigte der feinsinnige Ingolf Turban die Lebensfreude des Konzertes mit einem ausdrucksvollen Rondo brillant von Franz Schubert.

Zuletzt übernahm auf Bitten Eckart Rohlfs selbst das Rednerpult: Er freue sich über das musikalisch vielfältige Leben in München. Sein ehrlicher Wunsch sei deshalb, dass der„JuMu“-Bundeswettbewerb auch einmal hier stattfinde.

 

 

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