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Ein weiß-, golden-, rot-, hölzerner Saal mit Flügel und Ofen.

Der Barocksaal, geflutet mit modernen Klängen. Foto: Oliver Fraenzke

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Einzigartige Musik außergewöhnlicher Musiker

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Zum Festival „Musikzeit gespiegelt“ in Eichstätt
Vorspann / Teaser

Mit dem Duokonzert „Excentriques“ für Violine und Klavier wurde das Fes­tival „Musikzeit gespiegelt“ im Spiegelsaal der Residenz in Eichstätt am 18.10.2023 eröffnet. Ein Konzert voller außergewöhnlicher Musik, das Bayerische Komponisten und Komponisten mit Bayern als zweiter Heimat in den Fokus rückte.

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Excentriques sind kristallförmige Gebilde, schwer zu fassen in ihren unterschiedlichen und außergewöhnlichen Formen. So auch die unterschiedlichen Werke in ihrer individuellen Form und Gestalt“, erklärte die Pianistin Masha Dimitrieva den Konzerttitel des Abends.

Mit diesen Worten leitete sie direkt in das erste Stück über, die Bagatellen op. 77/3 von Peter Kiesewetter. Die Violinistin, Anna Kakutia, hatte bereits mit dem Komponisten zusammengearbeitet und war mit dessen Stil bestens vertraut: „Er ist minimalistisch, enthält aber doch einiges Verrücktes, Ausgelassenes.“ Dies traf auch auf die fünf Bagatellen zu, die mit tiefen pulsierenden Tönen in der linken Hand im Klavier begannen, um dann doch schnell und ausdrucksstark in die nächste „Bagatelle“ überzuleiten. Bogenschläge in der Geige, und eine dominierende Melodie durch beide Stimmen ließen eine ganze Salve an humoristisch verwobenen Zitaten durchschimmern, von Mozart über Ravel zu Bizet, umsponnen von Happy Birthday: eine Würdigung an den Widmungsträger Wilhelm Killmayer, anlässlich dessen 75. Geburtstags die Bagatellen entstanden. Energiegeladene Musik traf minimalistisches Tonmaterial, das sich in Clustern, und doch kantablen Linien wiederfand.

Wilhelm Killmayers „Fünf Romanzen“ folgten mit ähnlichem Witz und Ausgelassenheit. Dimitrieva erklärte, dass diese schnell wechselnden Kontraste dem Divergenten des Menschen in der Natur nachempfunden waren. Romantisch fließend begann das Werk, in den tiefe herzzerreißende Haltetöne in der Geige gläsern perlenden Klängen im Klavier gegenüberstanden. Fast schon kindlich wirkende Melodien wechselten sich mit romantisierenden Linien ab, die sich immer wieder in modernen Dissonanzen wiederfanden. Ein rascher Wechsel von Ernst und Witz zog sich durch das ganze Stück, sodass man sich in den Sätzen verlor. Ein Werk, das den Musikern höchste Präzision abverlangte, um diese unerwarteten Transformationen so gekonnt umzusetzen.

Nach der Pause erklangen ausgewählte Sätze von Oliver Fraenzkes „Märchenbilder“, die extra für die Violinstin, Anna Kakutia, entstanden waren. Mit fröhlichen echohaften Melodien begann der Zyklus und zog alle Zuhörer in die längst vergessene Zeit von Prinzen, Hexen und ungewöhnlichen Wesen. Läufe voller Leichtigkeit waren gepaart mit schauderhaften Doppelklängen, die den Spiegelsaal in einen „verwunschenen Wald“ verzauberten.

Eine weitere Uraufführung des Komponisten folgte mit dem Werk „Lauf­radrennen“ für Violine und Klavier, das von beiden Musikern meisterlich vorgetragen wurde. Eine wilde Jagd aus Sechzehntelketten, aus denen später zunächst in der Geige, später im Wechselspiel fröhliche Melodien hervortraten, die dann mit einem starkem Sforzato ganz keck ein Ende fanden.

Dan Turcanu vermischte in seiner „Sonatine für Violine und Klavier“ folkloristische Elemente mit anderen Stilen. Fröhliche Leichtigkeit ließen Masha Dimitrievas Spielfreude erkennen, die mit affektgeladenem Ausdruck in der Geige verschmolz. Eine umgearbeitete Fassung von „Moon River“, dem Hit der 1960er Jahre, war anschließend zu vernehmen und demonstrierte erneut die Vielseitigkeit des Programms.

Igor Lobodas Werke erklangen abschließend und beendeten den Abend fröhlich, beschwingt. Der Komponist verstand es, alltägliche Themen musikalisch einzigartig zu vertonen.

So beispielsweise das „Telefongespräch“, das mit einem Halteton begann und sich dann in einem aufgeregten Gespräch wiederfand. Das Stück „Heisse Hinkali“, das extra für das Duett geschrieben wurde, servierte das musikalische Buffet. Ein geschmackvolles Stück, das mit viel musikalischem Aroma vorgetragen wurde. „Reiche weinen auch“ und „Don’t worry“ beendeten den vielfältigen Abend mit violinistischer Fröhlichkeit und pianistischer Leichtigkeit.

Ein Abend, der die Einzigartigkeit der Komponisten moderner Musik vor Augen führte und ein beschwingtes Publikum zurückließ.

 

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