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Mario Korunic, Eva Schieferstein und Philipp von Morgen in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.

Dankbar nach vier gewaltigen Werken: Mario Korunic, Eva Schieferstein und Philipp von Morgen.

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Erstklassige Programmidee

Untertitel
Konzertreihe „d#sonanzen, Tonkunst der Moderne in Bayern“
Vorspann / Teaser

Einer ebenso interessanten wie schönen Programmidee konnte das Konzertpublikum am 10. Mai 2023 in den Räumen der Bayerischen Staatsbibliothek in München folgen.

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Die Bayerische Staatsbibliothek veranstaltet zusammen mit dem Tonkünstlerverband Bayern und dem Tonkünstler München e. V. die Konzertreihe „d#sonanzen, Tonkunst der Moderne in Bayern“. Diesmal geschah dies unter dem Titel „München – Augs­burg – Würzburg. Kompositionslehrer an Hochschule und Konservatorium“.

Im Konzertprogramm waren vier Kompositionen für Klaviertrio zusammengefasst, die aus verschiedenen Epochen stammen. Das Klaviertrio, das sich dieser anspruchsvollen Aufgabe angenommen hatte, bestand aus Eva Schieferstein am Klavier, Mario Korunic an der Violine und Philipp von Morgen am Violoncello. Das Programm begann mit dem Klaviertrio Nr. 2 in A-Dur, op. 112 von Josef Gabriel Rheinberger. Das viersätzige Werk wies die schwelgerische Klangsprache des 19. Jahrhunderts auf. Hier konnte das Klavier mit virtuosen Figuren brillieren und die Streichinstrumente mit melodieseligen Kantilenen überzeugen.

Es folgte der größte Gegensatz des Abends, denn es erklang ein Trio von Günter Bialas aus dem Jahr 1982. Ein größerer Unterschied als jener zwischen dem süffigen Werk von Rheinberger und dem eher herb-spröden von Günter Bialas ist kaum denkbar. Den Hörer erreichten nun klangliche Effekte, die durch Monotonie und Dissonanzen entstehen. Zirpende Klänge ergaben ein flirrendes Klangbild und dann wieder: Von Fortissimo-Dissonanzen bis hin zu schwebenden Einzeltönen war alles dabei.

Der Komponist des folgenden Werks war anwesend: Richard Heller. Bevor seine Novelette für Klaviertrio op. 33 erklang, wurde der Komponist auf das Podium gebeten, um selbst eine kurze Einführung zu seinem Werk zu geben. Richard Heller entledigte sich dieser Aufgabe aus dem Stegreif und erklärte in aller Kürze, dass der Titel „Novelette“ tatsächlich literarisch inspiriert sei. Das einsätzige Werk erzähle eine „novel“ – die Instrumente zeichnen eine Handlung nach. Deshalb entwickelte sich das Werk zum Höhepunkt des Abends: Die Hörer konnten mit dieser Erklärung gebannt der „Erzählung“ folgen.

Den Abschluss bildete Improvisa­tion und Toccata op. 9 von Bertold Hummel. Diese Komposition lotete alle dynamischen Möglichkeiten eines Klaviertrios aus. Man hörte zu Beginn leise sphärische Klänge, im Verlauf dann wuchtige Akkorde unter Streicher-Klangflächen unter Ausnutzung des gesamten Tonumfangs, was sich insgesamt als eine sehr mächtige Klangentwicklung gestaltete.

Der Abend hatte mehrere Generationen und Kompositionsweisen ausgeschritten. Dazu benötigt man Musiker, die ein hohes Maß an klanglicher Fantasie und Differenzierung aufbringen. Genau dieses Können bewiesen die drei Ausführenden des Konzertabends Eva Schieferstein, Mario Korunic und Philipp von Morgen. Sie beherrschten alles vom verschwebenden Ton bis hin zum wuchtigen Dröhnen. Auf diese Weise gelang es ihnen, die sehr unterschiedlichen Werke plastisch und angemessen zu präsentieren.

 

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