Wingst. „Es ist wie es ist...“, sagte die geigende Sängerin Ursula Fiedler oft und machte mit Liebe zu den Menschen und zur Musik das Beste aus jeder Situation.
Ihre letzten Konzerte waren „Seelentröster-Konzerte“ im Frühjahr 2020 vor Seniorenheimen im Landkreis Cuxhaven. Das erste langersehnte Konzert nach dem Lockdown musste sie absagen. Über ein halbes Jahr durchlebte sie dann tapfer ihre schwere Krankheit, strahlte trotz allem von innen heraus, bis sie am 11. April in ihrem Zuhause im Wingster Wald verstarb.
Durch ihr herzliches, frohes und natürliches Wesen brachte Ursula immer ansteckende Lebensfreude mit. Unzählige Menschen erlebten sie als temperamentvolle Geigerin und als Sopranistin mit edler Stimme und warmherziger Ausstrahlung. Wie ihre vier Geschwis-ter, mit denen sie seit der Kindheit in Kassel ihr Leben lang oft zusammen musizierte, wurde sie Berufsmusikerin.
In Hannover studierte sie ab 1982 an der HMTM bei Karl-Heinrich von Stumpff und Jens Ellermann Violine, war zeitweise Konzertmeisterin der Jungen Deutschen Philharmonie und erhielt bei Gerhard Faulstich Gesangsunterricht. Ab 1987 studierte sie an der Musikhochschule Wien bei Hilde Rössl-Majdan und Kurt Equiluz Gesang. Sie nahm an Meisterkursen teil und erhielt mehrere Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben. An vielen Orten in Europa, USA und Japan und bei bedeutenden Festivals sang Ursula Fiedler mit Dirigenten wie Neville Marriner, Yehudi Menuhin, Rudolf Barshai oder Thomas Hengelbrock. Hingebungsvoll führte sie Kammermusik und viele Liedprogramme auf. Sie konzertierte mit Liedpianisten wie Irwin Gage, Charles Spencer, Bruno Canino, Helmut Deutsch, Markus Becker oder Eva Gerlach.
Mit ihrem weitgefächerten Repertoire vom Oratorium bis zum Kunstlied, von der Oper bis zur leichten Muse beglückte sie ihr Publikum durch exzellentes Können und überspringende Funken. Nach achtjähriger Tätigkeit als Ensemblelehrerin an der Musikuniversität Wien arbeitete sie in der Wingst als anspruchsvolle und motivierende Gesangspädagogin mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Mit ihnen erprobte sie ihre neuen, beim mehrjährigen Studium am Lichtenberger Institut für angewandte Stimmphysiologie gewonnenen Erfahrungen und gestaltete vorzugsweise in ihrem Zuhause familiäre Schülerkonzerte.
Bei „Jugend musiziert“ war sie als Lehrkraft und als Jurorin auf Regional- und Landesebene tätig. Im DTKV-Bezirk Cuxhaven/Stade war sie oft Initiatorin und Mitgestalterin von Konzerten und Projekten. Nach fast 20 Jahren des Pendelns zwischen ihren Wohnsitzen Wien und Wingst, wo sie mit ihrem Ehemann lebte, fasste Ursula Fiedler den Entschluss: „Einmal lege ich diesen Weg von Haustür zu Haustür zu Fuß zurück, damit meine Seele und ich gleichzeitig das Ziel erreichen.“ Tatsächlich wanderte sie im Sommer 2008 in gut zwei Monaten 1.650 Kilometer von Wien an die Nordsee!
Ihr vergnüglich-nachdenkliches Wandertagebuch „Wie?! Zu Fuß?!“ wie auch zahlreiche CD-Aufnahmen (siehe www.fiedler-sopran.de) bleiben eindrucksvolle Spuren ihres Lebens.