Im Rahmen der Konzerte des Musik-Forum München, veranstaltet durch den Tonkünstlerverband München e.V., konnte man in der Versicherungskammer Bayern ein ganz besonderes Duo hören: Christine Hoock (Kontrabass) und Sylvia Hewig-Tröscher (Klavier) präsentierten, wie viel Vielseitigkeit, Spannung und Intensität im Zusammenklang ihrer beiden Instrumente steckt.
Das reizvolle Programm begann mit zarten Flageoletttönen des Kontrabasses begleitet von abfallenden Skalen im Klavier. Diese musikalische Bildlichkeit entführte das Publikum in die weiten Landschaften Islands, Herkunf tsland des Komponisten Árni Egilsson. Die leisen, fast fragilen Klänge des Kontrabasses vereinten mehrere Werke des ersten Konzertabschnitts. Dem Zuhörer eröffnete sich ein völlig neuer Klangraum des Instruments. Auch Sofia Gubaidulinas Stück beginnt mit diesen leisen Klängen, jedoch gelang Christine Hoock eine interessante Ambivalenz durch die zarten Töne, welche sie jedoch abrupt abriss.
Sylvia Hewig-Tröscher setzte dazu einfühlsame, schwebende Akkordklänge am Klavier. Eine andere Seite zeigten die beiden Musikerinnen in der Uraufführung von Max Beckschäfers „Aus dem Tagebuch von Pontormo“. Max Beckschäfer faszinieren die Texte im Tagebuch des Malers Jacopo da Pontormo (1494-1557), welche aus der Beschreibung seiner von ihm als lästig empfundenen Arbeit und der begeisterten Dokumentation seiner Mahlzeiten bestehen. Diese Gegensätze vertonte Beckschäfer bereits 2012 in seinem Werk für Tenor und Kontrabass. In seiner aktuellen Uraufführung nimmt er sich dem Thema noch einmal in der Besetzung für Klavier und Kontrabass an. Beckschäfer schafft eine wunderbare Klangwelt. Die Gegensätze des missmutig arbeitenden Malers und der schwelgenden Melodien über das Essen begeisterten das Publikum. Den Abschluss des ersten Konzertteils bildete Arvo Pärts bekanntes Werk „Spiegel im Spiegel“. Ursprünglich für Violine und Klavier komponiert, wurde es bereits für viele weitere Besetzungen umgeschrieben. In der Variante für Kontrabass und Klavier stellen besonders die enormen Tonsprünge in den Wiederholungen für die Intonation der Kontrabassstimme eine extreme Herausforderung dar, die Christine Hoock mit Leichtigkeit meisterte.
Brillieren konnten die beiden Musikerinnen zudem in ihren Solostücken. Sylvia Hewig-Tröscher ließ in der zweiten Uraufführung von Max Beckschäfer in barocker Spielweise die „Saluti a C.PH.E.B.“ erklingen. Max Beckschäfer lässt sich von C. Ph. E. Bachs „Die wahre Art des Klavierspielens“ inspirieren und führt die Improvisationskunst auf ganz eigene Art und Weise fort. Barocke Elemente, wie beispielsweise ein basso ostinato, kombiniert er mit eigenen, spannungsreichen, melodischen Einwürfen, welche Hewig-Tröscher wunderbar leicht und perlend von der Hand gingen.
Beim Verlassen des Konzertsaals dachte der eine oder andere Besucher vielleicht an die Worte Potormos: „…und mir war wohl.“