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Facetten eines Flügels

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Solo-Klavierkonzert mit Annette Naumann
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Kempten. Ein Bild, das zu Herzen geht: begeisterter Schlussbeifall – aber Annette Naumann steht bescheiden lächelnd auf der Bühne, weist mit ausgestreckter Hand auf ihr Instrument, den frisch restaurierten Steinway-Flügel. „Mit ihm kann man halt so gut spielen“, will sie damit offenbar sagen. Richtig, so erinnert man sich als Zuhörer, es war ja ein Benefizkonzert gerade eben, in diesem mit rund 200 Zuhörern gefüllten schönen Saal der Sing- und Musikschule. Der große Flügel – er ist jetzt komplett und sehr gut restauriert.

Kempten. Ein Bild, das zu Herzen geht:  begeisterter Schlussbeifall – aber  Annette Naumann steht bescheiden lächelnd auf der Bühne, weist mit ausgestreckter Hand auf ihr Instrument,  den frisch restaurierten Steinway-Flügel. „Mit ihm kann man halt so gut spielen“, will sie damit offenbar sagen. Richtig, so erinnert man sich als  Zuhörer, es war ja ein Benefizkonzert gerade eben, in diesem mit rund 200  Zuhörern gefüllten schönen Saal der Sing- und Musikschule. Der große Flügel – er ist jetzt komplett und sehr gut  restauriert.

Annette Naumann ist eine hervorragende Klavierdozentin an der Sing- und Musikschule und Mitglied der Allgäuer Tonkünstler e.V. Bisher ließ sie  immer wieder aufhorchen durch perfekte Liedbegleitung oder kammermusikalische Beiträge. Zu ihrer bescheidenen Art passt es, dass sie jetzt ihr  Debüt als Solo-Künstlerin nicht dem  eigenen Zweibein-Interesse widmet,  sondern „ihrem“ Instrument auf drei  Beinen. Und welch weit gefächertes  Programm! Bach, Messiaen, Ravel,  Schumann – nicht naiv chronologisch,  sondern höchst raffiniert in der Klangwirkung: eingebettet zwischen Johann  Sebastian Bachs klaren barocken Präludien und Fugen in C, Cis, D und Es erklingt Olivier Messiaens modern-mystischer Sound von „Le baiser de  l’Enfant-Jésus“.

Wie anders, wie neu klingt Bach, so  direkt nach Messiaen! Annette Naumann spielt diese „wohltemperierten“  Klavier-Stücke aus dem II. Band alle  auswendig, unprätentiös, leichtfüßig,  locker gehämmert und geschwind eilend, bedächtig dahinfließend auch, absolut transparent. Messiaen dagegen  klingt krass dissonant, befremdlich  zeitgenössisch die Harmonien, ungezügelt das ekstatische Diskant-Forte-Fortissimo im religiös inspirierten musikalischen „Kuss“-Geschehen.

Eine dritte Facette der Musikgeschichte klingt auf mit der „Sonatine“  von Maurice Ravel: wild bewegt, aber  nicht impressionistisch verschwommen, verwischt, eingetrübt, sondern  kristallklar sprudelnd, wie Wasser.

Robert Schumanns „Carnaval“ mit  seinen 20 Maskenball-Szenerien bildet den Schluss des Konzerts. Annette  Naumann gestaltet hier schlüssig und  anrührend den Kampf des unglücklichen Romantikers für eine neue poetische Musik, in immer neu ansetzenden Aufschwüngen.

Zugaben: Schumanns „Träumerei“  und die beliebte zweistimmige F-Dur-Invention von J.S. Bach.

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