An einem sonnigen Septembernachmittag mit anderen Familien in den Wald zu gehen, um einem Konzert mit indigenen Kinderliedern zu lauschen, klang für die etwa 70 Personen rund um Sulzbach-Rosenberg sehr einladend. Einladend war vermutlich nicht nur das Konzert, sondern auch der Ort. Am Frohnberg bei Hahnbach veranstaltet der Tonkünstler-Regionalverband nördliche Oberpfalz, gefördert durch den Tonkünstlerverband Bayern im Rahmen der künstlerischen Musikpflege des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst dieses besondere Konzertereignis im Spätsommer 2023.
Flieg wie ein Adler oder: die Kraft der Kinder
Zu Beginn klärte Regina Brandhuber, die auch 1. Vorsitzende des Regionalverbandes ist, mit den Kindern, was ihre Verkleidung bedeutet, und einigte sich mit ihnen, das Wort „Indianer“ zu verwenden, da sich indigene Völker Nordamerikas selbst auch als „Indian Nation“ bezeichnen.
Mit Stirnbändern ausgerüstet machten sie sich zusammen mit der Squaw auf den zehnminütigen Weg. Der märchenhafte Spaziergang ludt ein, in eine andere Welt einzutauchen: Pilze säumten den Wegesrand, die Sonne warf tausendfachen Schatten durch die Bäume, die Luft surrte voller Insekten und weite Moosfelder zwischen den Bäumen ließen den Blick weich werden.
Am „Waldsofa“, einem Sitzkreis aus Zweigen, angekommen begrüßt die Indianerin alle Familien mit der großen Trommel namens „Tamara“, die tief und dumpf das Echo der Bäume heraufbeschwor. Es entstand große Spannung, denn unsere Ohren sind es nicht gewohnt, den Wald klingen zu hören. Die Stimmung war ernst, naturverbunden und schon fast ein wenig demütig.
Plötzlich erklang das erste Lied, in das die Kinder in der Mitte des Platzes mit großen Augen einstimmten, während die Familien ihre Picknickdecken ausbreiteten. Die Indianerin erinnerte die Kinder an ihre Herzenswünsche. Das sind all die Dinge, die man nicht kaufen kann. Die Kinder sollten sie in zwei handgroße Edelsteine flüstern. Sie wurden auf einen Baumstamm in die Mitte des Kreises gelegt. Nachdem mit dem zweiten Lied „Mutter ich spür, wie dein Boden mich trägt“ die Kräfte der Erde gerufen waren, suchten die Kinder Steine, um zusammen einen Kreis um die Wunschsteine zu legen. Das Lied „Hohe Bäume, tiefer Wald“ rief die Kräfte des Waldes und die Kinder legten Zweige als zweite Schicht um die Steine herum. Die dritte Schicht bestand aus blauen Chiffon-Tüchern, mit denen sich die Kinder zuvor zu dem Lied „Der Fluss und ich“ gegenseitig sanft berührten. Federn zierten den Rand des Mandalas und wurden nach dem Echolied „Flieg wie ein Adler“ gesammelt. Die letzte Zutat war die wichtigste: Die Kraft der Kinder! Nach dem Lied „Du bist ein ganz Besond’res Wesen“ legten alle Kinder ihre Stirnbänder wie Sonnenstrahlen um die Mitte. Mit einem lauten Indianerruf schickten sie ihre Wünsche zum Himmel und beendeten damit das Konzert. Es gibt immer einen Grund, um zu singen und zu tanzen. Was wäre Ihr Wunsch für das Waldmandala, den man nicht kaufen kann?
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