Banner Full-Size

Ganz der Musik gewidmet

Untertitel
Zum Tode von Professor Kurt Christian Stier
Autor
Publikationsdatum
Body

Professor Kurt Christian Stier ist wenige Monate nach seinem 90. Geburtstag verstorben – am 31.7.2016 ist sein langes und reiches Künstlerleben zu Ende gegangen, das ganz der Musik gewidmet war.

Bis ins hohe Alter war er im Musikleben Münchens präsent. Voller Ideen und Tatkraft und immer bereit für ein Gespräch eilte er von einer Aktivität zur anderen. Er probte für Konzertauftritte, unterrichtete Schüler, widmete sich im Münchener Tonkünstlerverband der Organisation des Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“, nahm an Sitzungen und Gremientreffen teil. In Gütersloh geboren, erhielt Kurt Christian Stier bereits mit sieben Jahren seinen ersten Geigenunterricht und studierte nach Abschluss der mittleren Reife zunächst an der Staatsmusikschule Braunschweig. Am Staatstheater Braunschweig spielte er – gerade 16 Jahre alt – als Aushilfe in Sinfoniekonzerten, in Opern – und Operettenaufführungen.

Nach Kriegseinsatz, amerikanischer Gefangenschaft und schwerer Erkrankung zögerte er zunächst, welchen beruflichen Weg er weiterverfolgen sollte. Bald griff er jedoch wieder zur Geige, setzte sein Studium an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold fort und vervollkommnete anschließend seine Fähigkeiten an der Kölner Musikhochschule.

In den folgenden Jahren erarbeitete Stier sich ein umfassendes Repertoire an Kammermusik- und Orchesterwerken und erhielt 1958 ein Engagement als 1. Geiger und 1960 als Konzertmeister beim Bayerischen Staatsorchester unter Joseph Keilberth. 1967 übernahm er die Position eines Konzertmeisters beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Gleichzeitig war er 25 Jahre lang Erster Konzertmeister des Münchner Bachchores unter Karl Richter. Mit diesen Orchestern konzertierte er in aller Welt. Gleichzeitig verfolgte Kurt Christian Stier seine Kammermusiktätigkeit weiter, unter anderem mit dem von ihm mitbegründeten Münchner Streichquartett.

Kurt Christian Stier fand neben dem Konzertieren schon früh zur pädagogischen Tätigkeit. 1966 erhielt er einen ersten Lehrauftrag an der Münchner Musikhochschule, wo er 1975 zum Professor berufen wurde. Generationen von Studenten gab er das Rüstzeug für eine solistische Karriere und für eine Tätigkeit als Kammer- und Orchestermusiker mit.

Als Vizepräsident der Hochschule für Musik und Theater München setzte er sich außerdem für die Ausweitung der Veranstaltungstätigkeit der Hochschule ein, um Studenten und jungen Nachwuchsmusikern vermehrt Auftrittsmöglichkeiten und Bühnenerfahrung zu verschaffen.

Nach mehrjähriger Tätigkeit im Vorstand nahm er von Juni 1983 bis Juni 1997 die Aufgabe des 1. Vorsitzenden des Münchner Tonkünstlerverbandes wahr. Als Vorsitzender des Regionalausschusses „Jugend musiziert“ war er bis 2004 tätig und engagierte sich dort noch viele Jahre. Dank seiner Kontaktfreudigkeit und seiner Fähigkeit zur Integration konnte er manche Anliegen des Verbandes vorantreiben und Erfolge insbesondere im Bereich der musikalischen Nachwuchsförderung und der Förderung zeitgenössischer Musik erzielen.

Der Tonkünstlerverband Bayern und der Münchener Tonkünstlerverband sind Prof. Stier dafür dankbar, dass er seine herausragenden Fähigkeiten und Kenntnisse als Künstler und Pädagoge in die Arbeit des Verbandes eingebracht und hier für die „res publica“, für die öffentliche Aufgabe der musikalischen Ausbildung und Bildung in unserem Lande gewirkt hat. Sein Tod erfüllt uns mit tiefer Trauer.

Ort
Autor
Print-Rubriken
Unterrubrik