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Ganztagsschule und Musikunterricht

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Länderkonferenz des DTKV befasste sich mit einem brisanten Thema
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Als Organ des Deutschen Tonkünstlerverbands (DTKV) dient die Länderkonferenz der Vernetzung von sechzehn Landesverbänden des Deutschen Tonkünstlerverbands und dem Ausgleich unterschiedlicher regionaler Interessen. Im vergangenen November widmete sie sich schwerpunktmäßig dem Thema „Ganztagsschule und Musikunterricht“.

Dieses Thema ist in zweifacher Hinsicht brisant: Einerseits geht es um die musikalische Bildung der Kinder und Jugendlichen, die traditionell weitgehend im Privaten angesiedelt war und nun zunehmend in den Geltungsbereich der Schulen übergeht, die ihrerseits strukturell nicht auf den nötigen Einzel- oder Kleingruppenunterricht vorbereitet sind. Andererseits geht gleichzeitig eine Umorientierung der Musikpädagogen einher, deren Existenz unmittelbar damit verbunden ist.

Spezialversicherer der „schönen Dinge“

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der Länderkonferenz Friederike Leithner und Prof. Dr. Regula Rapp, der Rektorin der gastgebenden Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart, stellte Harald Fröhlich kurz die Mannheimer Versicherung, die auch Verpflegung und Rahmenprogramm sponserte, als einen Spezialversicherer der „schönen Dinge“, also auch der Musik und der Musiker, vor. (Bevor Sie eine Versicherung abschließen, erkundigen Sie sich bitte zuerst, ob Sie als Mitglied des DTKV nicht bereits für diesen Fall versichert sind und vergleichen Sie auf alle Fälle verschiedene Angebote.)

Kreativ auf einen Zug aufspringen, der nicht mehr aufzuhalten ist

Mit einem Impulsreferat führte Friederike Haufe das Hauptthema der Tagung „Ganztagsschule und Musikunterricht“ ein. Für die musikalische Ausbildung geht es darum, in kreativer Weise auf einen Zug aufzuspringen, der nicht mehr aufzuhalten ist. Die Entwicklung ist in den Bundesländern zwar bereits unterschiedlich fortgeschritten, die Problematik jedoch identisch. Wo bleibt in der Ganztagsbetreuung beziehungsweise Ganztagsschule Raum für eine musikalische Bildung, für eigenes Musizieren und einen qualitativ anspruchsvollen Instrumental- und Gesangsunterricht? Und dabei geht es natürlich auch um Teilhabe, Inklusion, Diversität, Nachhaltigkeit … Dazu existieren bereits Modelle wie „Jeki“, Klassenmusizieren, „Instrumentenkarussell“ oder „rotierender Unterricht“, der im Vordergrund der Überlegungen stand (Schüler verlassen wöchentlich rotierend den allgemeinen Klassenunterricht, um einzeln den Gesangs- oder Instrumentalunterricht zu besuchen). Von positiven Erfahrungen konnten Markus Menke, Direktor des Hamburger Konservatoriums, sowie Uwe Gaul, der Leiter des Referats „Ganztagsschule“ der dortigen Schulbehörde“, berichten, die live via Telefon von der „Messe für Ganztagsschulen und Partner“ in Hamburg zugeschaltet waren. Im Idealfall, wenn Schulbehörde, Schulleitung, Eltern und engagierte und flexible Musikpädagogen zusammenwirken und auch der nötige finanzielle Hintergrund gesichert ist, funktionieren solche Modelle. Auch wenn im Kreise der Teilnehmer berechtigte Skepsis laut wurde, ob das in der Praxis flächendeckend und auf Dauer gelingen kann, ist doch jeder Schritt begrüßenswert, der musikalische Bildung fördert.

Arbeiten in „World-Cafés“

In kleinen Diskussionsgruppen, sogenannten „World-Cafés“, wurden Eckpunkte für ein Positionspapier erarbeitet, das als Strategie und Arbeitsgrundlage gegenüber Verantwortlichen in Politik und Schule dienen soll. Eine Zwölf-Punkte-Resolution „Musikunterricht in der Ganztagsschule“, die eine Arbeitsgruppe des Tonkünstlerverbands Bayern seit Anfang vergangenen Jahres erstellt hat, kann hier als Grundlage dienen (nmz 11/14). Auch die Zusammenarbeit mit der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ und den verschiedenen Anbietern in der Ganztagsbetreuung wie Sozial-, Wohlfahrts- und Sportverbänden könnte im Sinne musikalischer Bildung zielführend sein, ebenso die Einrichtung von Landesarbeitsgemeinschaften wie der Hamburger LAG „Kinder- und Jugendkultur e.V.“. Ein Hebammen-Chor in Baden- Württemberg oder die Kooperation des Tonkünstlerverbands Sachsen mit einem Erzieherinnen-Ausbildungsinstitut könnten als Beispiele für musikalische Basisarbeit Schule machen.

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