Kaum ist das 28. Tonkünstlerfest verklungen, steht das 29. schon in den Startlöchern. Als Auftakt zu diesem fand am 12. Juni 2022 in Aschersleben „Sacre“, ein Klavierkonzert zu vier Händen mit Michael Wendeberg und Nicolas Hodges, in Kooperation mit der International Academy of Media and Arts Halle/Saale im Rahmen der Konzertreihe „KlangArtVision“ statt.
Resümee
Das 28. Tonkünstlerfest 2021 stand unter doppeltem Vorzeichen. Gelingt es, trotz des kurzfristig vollzogenen Wechsels an der Vereinsspitze und der aktuellen Corona-Verordnung, das Festival durchzuführen? Die Antwort kann nach Abschluss mit einem klaren ja beantwortet werden. Unter Engagement und Federführung des Vorstandes und der neu gewählten Vorsitzenden des Tonkünstlerverbandes Sachsen-Anhalt, Beatrix Lampadius, konnten vor allem neue und jüngere Hörer dazugewonnen werden. Das 28. Tonkünstlerfest stand unter dem Thema „Bela Bartok – Neue Musik aus dem Land für das Land“. Es war erstklassig, farbig und musikalisch eine kompositorische Leistungsschau Sachsen-Anhalts, so die Vorsitzende. Beatrix Lampadius ist studierte Oboistin und diplomierte Musikpädagogin. Sie leitet in ihrer Heimatstadt Aschersleben eine eigene freie Musikschule sowie ein Hotel.
Es wurden insgesamt neun Konzerte innerhalb der Festwoche vom 12. bis zum 20. November 2021 veranstaltet, die unter der Schirmherrschaft des Staatsministers Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur im Land Sachsen-Anhalt, stand. Knapp 50 Schülerinnen und Schüler konnten Dank Ihres engagierten Musiklehrers, Christian Hoffmann, der bis vor Kurzem auch als Vorstand im DTKV mitarbeitete, an den Konzerten teilnehmen und zeigten viel Begeisterung.
Der Auftakt
Am 12. November 2021 um 19.30 Uhr eröffnete die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck unter der Leitung von Jan Michael Horstmann die Festwoche im Gesellschaftshaus zu Magdeburg. In ihrer Begrüßung zeigte sich die Vorsitzende froh und erleichtert, dass das im letzten Jahr wegen Corona ausgefallene Tonkünstlerfest nun stattfinden durfte. Als Ehrengast eröffnete Ministerial Dirigent Claus Peter Boßmann die Festwoche.
Auf dem Programm standen das Divertimento für Streichorchester von Bela Bartok, Resenko (Fresken) op. 24 vom sachsen-anhaltinischen Komponisten Peter Petkow, eine Uraufführung des Flötenkonzertes „Tierra de coelhos“ (Hasenland) von Thomas Walter Maria, in dem Iglika Christine Verständig die Soloflöte spielte, das Capriccio vom Magdeburger Komponisten Thomas König und abschließend „Nyari este“ (Sommerabend) von Zoltán Kodály. Das Konzert war in seiner Fülle und Dauer anspruchsvoll, ließ sich aber aufgrund seiner musikalischen Dichte und der wunderbaren Aufführungsqualität bis zum Schluss genießen. Bei den Schülerinnen und Schülern kam übrigens das Capriccio von Thomas König besonders gut an.
Doppelkonzert in Magdeburg
Am Samstag, 13. November 2021 fanden gleich zwei Konzerte in Magdeburg statt. Eines war das Preisträgerkonzert des 25. Jugendkompositionswettbewerbes am Nachmittag im Gesellschaftshaus in Zusammenarbeit mit dem Musikalischen Kompetenzzentrum und Sinfonietta Dresden. Sachsen-Anhalt hat drei Komponistenklassen, die von engagierten Komponisten betreut werden. Preise gewannen Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren. Der Hauptpreis ging an Louisa Valentina Schewe (10), die ihre erste Komposition einreichte. Die Kompositionen werden incognito eingesendet. Umso erstaunlicher war es, dass in diesem Jahr gerade die Jüngsten den Weg in die Prämierungen schafften. Der Komponistenwettbewerb findet alle zwei Jahre statt. Auch Kinder anderer Bundesländer sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.
Am Abend stand ein ganz besonderes Highlight auf dem Programm: „Béla Bartók trifft Dave Brubeck“. Das Pianisten-Duo Ulrike Mai und Lutz Gerlach löste diese Aufgabe im Veranstaltungshaus „Team21“ in Magdeburg mit Bravour. Die Besucher konnten sich über eigene Kompositionen, Bearbeitungen und Improvisationen für zwei Klaviere freuen, die auch privat gemeinsame Wege gehen. Leider fehlten genau an diesem Abend noch einige weitere Zuhörer. Sicher war vielen auch der Aufwand mit 2Gplus unmöglich, denn gerade am Samstag hatten nur wenige Testzentren geöffnet.
Neue Musik trifft Kleinstadt
Am Sonntag, 14. November, wechselte sich der Konzertort. Die Festivalbesucher konnten nach Aschersleben reisen, um dort im modernen Ambiente einer Turn- und Konzerthalle mit Tribünen für die Zuhörer eine Aufführung der besonderen Art zu erleben. Schülerinnen und Schüler der Tanz- & Musikschule Lampadius präsentierten eine „Liaison – Musik trifft Tanz“. Höhepunkt war der Auftritt der Ballettgruppe zu einem Werk von Matthieu Lussier, das live vom Poulenctrio (Oboe, Fagott und Klavier) gespielt wurde. Dabei gelang es den jungen Balletttänzerinnen sehr gut, die Musik im Tanzstil des Balletts zu interpretieren. Sie malten die musikalischen Bilder quasi tanzend nach. So kamen eine Malerin, ein Vogel, die Katze und eine Tänzerin figürlich vor und wurden zum Leben erweckt. Den Konzertnachmittag rundeten Akki Schulz (Kontrabass) und Ivo Nitschke (Marimba) mit einer Jazzimprovisation ab. Gerade der musikalische Nachwuchs konnte so live erleben, wohin die Reise instrumental gehen kann, wenn man die dafür notwendigen Freiräume lässt, so die Einschätzung von Beatrix Lampadius. Das besondere Geschenk war eine umgehend ausgesprochene Einladung der jungen Interpretinnen und Interpreten zu den Jugendtheaterwochen nach Bad Lauchstädt, wo sie ihre modernen Stücke im Mai noch einmal zum Besten geben durften.
Internationale Gäste
Am Montag, 15. November 2021 hieß es wieder Bühne frei für „Jazz in der Kammer“, der im Forum Gestaltung Magdeburg die Kammerbühne vibrieren ließ. Ungehörte Klänge einer Jazzband um Timo Vollbrecht aus New York (Brooklyn) ließen die Zuhörer hören und staunen. Die vier jungen Musiker aus Deutschland, Österreich und New York arbeiteten mit einer schier endlosen Menge an technischen Hilfsmitteln wie Computern, Loopgeräten, Effektgeräten, Digitaltastaturen und sonstigen Pedals. Heraus kam ein technisierter Jazz, der in dieser Form manche Hörgewohnheiten auf den Kopf stellte.
BigBand-Klänge
Die KonBigBand vom Konservatorium Magdeburg mit Schülern, Studenten, Musikern und Lehrern bekam am Dienstag, 16. November 2021 eine Bühne für sich. Unter der Leitung von Mohi Buschendorf erklangen Kompositionen und Jazz-Arrangements, die eigens mit Themen Bartóks und anderer „Jazzer“ gespickt wurden. Es war ein unglaublich kurzweiliger und interessanter Abend, der auf ein nächstes Mal Lust machte.
Schlagende Kompositionen
„Magdeburger Bilder“ hieß das Konzert am Mittwoch, 17. November 2021 in der Galerie des Forum Gestaltung, zu dem Hermann Naehring am Schlagwerk und Warnfried Altmann an seinen Saxophonen einluden. Naehring hatte mehrere Jahre an (s)einer Suite in elf Sätzen für Schlagwerk, Marimbapon, Japanische Trommel und viele weitere Schlaginstrumente gearbeitet. Nun erklang die gesamte Uraufführung der Suite, die er komplett auswendig zum Besten gab. Es waren Erlebnisse, Bilder und Gesten, die der Komponist mit Magdeburg in Zusammenhang brachte und musikalisch verarbeitet hatte. Sehr spannend, sagten die Schülerinnen und Schüler des Burger-Roland-Gymnasiums, die diesem Konzert hörend, sehend und staunend beiwohnten. Im zweiten Teil erklangen Themen Bartóks, improvisatorisch bearbeitet im Duo mit Warnfried Altmann.
Orgel, Violine und Klarinette
Freitag, 19. November 2021 öffnete sich die Kathedralkirche St. Sebastian zu Magdeburg, um ihre wunderbare Orgel zusammen mit Instrumenten wie Klarinette oder Violine zu Gehör zu bringen. Die vier Musiker um den Kathedralkantor Matthias Mück (Orgel) waren Thomas König (Violine), Jerzy Bojanowski (Klarinette) und Stefan Nusser (Orgel). Letzterer interpretierte eine Uraufführung seines Werkes „Versöhnung“ für Violine und Orgel. Im zweiten Teil versuchten sich die Musiker an einem Improvisationsduell, das Thomas König für sich entscheiden konnte.
Ende mit überraschenden Wendungen
Den Abschluss der Festwoche bildete, anders als sonst, das Schulkonzert „Schüler im Konzert“, das eigentlich in Stendal stattfinden sollte. Da die Inzidenzen dort sehr hoch lagen, war ein Konzertieren in diesem Landkreis nicht mehr möglich. Burg verzeichnete moderatere Zahlen, so dass ein Umzug in die Schulaula des Burger-Roland-Gymnasiums eine gute Möglichkeit darstellte. Dort gaben Instrumentalklassen freier Musikpädagogen des DTKV ein abwechslungsreiches und schönes Schülerkonzert.
Der Vorstand und ich ziehen eine positive Gesamtbilanz. Klar war das nicht ganz allein „unser Fest“, denn die Vorbereitungen hatte im Jahr 2019 und 2020 noch Sigrid Hansen, die ehemalige Vorsitzende, getroffen. Ihr soll an dieser Stelle ganz herzlich für ihre Verdienste gedankt werden. Nach 30-jährigem Engagement für den DTKV Sachsen-Anhalt wurde ihr die Ehrenmitgliedschaft zuteil. Darüber hinaus gab es eine große Überraschung aus der Werkstatt ihres musikalischen Idols Burkhard Glaetzner. Der Professor für Oboe aus Leipzig und Berlin hat sich in seinem Ruhestand vornehmlich der Malerei verschrieben. Beatrix Lampadius ließ als ehemalige Studentin Glaetzners ihre Kontakte spielen. Im Namen des gesamten Vorstandes des DTKV Sachsen-Anhalt konnte sie Sigrid Hansen als Zeichen des Dankes ein Gemälde des Malers und Musikers Burkhard Glaetzner schenken.
Das nächste Tonkünstlerfest Sachsen-Anhalt findet anlässlich des 140. Geburtstages von Igor Strawinsky unter dem Motto „Strawinsky bleibt“ statt. Vom 11. bis zum 18. November 2022 sind acht Konzerte zu erleben. Das gesamte Programm für 2022 ist unter www.tonkünstlerverband-sachsen-anhalt.de/29-tonkunstlerfest-2022