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Gesprächskonzert mit dem Berliner Komponisten Samuel Tramin

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Portraitkonzerte mit der Vorstellung von Komponisten und deren Werken haben immer ihre eigene Faszination und sind deshalb beim Publikum mehr und mehr beliebt. Wie anders kann man der zeitgenössischen Musik tatsächlich auf den Grund kommen, wie verstehen, warum der Tonkünstler diese oder jene Gattung bevorzugt, weshalb er besondere und gerade diese Texte für seine Lieder auswählt, warum er mit Klangphänomenen anders umgeht wie andere Musiker und weshalb er auch mit elektronischen Klängen arbeitet.

Samuel Tramin stellt sich diesen Fragen mit angenehmer Selbstverständlichkeit, ohne Künstlerdünkel – er berichtet von Zufällen, von Bekanntschaften, Möglichkeiten und seinen ausgeprägten geistigen Interessen, die jeweils den Impuls für eine neue Komposition auslösen. Der professionelle Pianist (Ausbildung an den Hochschulen Hannover und Berlin bei Peter Florian,Ulrich Schlie, Alan Marks, Gerald Fauth), der schon seit Jahren als Dozent für die Interpretation Neuer Musik in der Gesangsabteilung der „Hanns Eisler Hochschule“ arbeitet, hat eine grosse Affinität zur Liedkomposition.

Verschiedene Werke dieser Gattung wurden live zu Gehör gebracht:

„Drei Lieder“ nach Texten von Monika Rinck (2004/2005), darunter „mein denken“: „ich hab heut Mittag mein denken gesehen/es war eine abgeweidete Weide mit Buckeln/ …“ – für Mezzosopran und ein frei wählbares Melodieinstrument (welches an diesem Abend vom Komponisten am Klavier dargestellt wurde). Daneben „Drei Vertonungen“ aus den „Seven Poems“ (2004) von W.C. Williams für Stimme und Vibraphone (ebenfalls in der vorgegebenen Besetzung improvisiert, sowie  „Cleopatras last dream“ (2009), die Vertonung des Monologs der Cleopatra aus „Antonius und Cleopatra“ von Shakespeare für Mezzosopran und Klavier.  Für die Gestaltung dieser Hörproben hatte Samuel Tramin die Mezzosopranistin Uta Buchheister mitgebracht, die durch etliche Rundfunk- und CD-Produktionen bekannt ist und lange schon mit dem Komponisten zusammenarbeitet. Die Genauigkeit des Sprachrhythmus aufzunehmen, die dramaturgische Gestaltung durch den Wechsel von rezitatorischen und ariosen Teilstücken darzustellen, dabei den Inhalt der Lieder dem Publikum nahe zu bringen, gelang der Sängerin überzeugend.

Einen besonders starken Eindruck konnte das Klaviersolo „Vom Fremden …und …“ (Nachtstücke im Gedenken an R. Schumann) hinterlassen, in dem Samuel Tramin sich als kongenialer Komponist präsentieren konnte: Ausgehend von Schumanns Thema folgten Veränderungen und Entfremdungen bis zu preparierten Klanggebungen im Flügel sowie Zuspiel über den Computer, die dem Hörer einen Einblick in die Geschichte der Klangmöglichkeiten seit dem 19. Jahrhundert verdeutlichten.

Letztlich gab Tramin mit dem Stück „Station 18 Zechliner Strasse“ für Synthesiser/Elektronik von 2012 nochmals Einblick in die Diversität seines Schaffens. Ein interessanter und aufschlussreicher Abend, der Neue Musik und deren Schöpfer nahezubringen wußte.

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