Die Initiatoren des Musikfes-tivals, Helmut Bieler und Wolfram Graf, haben dem Publikum in diesem Jahr einige besondere Bonbons präsentiert: Gubaidulina und Lindberg auf dem Akkordeon, verbunden mit einem Vortrag über Politik und Neue Musik, ein Multimediaprojekt zur „Antigone“-Tragödie des Sophokles, ein „Jubel-Orchesterkonzert“ der städtischen Musikschule, dazu eine Klaviernacht in drei Etappen, außerdem den „Traumlicht-Liederabend“ und ein „Hallelujah-Orgelkonzert“.
Neue Musik lebt von der Qualität der vorgestellten Werke und, genauso wichtig, der Interpreten. Das ist sicher der Grund, warum sich diese Konzert-reihe bereits im 28. Jahr befindet und ein derart ambitioniertes Programm auf die Beine zu stellen vermag.
Was wäre die Kunst ohne Mäzene? Als Dank für die langjährigen Förderer Udo Schmidt-Steingräber und seiner Frau Delia hat Helmut Bieler den beiden 28 Szenen für Klavier gewidmet – für jedes Jahr eine. Wolfram Graf spielte das Werk ebenso überzeugend, wie weitere Kompositionen von Schönberg, Schostakowitsch, Lohse, Lawall und Graf. Eine „Klaviernacht“ ist eine bewährte Möglichkeit, viel Musik an einem Konzertabend zu bieten. Uta Walther machte in diesem Rahmen die Zuhörer mit Werken von Vivienne Olive, Volker Blumenthaler und dem Altmeister Werner Heider bekannt.
Hier war man Zeuge bei der Auslotung von Klang- und Formextremen. In den „Nachtspuren“ zu vorgerückter Stunde lud Laura Konjetzky zum Vergleich zwischen Frédéric Chopin und eigenen Kompositionen ein, alle „Nocturne“ betitelt. Chopin überzeugte durch konzentrierte Aussagen. Beim „Traumlicht-Liederabend“ stellten die Sopranistin Irmhild Wicking und der Pianist Björn Lehmann Werke von Hindemith, Rihm und Zdralek vor. Was bedeutet „Jubel-Orchesterkonzert“? Der Jubilar Helmut Bieler (er wurde im Juni 75 Jahre alt), hatte dem Orchester der Städtischen Musikschule Bayreuth das fast zwanzigminütige Werk „Rondello“ gewidmet. Es verlangte nicht nur dem jugendlichen Orchester unter der Leitung von Nicolaus Richter hohe Konzentration ab. Auch der Hörer war gefordert. Weitere Beiträge durch einige Schüler zeigten das hohe Niveau der Arbeit mit dem musikalischen Nachwuchs, so Bielers „Movimento“ für Violine und Klavier. In diesem Jahr wechselten die Festival-Manager auch in eine Kirche. Hartmut Leuschner-Rostoski spielte auf der gerade erst renovierten großen Orgel der Stadtkirche ein abwechslungsreiches und klangfarbenprächtiges „Hallelujah-Orgelkonzert“ mit Werken von Bieler, Ligeti, Kopelent, Nilsson, Rihm und Pflüger. Vor allem die „Aria, Opus 192“ von Wolfram Graf, dem Gedenken Albert Schweitzers gewidmet, war in der transparenten Wiedergabe durch den Organisten ein Höhepunkt. Den Abschluss des Festivals bildete das Multimedia-Projekt „Antigone und Kreon“ nach dem Text des griechischen Dichters Sophokles. Achim und Ulrike Bieler, sowie Toni Gojanovic und Elena Lorenzon hatten die Szenen erarbeitet. Einen Chor, wie sonst in antiken Tragödien, gab es hier nicht. Mit Vokalisen kommentierte Maria Schmalhofer die Handlung, sparsam unterstützt durch Helmut Bieler am Klavier und Bernd Kremling mit ausgewählten Perkussions-Instrumenten. Die Reaktion des Publikums war verhalten. Nochmals zurück zum Eröffnungsabend: Einen außerordentlich starken Eindruck hinterließ der sensible und noch junge Tastenvirtuose Harald Oeler am Akkordeon. Die Sonate „Et exspecto“ von Sofia Gubaidulina wurde unter seinen Händen zu einem umwerfend faszinierenden Erlebnis.