Bei denkbar schlechtem Wetter, aber in bester Stimmung erreichten die Teilnehmer der letzten Länderkonferenz das historische Städtchen Osnabrück. In der Städtischen Hochschule war durch den niedersächsischen Regionalverband Osnabrück alles bestens für die Sitzungen vorbereitet.
Prof. Sascha Wienhausen, Studiendekan und Leiter des Instituts Musik der Hochschule Osnabrück, begrüßte die aus ganz Deutschland angereisten Berufskollegen mit herzlichen Worten sowie einer kurzen, aber eindrucksvollen Vorstellung der Schwerpunkte seiner Hochschule. Zehn Landesverbände waren vertreten: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saar, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Eine engagierte und kompetente Runde, die von den Erfahrungen des letzten Jahres berichten konnte und so im Diskurs mit den Kollegen zu vielen Fragen und Wünschen ins Gespräch kam.
Interessant war zu Beginn der Sitzung ein Vortrag von Thomas Luef, dem Bezirksdirektor und Experten für Musikinstrumentenversicherungen der Mannheimer Versicherung, der über neue Konzepte und Anpassungen der „Mannheimer“ berichtete und sich aufgeschlossen zeigte für die vielen Anfragen aus dem Kreis der Tonkünstler über die Grenzen der Berufshaftpflicht, der Instrumentenversicherung und der möglichen Versicherung gegen Schlüsselverlust (Beispiel: Musikschulschlüssel).
Nach dem Kurzbericht der Ländersprecherin Friederike Leithner, deren Amtszeit offiziell an diesem Tag endete, wurde der stellvertretende Vorsitzende Reinhard Ardelt verabschiedet, der sich aus beruflichen Gründen nicht zur Wiederwahl stellte. Wiedergewählt wurden im folgenden Wahldurchgang einstimmig (mit zwei Enthaltungen) Friederike Leithner vom LV Niedersachsen als Vorsitzende der Länderkonferenz des DTKV sowie als neue Stellvertreterin Stephanie Dathe vom LV Sachsen.
Die Geschäftsführerin des LV Bayern, Andrea Fink, stellte sehr umfangreich und kompetent die neuen Ergebnisse zum Qualitätszertifikat vor, das in Bayern gemeinsam mit den Verbänden DTKV und VBSM (Verband Bayerischer Sing-und Musikschulen) mit Unterstützung des Bayerischen Kultusministerium wirksam werden konnte. Im Folgenden ein Zitat aus den „Richtlinien zum Qualitätszertifikat“:
Zielsetzung des Zertifikats:
- Das Zertifikat weist die musikpädagogische Befähigung und die Voraussetzungen für einen qualitativ hervorragenden Musikunterricht im genannten Fach nach.
- Es gilt gleichermaßen für Unterricht an Musikschulen uns privaten Musikinstituten, für freiberuflichen Musikunterricht sowie für Musikunterricht an öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Volkshochschulen oder ähnlichen Einrichtungen.
- Das Zertifikat ist der Nachweis dafür, dass der erforderliche Qualitätsstandard auch für den Unterricht im Rahmen der offenen und gebundenen Ganztagesschulen und der Ganztagesbetreuung besteht.
- Das Zertifikat ermöglicht im Falle der grundsätzlichen Zustimmung der jeweiligen Schulleitung bzw. Des Sachaufwandsträgers die Werbung des Zertifikatsinhabers für den Unterricht im genannten Fach an allgemein bildenden Schulen und die Überlassung öffentlicher Räume.
- Das Zertifikat ist der Nachweis, dass der Inhaber seinen Unterricht nach künstlerischen und pädagogischen Kriterien ausrichtet.
- Das Zertifikat ist der Nachweis dafür, dass die musikpädagogischen Voraussetzungen für eine projektbezogene Förderung durch öffentliche Mittel z.B. im Rahmen der Begabtenförderung, sozialer Maßnahmen wie Integration und im Bereich der Jugend- oder Seniorenarbeit erfüllt sind.
Dieses Qualitätsgutachten in Kooperation mit dem Ministerium trifft den Kern der Bemühungen der Tonkünstlerverbände seit mehr als 150 Jahren. Damals wurde der Berufsverband zur Sicherung der Qualität des Musikunterrichts von Hochschulprofessoren gegründet.
Umso wichtiger wäre es, diese Qualitäts-Zertifikate in allen Landesverbänden einrichten zu können. Auch von Projektförderungen war die Rede, die im Verbund mit dem TKV Bayern und dem Ministerium möglich sind – diese dürften für kleinere Länder Traumschlösser sein. Dennoch sind die Erfolge in Bayern für alle Landesverbände ein Hoffnungsschimmer im Hinblick auf mögliche Aktivitäten.
Ebenfalls über Förderkonzepte und Zertifikationen berichtete der als Gast geladene Vorsitzende des bdpm (Bundesverbandes Deutscher Privatmusikschulen) Mario Müller. Ein 30-seitiges Gutachten über die Situation der Privatmusikschulen liegt vor, das u.a. das Grundrecht auf Musikunterricht für jeden Menschen fordert, sowie auch die freie Wahl der Familien auf Unterricht in öffentlichen oder privaten Musikschulen.
Das Referat des Geschäftsführers des Landesverbandes Sachsen, Christian Scheibler, über die derzeitige Situation der Musikschulen in seinem Bundesland gab weitere Aufschlüsse über die bedenkliche Situation dieses Berufsfeldes. Für Musikunterricht gibt es hier lediglich 15 Prozent staatliche Mittel und zirak 30 bis 40 Prozent Musikschulförderung, letztlich müssen 40 Prozent Eigenmittel erbracht werden. 70 Prozent der Lehrer sind nur freiberuflich – also ohne festen Arbeitsvertrag – tätig, und trotzdem werden knapp 80 Prozent des Geldes für die Musikschulverwaltung sowie einige wenige angestellte Lehrer verbraucht. Die Problematik ist offensichtlich: Trotz Künstlersozialkasse und regelmäßiger Arbeitsauslastung endet der Weg in die Rente bei den meisten freiberuflichen Musikern in der Grundsicherung.
Die Berichte aus den Landesverbänden lagen vorwiegend schriftlich vor und geben einen guten Überblick über die Aktivitäten der Tonkünstler bundesweit. Thematisiert wurde nochmals die bundesweite Musiklehrersuche, zu deren Verwirklichung der stellvertretende Vorsitzende des LV Berlin bereits in der Länderkonferenz 2014 und auf der Bundesdelegiertenversammlung in Berlin ein Konzept vorgelegt hatte. Diesem haben nun neben Berlin, Hamburg und Bremen auch die Landesverbände Niedersachsen und Baden-Württemberg zugestimmt und somit einen Start des Programms ermöglicht.
Die Vizepräsidentin Dr. Krause-Pichler stellte den bundesweiten Wettbewerb des DTKV für Integrations-Kitas und -Grundschulen vor, für den die Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters die Schirmherrschaft übernommen hat (s. Artikel). Hierbei prämiert der DTKV im Jahr 2016 verschiedene Preisträger als „hervorragenden Integrations-Institutionen 2016“ mit einer Urkunde.
Am Abend erwartete die Versammlung ein eindrucksvolles Konzert im Konzertsaal der Musikschule mit Komponisten und Musikern des LV Osnabrück.