München. Es ist Samstag, ein heißer Sommertag – ganz München ächzt unter hohen Temperaturen und verharrt möglichst bewegungslos im Schatten. Ganz München? Nein, im Landesamt für Vermessung treffen um 9.30 Uhr mehrere Leute mit Instrumentenkästen ein. Es sind Mitglieder des Münchner Behördenorchesters, die extra früh gekommen sind, um beim Aufbau für die Probe zu helfen. Vor die Musik haben die Götter das Heranschleppen von Notenpulten und Stühlen gesetzt und genau das machen die Fleißigen, die den großen Prüfungssaal des Vermessungsamtes nun in einen Proberaum verwandeln.
Wenn Leute an einem sommerlichen Samstag nicht das Freibad, sondern freiwillig eine Orchesterprobe aufsuchen, dann muss der Elan für das Musizieren tief und echt sein. Diese Begeisterung ist im Münchner Behördenorchester seit seiner Gründung durch Günter Maier zuhause, denn abgesehen davon, dass es gar nicht wenige Leute gibt, die ihrem Behördenorchester seit vielen Jahren die Treue halten, war es auch immer so, dass anspruchsvolle Programme erarbeitet wurden. Seit Günter Maier aus gesundheitlichen Gründen die Leitung aufgeben musste, leitet Prof. Eckhart Hermann die Geschicke des Orchesters. Auch er setzt diese Linie bei der Programmgestaltung fort, ausschließlich erstklassige Musik zu erarbeiten und aufzuführen.
Mit dem Glockenschlag 10 Uhr beginnt die Probe; Eckhart Hermann kündigt an, dass für die Arbeit an schweren Stellen von Beethovens Coriolan-Ouvertüre oft abgebrochen werden müsse und dann beginnt sofort die Präzisionsarbeit an vertrackten Synkopenstellen. Das Orchester folgt aufmerksam, verbessert sich schnell und sieht die Notwendigkeit des Abbrechens ein. Schon längst proben sie nach der Parole: nicht nur durchspielen! Das Durchspielen ist dann die Belohnung für vorheriges genaues Arbeiten an Rhythmus und Dynamik.
Für das nächste Konzert ist außer „Coriolan“ auch die Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 von Johannes Brahms geplant, ein Werk, bei dem die volle Bläserbesetzung des Orchesters gefordert ist. Alle sind konzentriert drei Stunden lang bei der Sache, daran kann auch die hereindrängende Hitze nichts ändern. Es werden einzelne Instrumentengruppen geprobt, um das Aufeinander-Hören zu trainieren, es werden schwierige Stellen wiederholt und verbessert, bis das Ergebnis alle zufriedenstellt.
Eckhart Hermann will seinen Spielern auch etwas mitgeben, Hausaufgaben nämlich. Er macht einige Vorschläge, welche ausgewählten Stellen durch häusliches Üben deutlich gewinnen könnten. Er möchte, dass seine Musiker auf diese Weise eintauchen können in Beethovens stürmische und Brahms’ jugendbewegte Musik. Und weil die Mitglieder des Münchner Behördenorchesters begeisterungsfähig und diszipliniert sind, gelingt es ihnen, dass bereits in der Probe Ouvertüre und Serenade klanglich aufzublühen beginnen. Und ein seliges Lächeln auf manchem Gesicht lässt ahnen, wie glücklich es machen kann, gemeinsam großartige Musik zu gestalten.
Dieses gelungene Förderprojekt zur Integration und Völkerverständigung wurde vom Tonkünstlerverband Bayern 2019 als förderfähig bewilligt und mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst im Rahmen der Projektförderung der freiberuflichen Musikpädagog/-innen unterstützt. Haben Sie ein ähnliches Projekt und sind als freiberufliche/r Musikpädagog/-in tätig? Dann empfehlen wir Ihnen, sich über die Projektförderung zu informieren. Die Grundsätze zur Projektförderung sowie alle Informationen dazu finden Sie auf der Website www.dtkvbayern.de unter Service/Downloads. Gerne berät die Geschäftsstelle zur Projektförderung.