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Herausragende Dienste um das Musikland Hessen

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Der DTKV trauert: Zum Tode von Heinz Krämer und Professor Alois Kottmann
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Im Dezember 2021 verlor der DTKV Hessen zwei herausragende Persönlichkeiten: den Ehrenvorsitzenden des DTKV Hessen Heinz Krämer und Prof. Alois Kottmann. Beide Musiker waren überragende Geiger und haben vor allem nach dem Krieg den wieder neu gegründeten Tonkünstlerbund tatkräftig unterstützt: Heinz Krämer sogar als langjähriger Vorsitzender des Frankfurter Tonkünstlerbund.

Alois Kottmann wurde aufgrund seiner Verdienste für den Tonkünstlerverband vor allem in den Aufbaujahren am 28. April 2013 vom FTKB zum Ehrenmitglied ernannt. Heinz Krämer wurde aufgrund seiner Verdienste für den DTKV anlässlich seines 80. Geburtstags zum Ehrenvorsitzenden des DTKV Hessen ernannt. Im Dezember starben nun beide Musiker: am 04.12.2021 starb Prof. Alois Kottmann im Alter von 92 Jahren und am 19.12.2021 Heinz Krämer im Alter von 96 Jahren.

Heinz Krämers musikalisches Element war das Streichquartett. Diese Liebe begleitete ihn sein ganzes musikalisches Leben. Zur Geige ist Heinz Krämer per Zufall gekommen: Als er zum Gymnasium zugelassen wurde, meinte der Vater, dass er nun auch ein Instrument lernen müsse. Die Wahl fiel auf die Geige, da ihm ein Kollege eine Geige nebst Zubehör für 15 Reichsmark anbot - viel Geld für einen Schlosser, der eine ganze Familie unterhalten musste, aber noch finanzierbar. Die Unterrichtsbedingungen waren sehr abenteuerlich: Sie fanden teilweise während Luftschutzwachen in der Schule statt. Dort hat Heinz Krämer auch seine ersten Streichquartett-Erfahrungen machen können. Seinen ersten „richtigen“ Geigenunterricht erhielt Henz Krämer dann in der legendären Krögerstraße 11, der späteren langjährigen Geschäftsstelle des FTKB, bei Dr. Hoff.

Nach seinem Wehrmachtdienst und der Kriegsgefangenschaft erfolgte dann das eigentliche Musikstudium. Heinz Krämer studierte aber nicht nur Geige: Neben einem breitaufgestellten Musikstudium in den Fächern Geige, Komposition und Schulmusik studierte er Religion, Englisch und Deutsch. Der Studiendirektor gründete und leitete die Musikschule Kelkheim sowie das Kelkheimer Kammerorchester und war langjährlicher Vorsitzender sowohl beim FTKB als auch beim DTKV Hessen. Für seine herausragenden Dienste für die Musiklandschaft Hessen wurde er mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet.

Prof. Alois Kottmann hinterlässt eine große Lücke - nicht nur beim FTKB. Über das Wirken des renommierten Geigers findet man inzwischen sogar Artikel bei Wikipedia. Er spielte auch eine herausragende Rolle als Förderer des Musiklebens und des musikalischen Nachwuchses in der Rhein-Main-Region.

Kottmann hat in seinen langen Wirkungsjahren als Dozent sowohl an Dr. Hoch’s Konservatorium, als auch an der Musikhochschule Frankfurt, der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz gelehrt. An den genannten Ausbildungsinstituten des Rhein-Main-Gebietes hat er mehrere Generationen Streicher ausgebildet. Dabei stand für ihn nicht nur die geigerische Vervollkommnung seiner Studenten im Vordergrund. Er schwor seine Studenten immer auf die Bedeutung der Musik als höchste Form der Kommunikation ein. Die Pflege dieses Ideals vor allem in der Ausbildung des Streichernachwuchses in der Tradition Carl Fleschs mündete 2001 zur Auslobung des Alois-Kottmann-Preises für klassisches, sangliches Violinspiel, der bis 2018 jährlich zusammen mit der Stadt Frankfurt durch einen Wettbewerb verliehen wurde. Er hat darüber hinaus bei den durch ihn gegründeten Internationalen Hofheimer Musiktagen viele weitere junge Musiker und Musikerinnen – darunter auch mich – in ihrer musikalischen Laufbahn nachhaltig geprägt. Sein tiefes Verständnis und seine bedingungslose Hingabe zur Musik haben auf alle, die mit ihm arbeiten durften, einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Mit seinen renommierten Ensembles Collegium Instrumentale Alois Kottmann und den Kottmann-Streichern hat Prof. Alois Kottmann auch einige Konzertreihen ins Leben gerufen, die teilweise bis heute Bestand haben und hochgeschätzt werden. So werden die Philippsruhe Schlosskonzerte in Hanau seit Jahren von einem Förderverein getragen. Die künstlerische Leitung sowohl der Philippsruhe Schlosskonzerte als auch des Collegium Instrumentale hat Prof. Alois Kottmann noch zu Lebzeiten an seinen Sohn Boris Kottmann übertragen. Es bleibt daher zu hoffen, dass das Wirken Prof. Alois Kottmanns auch nach seinem Tode ausstrahlen wird.

Die Liste der Ehrungen, die Prof. Kottmann erhielt, ist lang. Herauszuheben ist hier die Ehrenprofessur der Hochschule für Musik Frankfurt, der Verdienstorden des Landes Hessen am Bande und der 2006 verliehene Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

Der DTKV Hessen trauert um zwei herausragende Musiker und beeindruckende Menschen.


 

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